2.Kapitel[Strassenköterblond]

11 1 0
                                    

Deutschland,Hamburg der 12.09.2017 14:02

Wir kamen nach einer Weile in einer Strasse an,an dessen Seiten sich graue Häuser aufbauten und verwelkte Blumen die Blumenkästen der Fenster zierten.
Eine einzelne Bank stand ein wenig deplatziert vor einem abgezäunten Vorgarten.

„Hier ist gut, wir sind weit genug weg", bewertete ich den Ort,nachdem ich die Umgebung gemusterte hatte und ließ sie vorsichtig von meinem Rücken runter. Ich stütze sie und half ihr sich auf die Bank zu setzten,an deiner eine Latte herausgebrochen war.
Mein schwarzes Tuch zog ich runter und steckt es in die Tasche meines schwarzen Hoodies.Hayet tat es mir gleich und band ihr schwarz graues Kufiya auf. Endlich konnte ich wieder frei atmen und nahm ein paar Atemzüge,während ich einzelne Tränen meiner immer noch schmerzenden Augen wegblinzelte.
Meinen Rucksack stellte ich auf dem Asphalt ab und wühlte hockend nach Verbandszeug das ich mit einigen anderen praktischen Dingen fast immer auf demos dabei hatte.
Ich zog einen Beutel aus der Vordertasche und legte ihn auf Hayets Schoss,bevor ich den Rest zusammen suchte.

Die Wunden desinfizierte ich,ehe ich einen
Mullbinde aus der Verpackung zog um ihr Knie zu verbinden.
„Gehst du zum Plenum in der Afha heute?", fragte sie mich, ehe sie plötzlich vor Schmerz zusammenzuckte und scharf die Luft einzog.
„Sorry,Maus", entschuldigte ich mich und hielt kurz inne,bevor ich versuchte vorsichtiger weiter zu machen.
„Ja wahrscheinlich schon, aber ich glaube, du wirst heute nirgendwo mehr hingehen",scherzte ich und wischte mir mit dem Ärmel Schweiß von der Stirn.
„Nicht lustig", schnauzte sie mich an,bevor sie versuchte aufzustehen,wobei der Verband ein wenig verrutschte.Direkt jaulte sie auf und lies sich wieder zurück auf die Bank fallen.
"Bleib sitzen",murrte ich genervt und richtete den Verband,ehe ich weitermachte.

„Ich glaub' der ist gebrochen, du solltest echt zu 'nem Arzt gehen und der soll sich auch die Verletzungen nochmal anschauen. Ich kann dich auch hinbringen,wenn du willst", meinte ich als ich die Wunde fertig verbunden hatte und gerade im Begriff war alles wieder in meinen Rucksack zu stopfen.
„Ich kann sie hin bringen", kam es unerwartet von der Seite und ein schnaufender Cassian stand neben mir und fuhr sich über die Stirn.
„bin euch hinterher, aber hab euch aus den Augen verloren.«, keuchte er und stellte die Hände auf den Knien ab.

„Aua mein Schädel brummt"«, knurrt Cassian und hielt sich eine Hand an den Kopf und ließ sich dann neben Hayet auf die Bank fallen.
„Wo warst du gestern überhaupt, das du heute so fertig bist?", fragte ich ihn, während ich ihm Rucksack kramte, bevor ich interessiert den Blick hob.
„Bei so einer Feier am Hafen. Weißt du wen ich da getroffen hab?.Adelé", erzählte er aufgeregt und entleerte sein Dreh Zeug auf seinem Schoss, ehe er damit anfing sich eine zu drehen. „Die, die früher in unserer Klasse war?", hakte ich nach kurzer Überlegungspause nach.Wir gingen eine Zeit mal auf die gleiche Berufsschule,wo wir uns direkt verstanden haben.

„Ja genau die, die is jetzt Punk,oderso.Weißt du, sie hat auch nach dir gefragt und wollte wissen, ob ich dich mal mitnehme", grinste Cassian und zog eine Augenbraue hoch, bevor er sich die Kippe, die zwischen seinen Lippen hing, anzündete.„1. Bin ich schwul? 2. War das nicht die mit dem Nazi-Bruder?", fragte ich verwirrt und klaute Cassian die Kippe, um daran zu ziehen. „1. Lüg nicht,Kater, Oder muss ich dich an Philomena erinnern?", korrigierte er mich wissend und klaute sich seine Zigarette,von der ich nur einen Zug hatte, mit einer flinken Bewegung zurück. Ich schluckte unauffällig, als er ihren Namen erwähnte, was er nicht merkte und deswegen unbeirrt weiterfuhr: „Und 2. ich glaube nicht das er ein Nazi ist, der ist nur ein homophobes Arschloch. Aber Adelé nimmt ihn sowieso nicht mit. Der würde nur mit denen -..."

„Ich unterbreche nur ungern, aber wer bringt mich ins Krankenhaus?", unterbrach uns Hayet harsch,während in ihrer Stimme eine Spur Eifersucht schwang und sie Cassian einen vorwurfsvollen Blick zuwarf.Obwohl die beiden immer streiten und keiner es wirklich zugeben will, war allen ausser ihnen selbst klar, dass zwischen den beiden mehr als nur Freundschaft ist.
„Entspann dich hayet,ich mach das schon", säuselte Cassian und drückte seine Kippe an einer Hauswand aus, bevor er den Stummel in seiner Hosentasche verschwinden ließ. Er hockte sich vor sie und nahm sie dann ohne Mühe Huckepack. Danach wandte er sich an mich: „Ich bin nachher übrigens noch bei Adelé.Mach dein Handy zur Abwechslung an,dann schick ich dir die Adresse oder wie sehen uns direkt beim Plenum.Die haben echt viel Alkohol bei Adelé und ich weiß da kannst du nicht nein sagen."

Hayet tritt ihn mit ihrem gesunden Bein in die Seite. „Ey, wieso lädst du mich eigentlich nicht ein", beschwerte sie sich und legte den Kopf schief um ihn vom Rücken aus sauer anzuschauen. „Hätte ich vielleicht später gemacht, wenn du netter zu mir wärst", lächelte er und schaute sie gespielt verletzt an, dann sagte er an mich Gewandt: „Wir sehen uns bei Adele oder beim Plenum". „Bye, Kater", kam es von Hayet zum Abschied, als Cassian mit ihr auf dem Rücken loslief. Die beiden stritten sich noch solange bis sie außer Hörweite waren und ich konnte über ihr Verhalten nur grinsend den Kopf schütteln.

Seufzend nahm ich meinen Rucksack und schlang ihn über die Schulter. Ich kramte in meiner Jackentasche herum und fischte mit zwei fingern meine Zigarettenschachtel heraus, um mir eine in den Mund zu stecken. Eine Weile suchte ich verzweifelt mein Feuerzeug, während ich die unbelebte Straße langlief. Ich wollte gerade die Suche aufgeben und die Zigarette wieder zurück in die Packung stecken, doch dann hörte ich ein unerwartetes Räuspern hinter mir. Ich drehte mich überarscht um, da stand ein hagerer Junge mit Straßenköter blonden Haaren, der einen Kopf kleiner war als ich. Seine magere Gestalt ging in dem riesigen schwarzen Hoodie, auf dem klein das Logo einer fast unbekannten linken Skinheadrockgruppe prangte, nahezu unter.Ich dachte ich bin der einzige, der die Band kennt.

„Hier", sagte er, während er mir locker ein Feuer entgegenstreckt, welches ich annahm, um meine Kippe anzuzünden. Ich warf einen Blick auf das Feuer, es war so ein billig Ding mit irgendwelchen hässlichen Blumenmuster drauf. „Danke", bedankte ich mich, als ich ihm das Feuer zurückgeben will. „Behalte es«, sagte er und steckt die Hand die keine Zigarette hält in die Hosentasche. „Echt? Danke, Übrigens ist der Hoodie wild", sagte ich nachdem ich ihn gemustert habe und nahm einen Zug von meiner Kippe.Auf dem Hoodie stand der Bandname und drunter waren 2 sich überkreuzende AKs mit Lorbeerblättern abgebildet.
„Ist von meiner Schwester", meinte er schnell schulterzuckend und verschränkte die Arme vor der Brust,um den Aufdruck zu verdecken. Ich beschloss also nicht weiter darauf einzugehen.

Seine Militär Hose,an der sich eine Metallkette befand war ordentlich in die Springerstiefel gestopft.Die Haare waren etwas länger und fallen ihm ins Gesicht. Seine Haut war ziemlich bleich und seine Augen waren meergrün. Seine Gesicht wirkten viel zu kindlich, als das es zu seinem restlichen Erscheinungsbild passt.
„Ich will dir ja jetzt nicht zu Nahe treten, aber bist du nicht zu jung um zu rauchen?", fragte ich und nahm einen tiefen Zug von der Kippe.
„Ich bin 17", sagte er empört und blies scharf Zigarettenrauch in meine Richtung. „Du siehst aus,als werden dir nicht mal Energy drinks verkauft",kommentierte ich amüsiert,während ich versuchte sein Alter an ihm zu erkennen.

„Dika, ich wette du bist auch nicht viel älter als ich", knurrte er und verdrehte genervt die Augen. "Ich bin 20,Dika", antwortete ich ihm grinsend und betonte das letzte Wort provokativ."Pardon,Wie heißen sie eigentlich?", fragte er gespielt höflich mit einem überheblichen Lächeln,während er den Kippenstummel achtlos auf den Boden wirft.Ich dachte daran den Überest aufzuheben und in meine Hosentasche zutun,aber meine Aufmerksamkeit lag innerhalb von Sekunden wieder auf ihm.
„Kian, du?", antwortete Ich und wusste selbst in dem Moment nicht wieso ich ihm meinen richtigen Namen sagte, aber dann wollte ich mich auch nicht mehr korrigieren. „Lévi", antwortete er und spielt mit der einen Hand an der Kette seiner Hose herum.

„Kommst du von der Demo?", fragte er mich dann und musterte meine Klamotten,bevor er sich gegen eine Hauswand lehnte.Ich trug eine dunkle Adidas Jacke, die meine Tattoos verdeckte mit einer weiten schwarzen Cargohose und ebenfalls schwarzen Springerstiefeln.
„Ja, die Bullen waren heute zum Glück mal so garnicht aggressiv", grinste ich sarkastisch,während ich mich unter der Mütze kratze die meine orange-roten Haare verbarg.Mir wurde in der Jacke und Mütze langsam echt warm. „Cops sind Bastarde, schützen immer die falschen", regte er sich auf und verzog angewidert das Gesicht. „Wo du Recht Hast, hast du Recht", stimmte ich ihm zu und pustete Rauch aus meiner Lunge.

„Ich muss langsam Los, sonst komm ich zu spät, aber danke fürs Feuer", fiel mir dann wieder ein und ich schmiss meine Kippe reflexartig weg.Die Versammlung in der Afha ist schon bald und ich musste noch ein paar Dinge erledigen. „Man sieht sich,Lévi", verabschiedete ich mich und machte mich hastig auf dem Weg zur U bahn. "Tschüss,Kian", rief er mir hinterher und ich spürte seinen Blick noch eine Weile im Rücken.Es war ungewohnt meinen echten Namen zu hören,den ich eigentlich garnicht mochte,auch wenn er aus seinem Mund irgendwie schon fast schön klang.

Chaos Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt