ℐch bin etwas spät dran. Ein kurzer Blick auf die Uhr bestätigt das, was ich schon längst weiß: Die Zeit ist heute gegen mich. Mein Herz rast, während ich die endlos erscheinende Korridore entlang haste. Die Schüler, die schon rechtzeitig da sind, werfen mir teils mitleidige, teils amüsierte Blicke zu.
Mit klopfendem Herzen erreiche ich den Raum für Erdkunde. Ein schrecklicher Kurs, aber ein notwendiger. Nicht das ich die Leute nicht mag, nur die Themen liegen mir absolut nicht. Als ich durch die Tür trete, hoffe ich, unbemerkt zu bleiben. Natürlich bleibt diese Hoffnung unerfüllt.
„Ah, Seraphina, wie nett, dass du dich auch noch entschieden hast, uns zu beehren." Die Stimme einer Jungen Frau ertönt. Ihre Giftgrünen Augen funkeln mich Wütend an. „Es tut mir unglaublich leid", sage ich. Während ich mich umsehe , bemerke ich Lucian welcher lässig auf seinem Stuhl sitzt und die Lehrerin mit seinen Roten Augen fixiert.
Ich stöhne innerlich. Lucian. Natürlich. Als ob mein Morgen nicht schon schlecht genug wäre. Ich zwinge mich zu einem neutralen Gesichtsausdruck und gehe schnurstracks an ihm vorbei, bemüht, seine Bemerkung zu ignorieren.
„Engelchen", zischt er leise, als ich an ihm vorbeigehe. „Seid wann brechen Engel den die Regeln?"
Ich merke, wieder Hitze in meinen Wangen steigt, doch ich sage nichts. Ich lasse mich auf meinen Platz sinken und starre auf das Lehrbuch vor mir, als wäre es das Interessanteste der Welt.
„Alles in Ordnung, Engelchen?" Seine Stimme hat sich verändert. Sie klingt plötzlich... weicher? Fast so, als ob er sich wirklich dafür interessieren würde.
Ich schaue auf, überrascht von dem unerwarteten Tonfall. Seine Augen sind auf mich gerichtet, und für einen kurzen Moment erkenne ich etwas, das ich nicht deuten kann. Mitleid? Neugier? Freundlichkeit?
Aber bevor ich antworten kann, ist der Moment vorbei, und er wendet sich wieder seinen Freunden zu, die ihn erwartungsvoll anblicken, als ob sie auf den nächsten spöttischen Kommentar warten.
Ich atme tief durch und ignoriere das komische Gefühl in meinem Magen. Es ist nichts. Bestimmt hat er nur einen schlechten Witz machen wollen und es nicht richtig hinbekommen. Ich schlage das Lehrbuch auf und versuche, mich auf den Unterricht zu konzentrieren.
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Der Rest des Tages zieht sich endlos hin. Die Stunden verschwimmen zu einem trüben Schleier aus Notizen, Formeln und düsteren Lehrern, die nicht eine Spur von Humor besitzen. Irgendwann habe ich das Gefühl, dass ich die weißen , farblosen Wände der Academy nicht mehr ertragen kann. Ich muss raus.
Als die Glocke endlich das Ende des letzten Unterrichts läutet, atme ich erleichtert auf und packe schnell meine Sachen zusammen. Ich überlege, ob ich einfach in mein Zimmer gehen und die Welt um mich herum vergessen soll. Doch dann fällt mir ein, dass ich Elara seit dem ersten Tag nicht mehr gesehen habe.
Elera... Das braunhaarige Mädchen, das mir sofort sympathisch war. Sie hat etwas Warmes, Ehrliches an sich, was in dieser speziellen Schule eine Rarität ist. Wir hatten uns an meinem ersten Tag auf dem Flur kurz unterhalten, doch seitdem ist sie wie vom Erdboden verschwunden. Vielleicht habe ich sie einfach nicht bemerkt, aber irgendwie glaube ich das nicht. Vielleicht sollte ich mal mit ihr reden...
Ich schließe die Augen und beschließe, einen Versuch zu wagen. Auf dem Weg in die Bibliothek, wo ich ohnehin noch einige Bücher ausleihen muss, halte ich Ausschau nach ihr. Und tatsächlich: In einer der gemütlichen Nischen am Fenster entdecke ich die vertraute Gestalt.
„Elara?" frage ich unsicher, als ich mich nähere.
Sie blickt auf und lächelt mich überrascht an. „Seraphina! Ich dachte schon, du hast dich in Luft aufgelöst."
„Ich könnte dasselbe von dir behaupten", erwidere ich, erleichtert, dass sie sich noch an mich erinnert.
„Setz dich", sagt sie und klopft auf den Platz neben sich. „Wie läuft's bei dir?"
Ich lasse mich auf den Stuhl sinken und seufze. „Anstrengend. Ich habe das Gefühl keine Freunde sondern Feinde gefunden zu haben."
Elara verzieht das Gesicht. „Was genau ist den passiert ?" Ich erzähle ihr von den Dämonen und bon Lucian und seinem Kommentar und seiner plötzlichen, verwirrenden Freundlichkeit. Lears hört aufmerksam zu, und als ich fertig bin, schüttelt sie den Kopf. „Lucian ist genauso wie alle über ihn redenIch frage mich ob das wirklich sein Charakter ist oder ob er nur so ist um den Erzählungen zu entsprechen."
„Ich wünschte, er würde einfach damit aufhören", murmele ich und starre auf meine Hände. „Ich weiß nicht was ich falsch gemacht habe damit er so gemein mir gegenüber ist."
„Mach dir keine Sorgen", sagt sie und legt eine Hand auf meinen Arm. „Er wird schon irgendwann aufhören."
Ich schlucke. Elara hat diese unbeschwerte Art, die alles ein bisschen leichter macht. „Danke", sage ich und meine es ernst. Bald wird alles besser.
„Wie wäre es, wenn wir uns mal was Gutes tun?" fragt sie plötzlich und lehnt sich nach vorne. „Es gibt dieses nette kleine Café hier. Wir könnten uns einen Kaffee gönnen und uns etwas besser kennenlernen."
Die Idee klingt verlockend, und bevor ich es mir anders überlegen kann, nicke ich. „Klingt gut."
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Das Café ist klein und gemütlich, ein Zufluchtsort inmitten des Chaos, das die Aetherium Academy oft ist. Wir bestellen unsere Getränke – ich nehme einen Latte, Elara einen starken Espresso – und setzen uns an einen Tisch in der Ecke. Die Atmosphäre hier ist ruhig, entspannt, und ich spüre, wie der Druck von meinen Schultern abfällt.
Eine grüne Oase. Überall im Raum hängen oder stehen Pflanzen – von hängenden Efeuranken über große Monstera-Pflanzen bis hin zu kleinen Sukkulenten auf den Tischen. Die Pflanzen sorgen nicht nur für frische Luft , sondern auch dafür das ich mich wohl fühle
.
„Ich habe gehört, dass es bald eine große Party geben soll", sagt Elera plötzlich, während sie an ihrer Tasse nippt.
„Eine Party?" wiederhole ich, überrascht. „Woher weißt du das?"
„Ein paar Mädchen haben darüber geredet. Es scheint, als wäre es DIE Party des Jahres. Alle wollen dahin."
„Ach echt ? ", frage ich und nippe an meiner Tasse , „Und gehst du hin?"
Elara zögert kurz und zuckt dann mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Es klingt nach Spaß, aber... solche großen Veranstaltungen sind nicht wirklich mein Ding. Zu viele Leute, zu viel Chaos. Vor allem wen viele Dämonen kommen werden. Aber vielleicht gehe ich ja doch hin."
Ich nippe an meinem Latte und denke über ihre Worte nach. Eine Party... Das könnte eine gute Gelegenheit sein, mich mal von dem ganzen Schulstress abzulenken. Andererseits – solche Events sind auch immer ein perfekter Ort für unangenehme Begegnungen. Zum Beispiel mit Lucian. Oder anderen Schülern, die nur darauf warten, über jemanden wie mich zu lästern. Aber vielleicht lerne ich so auch andere Engel kennen.
Elara scheint meine Gedanken zu erraten. „Wenn du willst, können wir zusammen hingehen", schlägt sie vor. „Dann musst du dir keine Sorgen machen. Wir passen aufeinander auf."
Ich zögere, aber ihr Vorschlag klingt vernünftig. Mit Elara an meiner Seite fühle ich mich tatsächlich wohler bei dem Gedanken. „Okay", sage ich schließlich und lächele. „Lass es uns versuchen."
Elera grinst und hebt ihre Tasse. „Auf eine unvergessliche Nacht."
Ich lache und stoße mit ihr an. Auch wenn ich noch unsicher bin, was mich auf dieser Party erwartet, freue ich mich auf den Abend. Vielleicht wird es ja wirklich eine gute Ablenkung.
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𝒜ℯ𝓉𝒽ℯ𝓇𝒾𝓊𝓂 𝒜𝒸𝒶𝒹ℯ𝓂𝓎
RomanceSeraphina ist endlich alt genug, um in die Fußstapfen ihrer Eltern zu treten und ihre Bestimmung als Engel anzunehmen. Dafür besucht sie die Aetherium Academy, eine Akademie, in der sie alles erlernen soll, was ein Engel wissen muss - und gleichzeit...