Die nächsten Wochen vergingen in einem ruhigen, gleichmäßigen Rhythmus, doch Hogwarts war nie wirklich still. Harry und Cassian trafen sich regelmäßig zur Nachhilfe, und während Harry seine Fähigkeiten in Zaubertränken verbesserte, wuchs auch die Freundschaft zwischen den beiden. Harry lernte, intuitiver mit Tränken umzugehen, und Slughorn bemerkte bald die Fortschritte, die Harry in seinem Unterricht machte. Cassian war für Harry zu einem verlässlichen Begleiter geworden, aber noch etwas anderes schwebte unausgesprochen zwischen ihnen, etwas, das Cassian selbst nicht ganz verstand – zumindest noch nicht. Der Oktober brach herein, und das erste Quidditch-Spiel der Saison stand bevor: Gryffindor gegen Hufflepuff. Das Wetter war typisch für die Jahreszeit – regnerisch und stürmisch, der Wind heulte durch die Ländereien und ließ das Quidditch-Feld wie ein Schlachtfeld wirken. Harry, nun in seiner Rolle als Kapitän, schien die äußeren Umstände kaum zu bemerken, als er in der Umkleidekabine stand und sein Team auf das Spiel einstimmte.
»Es ist wieder mal ein miserables Wetter da draußen«, begann Harry und sah in die Gesichter seiner Teamkollegen, die sich angespannt auf das bevorstehende Spiel vorbereiteten. »Aber das sollte uns nicht aufhalten. Wir haben das drauf, wir sind besser als Hufflepuff. Bleibt konzentriert, passt aufeinander auf, und haltet euch bereit. Wir holen uns den Sieg.« Ginny, Andrew und die anderen nickten entschlossen, und Cassian, der neben Andrew saß, spürte, wie sich die Aufregung in der Kabine verdichtete. Es war Harrys erste Saison als Kapitän, und trotz des schlechten Wetters war der Teamgeist stark. Cassian selbst war noch nicht lange Teil des Gryffindor-Teams, doch er hatte sich schnell eingefunden. Seine Position als Treiber, zusammen mit Andrew, passte perfekt zu ihm, und er hatte sich bewiesen. Jetzt galt es, all das auf dem Feld zu zeigen.
»Cassian, Andrew«, rief Harry und sah die beiden an. »Euer Job ist heute besonders wichtig. Der Wind macht es schwer für die Klatscher, und das Spiel wird durch den Regen noch unberechenbarer. Passt auf, dass Ron nicht zu viel Druck abbekommt.« Cassian nickte, spürte die Vorfreude in seinem Inneren aufsteigen. Das Spiel würde nicht einfach sein, aber er liebte die Herausforderung.
»Keine Sorge, Harry. Wir lassen keinen Klatscher durchkommen.« Mit einem letzten aufmunternden Nicken schnappte sich Harry seinen Besen.
»Gut, Leute. Lasst uns rausgehen und zeigen, was wir draufhaben.« Kaum hatten sie das Feld betreten, schlug ihnen der Regen ins Gesicht, und der Wind tobte über das Spielfeld. Die Zuschauer auf den Tribünen waren eingemummelt in dicke Mäntel und Regenumhänge, und doch hallte ihr Jubel durch das Stadion. Gryffindor und Hufflepuff standen sich gegenüber, und obwohl das Wetter die Sicht erschwerte, waren beide Teams entschlossen, das Beste daraus zu machen. Madame Hooch gab das Zeichen, und die Spieler schossen in den stürmischen Himmel. Das Spiel war sofort intensiv, die Jäger kämpften gegen den Wind, während die Klatscher in den Böen unberechenbar umherwirbelten. Cassian und Andrew hatten alle Hände voll zu tun, die Klatscher abzuwehren und ihre Mannschaft zu schützen. Doch trotz des ständigen Regens und der Sturmböen lieferten sie eine beeindruckende Leistung ab. Nach einer halben Stunde führte Gryffindor mit 80 zu 40 Punkten. Cassian und Andrew hatten mehrere gezielte Klatscher abgewehrt, während Ginny und die anderen Jäger ihre Positionen gehalten hatten. Ron, als Hüter, hatte sich wacker geschlagen und einige schwierige Bälle abgefangen. Doch der Wind wurde stärker, und das Spiel gewann an Härte. Cassian flog dicht an Andrew vorbei, als sie gemeinsam einen Klatscher abwehrten, der gefährlich nah an Ginny vorbeigezischt war.
»Guter Schlag!«, rief Andrew, während sie wieder auf Position gingen. Dann, nach einer Stunde, kam der Moment, den Harry ungeduldig erwartet hatte. Cassian sah, wie der andere plötzlich auf seinem Besen in eine andere Richtung schoss, die Augen auf einen kleinen, goldenen Schimmer am Rande des Spielfeldes gerichtet – den Schnatz.
»Er hat ihn gesehen!«, rief Ginny aufgeregt, und das Team reagierte sofort, indem sie versuchten, Harry Deckung zu geben. Der Hufflepuff-Sucher war bereits hinter ihm her, doch Harry hatte einen klaren Vorsprung. Der Schnatz tanzte im Wind, flog in wilden Bögen, während Harry alles gab, um ihn zu fangen. Doch der Sturm machte es schwierig, den kleinen Ball zu greifen. Der Regen prasselte auf Harrys Brille, der Wind riss an seinem Umhang, und die Sicht war verschwommen. Trotzdem blieb er fokussiert, seine Hand ausgestreckt, als er dem Schnatz immer näher kam. Cassian sah es von weitem – Harry war nur noch Zentimeter von dem Ball entfernt, doch im nächsten Moment erfasste eine plötzliche Böe dessen Besen, riss ihn zur Seite und ließ ihn den Halt verlieren.
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Der Weg des Erben
FanfictionWas wäre, wenn Severus Snape nicht nur Geheimnisse und Bitterkeit in sich trüge, sondern auch einen Sohn, von dem niemand wusste? Cassian Snape, hochbegabt, rebellisch und voller Geheimnisse, kehrt nach einem Rauswurf aus Beauxbatons nach Hogwarts z...