Kapitel 19

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Ju's POV

Mittlerweile waren schon einige meiner Freunde eingetroffen und hatten sich im Haus verteilt. Ein paar wärmten sich im Wohnzimmer auf, andere waren unten in der Küche und manche auch oben bei den Büroräumen.
Ich stand etwas planlos im Eingangsbereich und schaute mich um.
Am Kamin saßen Carina, Tom und Annika, auf der Couch sah ich Passi und Marius lachen, Thomas' Stimme vernahm ich aus der Küche, er hatte eine sehr ernstzunehmende Diskussion mit Mui, was mich schmunzeln lies.
Auch Conny und Shawn lachten von unten her.
Vince, André und Jimmy, welcher noch ein bisschen vorbeischauen wollte, hörte ich oben im Büro reden.
Solange sie nicht arbeiteten.
Gerade kam mir Joon aus der Küche entgegen und lächelte mich an.
"Was stehst du hier so rum?", fragte er leicht verwundert und sah mich mit etwas schiefem Kopf an.
"Nix, alles gut, ich weiß nur grad nicht wo ich sitzen soll, deswegen steh ich halt", antwortete ich, was ihn anscheinend zufrieden stellte.

Eigentlich wartete ich nur, auf sie. Natürlich, Rezo war auch noch nicht da, genauso wenig wie Jan, der eigentlich zugesagt hatte, und andere, die auch gerne noch vorbei schauen durften, aber meine ganze Aufmerksamkeit galt Lu, obwohl diese noch nicht einmal hier war. Zum einen hatte ich zwar gar keine Lust über die Sprüche und Witze der Jungs, aber ich würde wohl nicht widerstehen können, mich in ihren einzigartigen braunen Augen zu verlieren, ihrer bezaubernden, sanften Stimme zuzuhören und ihren Worten, verpackt in Sätze wie die wertvollsten Schriftstücke, zu folgen. Wenn ich nur an sie dachte wurde mir warm, beinahe zu warm. Ihre Ausstrahlung war magisch und ich konnte nicht anders als ihr mit allem was ich hatte vor ihren Füßen zu knien und sie anzuhimmeln. Wie lange ich dieses Gefühl nicht mehr verspürt hatte und wie sehr ich es eigentlich nicht fühlen sollte.
Wie sooft versuchte ich, meine Gedanken beseite zu schieben und mich abzulenken.
Das Vibrieren meines Handys in meiner Tasche zog meine Aufmerksamkeit binnen Sekunden auf sich.
Neugierig fischte ich es heraus und mein Herz schlug automatisch schneller, als ich sah, dass die Nachricht von Lu war.
Bald würde sie da sein hatte sie mir bescheid gegeben.
Wurde ja auch Zeit, ich erwartete sie schon sehnsüchtig.
Doch bevor ich wieder in die Gedankenspirale hinabgezogen werden konnte, klingelte es an der Tür.

Nachdem ich mich kurz erschrocken hatte, fasste ich mich direkt wieder und begab mich die wenigen Schritte zur Haustür.
"Ich geh schon", gab ich den anderen bescheid und öffnete dann.
Vor mir stand Rezo, in schwarzer Jogginghose und einem lila-dunkelblauem Pulli.
Strahlend sah er mich kurz an, bevor er mich umarmte.
"Hi, Bro", erwiderte ich leicht lachend und überfordert.
"Alles Gute digga", mit diesem Worten klopfte mir Rezo brüderlich auf den Rücken.
"Ich hab auch was dabei für dich", schob er schnell hinterher.
"Danke, hätte nicht sein müssen, das weißt du. Komm erst mal rein, die anderen chillen verteilt im Haus."
Mit diesen Worten bat ich ihn herein und sperrte die Kälte kurz danach wieder nach draußen.
"Ich hoffe, es gefällt dir, ich wusste jetzt nicht wirklich, was ich dir schenken sollte. Geld für deine Videos geht jetzt auch nicht. Ich hab voll lang überlegt und bin eigentlich nicht zu 100% zufrieden, aber bei deinem Geburtstag musste ein Geschenk sein."
Nach diesem Schwall von Worten brachte er hinter seinem Rücken eine kleine sitzende Drachenfigur hervor, die mit geneigtem Kopf und großen Augen nach oben sah.
Gespannt sah Rezo mich an, seine Augen beinahe so groß wie die des Drachens.
"Ich will gar nicht wissen wie viel der gekostet hat, Bro. Der ist ja mega sweet". Vorsichtig nahm ich die Figur in die Hand und betrachtete sie.
"Jaa nh, ich fand ihn sooo süß und der passt auch voll zu deinen Pullis und ich musste den einfach kaufen", berichtete Rezo mir glücklich, wie ein kleines Kind strahlte er.
"Der ist wirklich toll, danke dir."
Ich streichelte ihm nochmal kurz über die Schulter, bevor wir uns ins Wohnzimmer begaben.

"Eeey, Rezo was geht", begrüßte Marius ihn sofort und auch Passi sagte ihm fröhlich hallo.
Der blauhaarige warf sich zu den beiden auf die Couch und sie waren sofort wieder eifrig im Gespräch verwickelt.
"Euer Video war ja mega geil", meinte Rezo.
"Das hat komplett performt!"
"Danke", gab Passi zurück.
"Ja wir waren mega stolz, dass die Leute diese Art von Kritik feiern."
"Ich freu mich schon so auf die ganzen reactions und Meinungen von der Community und anderen YouTubern in den nächsten Tagen", warf Marius ein.
"Ja voll, und mega viele haben auch Ju's Profilbild genutzt, ich bin echt erleichtert. Ein Abend Pause fühlt sich zwar ein bisschen falsch aber auch voll geil und entspannend an."
"Jap", stimmte Passi Marius zu.
Ich wollte mich gerade wegdrehen und die drei in Ruhe lassen, als Rezo mich noch fragte:" Wer kommt eigentlich alles noch?"
"Nicht mehr viele", antwortete ich,"vielleicht noch Jan, der wollte vorbei schauen, wenn es sich einrichten lässt. Und Luisa, die müsste auch bald kommen, hat mir vorher geschrieben."

Sofort warfen mir Passi und Marius viel aussagende Blicke zu und kommentierten meine Aussage mit einem lachenden:"Ouuuuuu", während Rezos strahlende Augen wieder zur Tellergröße heranwuchsen und ein breites Grinsen sein Gesicht zierte.
"Luisa?" Er wackelte bedeutsam mit den Augenbrauen und schmunzelte. "Mhmmm", erwiderten Marius und Passi im Einklang.
"Erzääähl", bettelte Rezo und klopfte mit der Hand links neben sich auf das Sofa, doch ich schüttelte nur den Kopf.
"Da gibts nichts zu erzählen, wir sind einfach Freunde, wie mit Annika oder Carina, Kelly, Dagi, Julia. Ganz normale friends", wollte ich klar stellen, doch die Jungs warfen sich nur ironische Blicke zu und begannen dann zu prusten.
"Kindsköpfe", murmelte ich und ging auf die Terasse nach draußen,  während meine drei Freunde die Köpfe zusammensteckten und eifrig diskutieren.
Ich war offensichtlich Grund der aufgebrachten Gespräche, denn mir wurden immer wieder druchdringende Blicke zugeworfen.

Ich versuchte die drei zu ignorieren und richtete meinen Blick nach oben in den Sternenhimmel. Die ganzen Gespräche aus dem Haus wurden leiser, in meinem Kopf breitete sich eine angenehme Stille aus, meine Gedanken hatten freiene Lauf, meine ganze Umwelt wurde ausgeblendet.
Fasziniert musterte ich die Sterne, die dort oben standen, so unendlich weit weg und in der Fantasie doch zum Greifen nahe. Wie sie dort oben strahlten und glänzten, ihr friedliches leben im Alleinsein führten und sich durch nichts aus der Ruhe bringen ließen.
Ihre Schönheit blendete abertausende Augen und zog sie umgehend in ihren Bann, mit einer unglaublichen Leichtigkeit, dass man nur darüber staunen konnte. Verzaubert ließ ich meine Blicke schweifen, weit oben in den Weiten der Galaxie, in den unentdeckten Teilen des riesigen Universums. Auf einmal waren wir hier unten so klein und unbedeutsam. Ein kleiner Fleck in diesem immensen Zusammenspiel verschiedenster Kräfte. Wenn man das Leben in diesem Ausmaß betrachtete wirkte alles so unwichtig, so klein.
Der Wind wehte durch meine Haare und ließ mich etwas frösteln.
Langsam löste ich meinen Blick von oben wieder und richtete meinen Kopf vorsichtig gerade aus.
Gefühlt hatte ich schon wieder eine Nackensperre, ich sollte eigentlich damit aufhören, so ewig lange nach oben zu starren, aber ich konnte nicht. Jedes mal wurde ich in den Bann dieser einzigartigen Magie der Nacht gerissen. Bie Unweiten erlangten jedes mal sofort meine ganze Aufmerksamkeit und es wa-...

Plötzlich klingelte es an der Tür, was mich urplötzlich in die Gegenwart katapultierte. Schnell hastete ich nach drinnen, an den drei kindischen Menschen im Wohnzimmer vorbei, die nur Kichern herausbrachten.
"Ich mach schon auf", gab ich erneut bescheid, bevor ich die Türklinke nach unten drückte und nach draußen lugte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: 2 days ago ⏰

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But who fights for you? || Julien Bam ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt