Kapitel 8

131 22 4
                                    

Ein paar Tage später betrat Cassian das Zaubertränkeklassenzimmer, wo Harry bereits an einem der Tische saß und sich in seine Notizen vertiefte. Er sah auf, als Cassian hereinkam, und grinste leicht.

»Hey, Cass«, sagte er locker. »Bereit für eine weitere Stunde Nachhilfe?« Cassian nickte und setzte sich neben Harry, seine Gedanken waren jedoch nicht ganz bei den Tränken. Er war noch immer etwas überwältigt von der Aufregung des Vortags – seinem Geburtstag. Es war das erste Mal seit Jahren, dass er wirklich das Gefühl gehabt hatte, dass es für jemanden von Bedeutung war. Er hatte nie großen Wert auf solche Anlässe gelegt, doch diesmal war es anders gewesen, den diesmal war sein Vater dagewesen und Cassian nicht weit weg in Beauxbatons.

»Ach, übrigens«, begann Harry, während er in seine Tasche griff, »ich hab da was für dich.« Er zog ein kleines, sorgfältig verpacktes Paket heraus und schob es Cassian mit einem breiten Grinsen hinüber. Dieser blinzelte verwundert und sah Harry an.

»Ein Geschenk? Für mich?«

»Natürlich«, sagte Harry und zuckte mit den Schultern, als wäre es das Normalste der Welt. »Andrew hat ja gestern laut genug im Gemeinschaftsraum für dich gesungen. Ich glaube, es war unmöglich, nicht zu wissen, dass du Geburtstag hattest.« Cassian lachte leise und schüttelte den Kopf.

»Ja, das war... ein bisschen peinlich«, gab er zu. »Aber ich habe nicht erwartet, dass du mir etwas mitbringst.« Harry zuckte erneut mit den Schultern und lächelte.

»Es ist nicht viel, aber ich dachte, es könnte dir gefallen.« Cassian nahm das kleine, rechteckige Päckchen entgegen und begann es vorsichtig auszupacken. Unter dem Papier kam eine schmale, kunstvoll geschnitzte Schatulle zum Vorschein. Sie war aus dunklem Holz gefertigt, mit feinen, filigranen Mustern auf dem Deckel. Er öffnete sie vorsichtig, und sein Atem stockte für einen Moment, als er sah, was darin lag: Ein wunderschöner, silberner Federkiel, an dessen Spitze ein kleiner schwarzer Edelstein funkelte. Cassian sah Harry an, verblüfft.

»Der ist wunderschön«, sagte er. Harry nickte leicht und lehnte sich zurück.

»Es ist mehr als nur ein Federkiel«, erklärte er. »Ich habe mit Hermine darüber gesprochen – es ist verzaubert. Damit kannst du... wie soll ich sagen... deine Gedanken festhalten, auch wenn du sie noch nicht vollständig formuliert hast. Es hilft dir, deine Ideen klarer zu fassen. Ich dachte, du würdest das nützlich finden.« Cassian sah den Federkiel an, und ein kleines Lächeln schlich sich auf sein Gesicht.

»Harry, das ist... unglaublich«, sagte er leise, als er den Kiel in die Hand nahm und das Gewicht spürte. »Ich... weiß gar nicht, was ich sagen soll. Es ist perfekt.«

»Du musst nichts sagen«, antwortete Harry, etwas verlegen über das Lob. »Ich dachte nur, es könnte dir gefallen. Du bist doch immer so viel am Schreiben und Nachdenken.« Cassian drehte den Federkiel in den Händen und bewunderte die feine Handwerkskunst. Er fühlte, dass dieses Geschenk mehr als nur ein nützliches Werkzeug war – es war etwas Persönliches, ein Zeichen dafür, dass Harry ihn wirklich verstanden hatte.

»Es bedeutet mir viel«, sagte er ehrlich und sah Harry in die Augen. »Danke, wirklich.« Harry lächelte leicht, und für einen Moment schien eine stille Übereinkunft zwischen ihnen zu herrschen – eine, die nichts mit Zaubertränken oder Quidditch zu tun hatte, sondern mit einer wachsenden Freundschaft und etwas mehr, das sich zwischen ihnen entwickelte. Cassian legte den Federkiel behutsam in die Schatulle zurück und schloss sie, als ob er ein wertvolles Geheimnis bewahren würde.

»Ich werde ihn gut nutzen«, versprach er leise und sah Harry dankbar an.

»Ich bin sicher, dass du das tust«, erwiderte Harry, ehe er lächelnd hinzufügte: »Aber jetzt lass uns sehen, ob du mir auch mit diesem Heiltrank helfen kannst.«

Der Weg des ErbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt