Kapitel 06 - Ella ✓

66 6 2
                                    

Sauna!? Ich erstarrte. Draga warf mir ein Grinsen zu und zuckte die Schultern. „Was ist, Dienerin? Plötzlich so zurückhaltend? Du hast ja schließlich auch nicht gezögert zu fliehen, als du die Möglichkeit dazu hattest.“
   Ich presste die Lippen aufeinander. „Das ist eine ganz normale Reaktion.“ Presste ich heraus. „Bei dir weiß man nie.“
   „Da könntest du recht haben. Jetzt komm mit. Außer du bevorzugst es, wenn ich dich trage.“ Ihre Augen funkelten vergnügt.
   „Ich dachte, dafür würde ich zu viel wiegen. Sagtest du nicht immer, ich würde zu viel essen?“ Fragte ich ungemütlich.
   „Nur über den Durchschnitt, von zu viel… das würde ich niemals sagen.“ Meinte sie betont pikiert.
   Sie forderte mich dazu auf, ihr zu folgen. Und das tat ich dann auch. Nur dachte ich mit Grauen daran, was nun wohl geschehen würde. Alles andere war… hinzunehmen. Die Dunkelheit und ihre Berührungen vorhin oder dass sie mich die ganze Nacht über an einem Seil hatte hängen lassen. All das war hinzunehmen – nicht angenehm – aber akzeptabel.
   Aber… meine Gedanken schweiften an einen anderen Tag zu einer anderen Zeit, hier. Wir waren ebenfalls in die Saunen gegangen. Natürlich hatten die Lines ihre eigenen Saunas, und ja, es waren mehrere.
   Hätte ich den Wunsch nur nicht verspürt…

3 Jahre zuvor…
   Aurora mit ihrer ständig hochnäsigen Miene schritt gerade voran und machte Konversation mit ihrer Mutter, wie sie es nannten. „Was meinst du, Schätzchen? Wäre dieser Patrick nicht etwas für dich? Er ist reich, er sieht gut aus… was gibt es Besseres?“ Frau Line klang hoffnungsvoll.
   Aurora schüttelte energisch den Kopf. „Auf gar keinen Fall. Hast du dich schon einmal mit ihm unterhalten? Der druckst immer nur so herum und lacht dauernd, obwohl es dazu keinen Anlass gibt. Nein, ich brauche einen zielstrebigen Mann, nicht so einen Lackaffen. Er ist wirklich unterstes Niveau. Darauf lasse ich mich nicht ein!“
   Frau Line betrachtete ihre Tochter, aber es war klar, dass sie so etwas schon vermutet hatte. Nun, Hoffnung durfte ja da sein. Die beiden ignorierten mich wie immer. Nur hielten sie plötzlich an.
   Ich bemerkte die Gestalt etwas später. Draga Line, die Hausherrin, lehnte mit funkelnden Augen und verschränkten Händen an einem Regal; ihr Blick glitt über unsere Gruppe und sie spitzte unzufrieden die Lippen, als ihr Blick auf mich fiel. Sie war ganz in Schwarz gekleidet, um noch mehr mit dem Hintergrund zu verschmelzen.
   „Willst du auch in die Sauna?“ Fragte Frau Line ihre andere Tochter. Die gefährlichere, die, die jeder Mied.
   Draga verzog keine Miene und tippte sich nachdenklich gegen die Unterlippe. „Nein, danke, dieses Vergnügen überlasse ich doch gerne euch.“ Dabei hatte sie den Blick auf mich geheftet. Ihr Blick verhieß nichts Gutes. Doch sie nickte uns wohlwollend zu und ließ uns damit passieren.
   Und als ich an ihr vorbeilief, hielt sie mich nicht auf. Ich atmete erleichtert auf. Wir gingen weiter und ich blieb unbeachtet.
   Als ich zurückblickte, war Draga verschwunden. Eine ungute Vorahnung beschlich mich. Ich war sowieso schon verwirrt, dass Aurora und Frau Line mir angeboten hatten, ebenfalls in die Sauna zu kommen. Das taten sie normalerweise nicht. Aber ich redete mir ein, dass es einfach eine einzige gute Tat war, um ihr Gewissen zu beruhigen.
   Als wir im Keller bei den Saunen angekommen waren, wiesen sie mir eine andere als die ihre zu. Das war nicht weiter überraschend. Ich hatte ein Handtuch um meinen Körper geschlungen und betrat die Sauna. Ich hatte die Tür noch nicht geschlossen, so schrak ich zusammen, als die Tür plötzlich ins Schloss fiel.
   Ich fuhr herum. Und da stand Draga mit ausdrucksloser Miene in der Tür und hatte die Tür mit einer Kette geschlossen, dass das Hinauskommen nicht möglich war. „Ich bin gespannt, wie lange du es aushältst, Schwesterchen.“ Sagte sie spöttisch und ließ das Handtuch, das sie ebenfalls getragen hatte, unbefangen fallen. Ich sah sofort weg und betrachtete den Boden unter mir.
   Ich hörte, wie sie sich neben mich setzte; die Bank knarzte etwas. Ich verspannte mich, unterließ es aber, mich wieder zu erheben und woanders hinzugehen. Meine Lieder hielt ich gesenkt, dass ich auch ja nichts sah. Dann spürte ich ihre Fingernägel über meine Wange fahren. Fest. Ich schluckte nervös.
   Mir wurde in diesem Moment nur allzu bewusst, dass wir hier alleine waren. Und dass sie machen konnte, wonach auch immer ihr der Sinn stand. Aber… sie tat nicht mehr. Sie ließ die Hand wieder sinken und so schaute ich starr auf den Boden und wünschte mich überall, nur nicht hier her, hin.
   Doch bald wurde mir etwas bewusst. Es wurde warm. Sehr warm. Natürlich wurde es warum, schalt ich mich. Aber nein, die Hitze kroch wie Insekten in jeden Bereich meines Körpers und bald schon war ich mir sicher, dass sie die Sauna wärmer eingestellt hatte, als vermutlich gut war.
   Ich schaute zu ihr hinüber. Da sie ebenfalls hier war, konnte ich davon ausgehen, dass die Hitze nicht tödlich war, aber sie schien mehr daran gewöhnt zu sein und hatte außerdem kein Handtuch um sich. In meinen Blickwinkel glitt ihr Oberschenkel. Ich zwang mich, meinen Blick nicht weiter zu gleiten. Ich biss mir auf die Unterlippe. Am liebsten hätte ich die Hand nach ihrer seidenen Haut ausgestreckt, aber das wäre mehr als… unangebracht gewesen.
   Aber dann glitt eine ihrer Hände in mein Gesichtsfeld. Und… ich hielt den Atem an, als sie die Hand über meinen Oberschenkel wandern ließ. Dann schlug sie hart darauf und flüsterte rau. „Ich bin sicher, dass du dich danach verzehrst, aber ich spiele eine Liga über dir. Jetzt nimm das verdammte Handtuch runter, sonst wird es bald unerträglich, glaub mir.“
   Dann legte sie sich entspannt hin und streckte die Glieder aus, was ich aber alles nur aus dem Augenwinkel betrachtete und ohne meinen Blick in gefährliche Sphären wandern zu lassen.
   Auch wenn es mich alle Anstrengungen kostete, weil noch nie ein nackter Frauenkörper so nah gewesen war, schaffte ich es mich zusammenzunehmen. Sie war Draga, verdammt! Die Frau, die in jeder nur erdenklichen Situation versuchte, mir das Leben schwer zu machen.
   Also blieb ich angespannt und steif auf meiner Seite sitzen und schaute wieder auf meine nackten Füße. Bald schon wurde es noch wärmer und das Bedürfnis, mich auszuziehen, wurde immer mächtiger. Ich schloss die Augen und presste die Lippen aufeinander. Ich würde nicht zusammen knicken. Ich würde nicht das tun, was sie wollte.
   Ich leckte mir über die Unterlippe und atmete angestrengt und bewegte meine Finger hektisch. Immer mehr Hitze kam und damit wurde meine Selbstbeherrschung auf eine ganz neue Probe gestellt. Ich atmete langsam durch. Inzwischen wollte ich nichts lieber, als mir das Handtuch vom Körper zu reisen. Aber das durfte nicht geschehen. An diesen Gedanken klammerte ich mich verzweifelt.
   Ich öffnete zittrig die Augen. Lugte zu meiner Stiefschwester herüber. Mit einem selbstzufriedenen Grinsen lag sie da und ich konzentrierte mich ausschließlich auf ihr Gesicht. Aber selbst dieses Gesicht lud zu unanständigen Gedanken förmlich ein.
   Ich biss mir auf die Unterlippe, mein Blick glitt unwillkürlich weiter. Und da… sah ich das erste Mal Brüste in natura. Sie waren die schönsten Brüste, die man sich nur vorstellen konnte. Mein Herz klopfte schneller. Mein Körper sehnte sich plötzlich in ihre Nähe. Ganz nahe. Schnell schloss ich die Augen und wandte den Blick ab.
   „Na, na, na, das war aber kurz. Jetzt solltest du mich auch hinsehen lassen. Lass das Handtuch fallen!“ Befahl sie in herrischem Ton.
   Aber da klopfte es an unserer Tür. „Kommst du da jetzt endlich raus? Wir drehen ab.“ Erklang Frau Lines ungehaltene Stimme.
   „Oh natürlich.“ Erwiderte Draga süßlich und ich erstarrte. Jetzt wussten…
   Frau Line fragte zwar nicht nach, aber die Überraschung war eindeutig in ihrer Stimme zu hören. „Draga…“ Sagte sie. Mehr kam nicht über ihre Lippen.
   „Geh.“ Sagte sie unhöflich und harsch. Schritte erklangen und gingen immer weiter davon.
   Dann drehte Draga sich wieder zu mir um. Ihre Augen funkelten gefährlich. „Beim nächsten Mal…“ Ihr Blick glitt bedächtig über meinen Körper, der in das Handtuch gewickelt war; dann ging sie auf die Tür zu, öffnete sie und verschwand.
   Als ich mich einige Zeit später erhob und die Tür öffnete, funktionierte es überraschend. Nur hatte sich alles verändert. Ich sah Draga nicht länger nur als meine Peinigerin an, sondern auch als eine wunderschöne Frau, die noch mein Untergang sein würde…

𝗦𝗪𝗘𝗘𝗧𝗜𝗘 - kleines, verfügbares Fräulein (3) (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt