7 • Nackt

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Jamals Sicht:

Mit einer scharfen Holzspitze ritze ich einen weiteren Strich in den am Boden liegenden Baumstamm. Es ist der siebte Strich. Es ist der siebte Tag auf dieser Insel. Seit einer Woche befinde ich mich nun schon mit Flo irgendwo im Nirgendwo. Fernab der Heimat. Fernab von der Familie.

Unsere leise Hoffnung war, dass wir schnell gerettet werden würden. Tja - daraus wurde wohl leider nichts. Wie lange wir noch hier bleiben werden? Wann wir endlich gerettet werden? Ob wir überhaupt gerettet werden? Weder ich noch Flo wissen auf eine Antwort auf diese Fragen. Fakt ist: wir sind auf uns gestellt.

Während in den ersten Tagen der pure Überlebenskampf die große Herausforderung war, sind wir mittlerweile gut damit zurechtgekommen. Bis zur Mittagszeit - sofern wir das mit der Sonne immer abschätzen können - ernähren wir uns von einfachen Beeren, die wir im Wald finden. Am Abend essen wir Fisch, den Flo im Meer fängt. Als Trinkwasser nutzen wir den nahe gelegenen Fluss, der glücklicherweise genügend Wasser führt, sodass wir uns um die Wasserversorgung keine Sorgen machen müssen. Mittlerweile beherrsche ich auch das Feuermachen, nachdem es mir Flo beigebracht hat. Wir beide verstehen uns mit jedem Tag immer besser. Reden viel miteinander, machen Scherze untereinander und versuchen irgendwie mit dieser Situation zurechtzukommen.

Die größte Herausforderung ist aber mittlerweile längst die Langeweile geworden. Nach einer Woche merke ich richtig, wie sehr ich im Alltag von meinem Handy und dem Dasein als Fußballprofi abhängig bin. Auch vermisse ich meine PlayStation. Quasi alles, was mir gefallen hat und mich unterhalten hat, wurde mir genommen. Als großer Ekelfaktor hat sich auch die Kloproblematik herausgestellt. Dass ich mein Geschäft auf einem kalten Waldboden einmal verrichten muss und mit der Hand vergraben muss, ist wirklich eklig des Todes. Damit wir nicht die gesamte Insel vollscheissen, haben Flo und ich feste Toilettenzonen vereinbart. Jeder hat im Wald seinen eigenen Bereich, um zu pinkeln oder groß zu machen. Bin ich froh, wenn ich endlich wieder zuhause bin und vernünftig auf die Toilette gehen kann.

Was mich am aller meisten aber mittlerweile stört ist der Gestank. Der Gestank meiner eigenen Klamotten. Am Fluss habe ich mich zwar am Körper schon mehrmals abgewaschen, aber die Klamotten sind unberührt. Geekelt von mir selbst rieche ich an meinem T-Shirt und der Unterhose, die man uns gnädigerweise angezogen hat. Flo, der neben mir am Strand liegt, fällt wohl auf, was ich gerade mache.

„Du stinkst echt abartig" - ja, dem kann ich nur zustimmen: „Du riechst auch nicht gerade besser.", entgegne ich.

„Dieser Geruch macht mich ganz wahnsinnig. Der ganze Schweiß klebt an meiner Haut.", beklagt sich Flo.

„Diese drückende Hitze macht es auch nicht besser. Wie viel Grad wir wohl haben? 35?", frage ich.

„Über 30 Grad sind es bestimmt. Aber mit der Luftfeuchtigkeit fühlt es sich an wie 40 Grad....Tut mir leid das zu sagen, Jamal. Aber ich kann diese Fetzen nicht mehr tragen.", wird Flo deutlich.

„Worauf willst du hinaus?" - „Nun....es mag sich zwar komisch anfühlen. Aber wenn wir die Klamotten im Fluss waschen, wird es zumindest für eine Zeit lang besser sein.", schlägt Flo vor.

„Bis die aber mal trocknen wird es dauern. Was sollen wir in der Zwischenzeit tragen?", hinterfrage ich Flo's Vorschlag.

Er antwortet gar nicht, sieht mich nur an. An seinem Blick weiß ich sofort, was er wirklich meint.

„Nackt! Du willst hier nackt rumlaufen?", sage ich Flo allen Ernstes.

„Uns sieht ja sonst keiner. Und es wäre ja nur für so lange, bis unsere Sachen wieder trocken sind.", versucht mich Flo zu überzeugen.

„Flo, ich weiß wirklich nicht. Dir nackt gegenüberzutreten. Für längere Zeit. Da fühle ich mich irgendwie komisch dabei.", sage ich mit gesenktem Kopf und leicht beschämt.

„Komm, Jamal. Gib dir einen Ruck. Ich würde ja nichts sehen, was ich nicht auch schon bei der Nationalmannschaft beim Duschen gesehen habe.", bemüht Flo sich weiterhin mich umzustimmen. Er tritt mir daraufhin näher. Nur noch wenige Zentimeter trennen uns. Nervös werde ich innerlich. „Gib dir einen Ruck. Du wirst sehen, danach wird es dir besser gehen, wenn du endlich von diesen Klamotten befreit bist und nicht mehr diesen Geruch die ganze Zeit ertragen musst."

Na schön - damit hat er mich nun tatsächlich bekommen. Wiederworte brauche ich bei Florian Wirtz wirklich nicht bringen - er ist sehr überzeugend mit dem was er sagt. Mit einem Lächeln im Gesicht geht Flo voran auf dem Weg zum Fluss.

Dort angekommen fackelt er nicht lange und reißt sich sofort sein Shirt vom Leib. Ein lautes, fast schon befreiendes Stöhnen entweicht ihm. „Boah tut das gut", entkommt aus seiner stöhnenden Stimme. Bei meinem Blick auf seinen durchtrainierten Oberkörper wird mir innerlich ganz warm. Wow, einen solch perfekt trainierten Sixpack habe ich nicht oft gesehen. Es ist schon ein heißer Anblick, wie sich die Schweißtropfen auf seinem Sixpack sammeln und sich den Weg nach unten in Richtung seiner Unterhose bahnen. Wie es wohl darunter aussieht? Okay, Hirn ausschalten, Jamal.

Flo merkt wohl, dass ich ihn begutachte. Daher mache ich ihm schnell nach und ziehe mir - jedoch deutlich langsamer - auch mein Oberteil aus. Nun stehen wir uns beide oben ohne gegenüber.

Diese peinliche Stille will ich schnell überbrücken, daher bin ich der erste, der sich auch das letzte Kleidungsstück auszieht. Die Unterhose wird nach unten gezogen und nun stehe ich komplett entblößt, so wie Gott mich schuf, vor Flo.

Der fackelt nicht lange und zieht sich binnen drei Sekunden ebenfalls die Unterhose aus. Auch wenn ich nicht gucken möchte, folgen meine Augen automatisch seinen Bewegungen. Erblicken die ersten Momente, in denen Flo komplett nackt vor mir steht. Habe ich über seinen perfekt gebauten Oberkörper bereits gestaunt, kann ich mich seinem unteren Bereich mit derselben Meinung nur anschließen. Man merkt, dass er großen Wert auf Beintraining liegt. Wow sind seine Schenkel trainiert. Und auch sein intimster Bereich kann sich sehen lassen. Selbst schlaff scheint sein Freund gar nicht mal klein zu sein und auch eine Schamhaarrasur scheint schon länger zurückzuliegen.

Bevor ich ihn aber weiter anglotze, gehe ich schnell an ihm vorbei und mache mich daran, meine Klamotten ins Wasser zu tauchen und soweit wie es nur geht zu waschen. Was Flo über mich denkt? Ich kann es nicht sagen. Gerade eben konnte ich aber bemerken, dass er mich auch genauer betrachtet hat. Aber was ist nur in mich gefahren, dass sein Anblick gerade eben erneut solch eine Wärme in meinen Körper gespült hat. Ich habe ihn doch schon beim Duschen bei der Nationalmannschaft nackt gesehen? Nur konnte ich ihn da nie so genau ansehen, weil noch so viele andere um uns herum waren.

Als ich mich innerlich wieder beruhigt habe und mit dem Waschen meiner Klamotten fertig bin, gehen wir beide hinüber zu einem Felsen. Flo gibt mir seine Klamotten und gemeinsam mit den meinen bücke ich mich hinunter, um sie auf diesem Felsen abzulegen. Ernst hinterher kommt mir, dass ich in diesem Moment meinen Hintern voll in Richtung des Gesichtes von Flo strecke.

Und dann passiert es: „Scheisse man hast du einen geilen Arsch", höre ich Flo sagen und spüre dann einen kurzen, aber kräftigen Schlag auf meinen Hintern. Er hat mir gerade ernsthaft auf den Arsch gehauen?

Sekundenschnell drehe ich mich um und sehe Flo ins Gesicht, dieser wieder mit diesem frechen Grinsen. Er bemerkt sofort, dass er mich mit dieser Aktion komplett überrascht hat.

„Sorry, sorry, sorry. Es ist nicht so wie du denkst. Bei uns in Leverkusen ist das nur eine Scherzerei, dass wir dem anderen ab und zu auf den Hintern klopfen", versucht er sich zu entschuldigen und fügt an: „Ich wusste....Ich dachte, dass wäre bei euch in München auch so. Ich wusste nicht, dass ich dich damit überfallen habe."

Es stimmt schon - man sieht häufiger aus anderen Kabinen, dass sich Jungs scherzhaft aneinander auf den Arsch hauen. Um die Sache nicht größer zu machen als sie ist, verzeihe ich Flo sofort: „Ist schon gut. Ich war nur kurz überrascht. Alles gut"

Flo lächelt, hilft mir dann doch schnell die Klamotten am Felsen auszulegen, damit diese trocknen.

Im Anschluss machen wir uns auf den Weg zu unserer Hütte, um uns auf den Abend vorzubereiten. Flo geht hierbei vor mir und nun bin ich es, der sehen muss wie sein Arsch mit jedem Schritt vor sich hin und her wackelt. Innerlich denke ich mir: du hast auch einen geilen Arsch, Flo - du hast auch einen geilen Arsch.

Gestrandet | Jamal Musiala & Florian WirtzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt