Am nächsten Morgen wachte ich früh auf.
Tatsächlich hatte ich mich noch nicht an den neuen Tagesrhythmus gewöhnt. Ich hatte die Nacht kaum schlafen können. Wie sollte ich im Bett bleiben, wenn in Japan der Tag gerade schon in vollem Gang war?
Ich hatte noch über eine Stunde Zeit, bevor ich mich zur Schule aufmachen musste. Also zog ich mir kurzerhand meine Sportsachen an und ging meiner alten Routine nach, morgens eine Runde Joggen zu gehen.
Am Anfang ging es auch ganz gut. Ich versuchte, mich ganz auf meinen Körper, den Rhythmus meiner Schritte und die Atmung zu konzentrieren. Wenn ich das tat, hatten andere Gedanken keinen Platz mehr und das tat verdammt gut.
Also drehte ich so meine Runde, erkundete ein wenig die Gegend, bis ich irgendwann auf einen Park traf. Mein Blick fiel sofort auf eine Gruppe junger Menschen, wahrscheinlich Studenten, die auf der Wiese Volleyball spielten. Ich geriet aus dem Takt, stolperte fast und blieb dann wie angewurzelt stehen. Das Bild kam mir zu gleichen Teilen vertraut wie auch bizarr vor. Ich vergaß immer wieder, dass man zum Volleyball keine Halle brauchte, kein festes Team oder einen Trainer. Manchmal brauchte es nur ein paar Freunde und ein einfaches Netz, das man auf der Wiese aufspannen konnte.
Obwohl ich mittlerweile stehen geblieben war, ging mein Atem immer noch stoßweise. Teils vom Joggen und teils, weil ich wie gebannt auf die Spieler schaute. Ich beobachtete sie dabei, welche Pässe sie machten, wie gut ihre Technik war oder wo sie Fehler machten. Ein leichtes Zucken ging durch meinen Körper, als eines der Teams einen besonders raffinierten Zug machte und die gegnerischen Spieler so überraschte, dass sie es nicht mehr schafften, den Ball davon abzuhalten, auf dem Boden zu fallen.
Volleyball ist ein Sport, bei dem man den Ball in der Luft behalten muss.
Zu gerne wäre ich dort. Und doch… Gleichzeitig sträubte sich alles in mir. Ich stellte mir vor, wie ich dort mit den anderen Spielen würde. Und wie enttäuscht ich von mir selbst sein würde, wenn ich nicht das schaffte, was ich mir vorstellte. Nein, Volleyball war vorbei für mich. Das konnte ich nicht mehr.
“Toru!”, hörte ich in diesem Moment eine vertraute Stimme. Ich drehte mich um und erblickte Marina, die von weitem auf mich zugerannt kam. Völlig außer Atem kam sie bei mir an. “Ich hab überall nach dir gesucht. Wir müssen bald los. Ich hab mich total erschrocken, als du nicht in unserer Hütte warst. Bitte schreib mir doch das nächste Mal wenigstens einen Zettel, wenn du… was auch immer machst” Die Worte sprudelten nur so aus dem kleinen Mädchen heraus. Ihr Gesicht nahm langsam die Farbe einer überreifen Tomate an. Am liebsten hätte ich ihr gesagt, dass sie sich doch mal beruhigen sollte. Es war ja schließlich nichts passiert.
“Ich war Joggen”, antwortete ich stattdessen kurz angebunden. “Meine Morgenroutine”
Marina betrachtete mich skeptisch. Dann blickte sie auf die Volleyballspieler, die ich bis gerade eben noch beobachtet hatte. “So hat das aber gerade nicht ausgesehen.”
Ich schaute sie nur an und versuchte nicht, mich zu erklären, wie sie es sich wahrscheinlich wünschte. Das hier war zu privat.
“Naja egal. Komm, lass uns zurück nach Hause gehen”
Ich schnaubte innerlich. Egal, was sie meinte, das war ganz sicher nicht mein Zuhause. Aber andererseits… Wusste ich wirklich wo dieses “Zuhause” war?
~~~
Irmas Hof und die Schule lagen eher am Randteil von San Juan. Hier war es eher ländlich und nicht so dicht bebaut. Wir mussten ungefähr eine halbe Stunde bis zur Schule fahren, was mich normalerweise genervt hätte. Gerade war es mir egal.
DU LIEST GERADE
Coming Home (Oikawa x Iwazumi FF)
FanfictionFür Oikawa bricht eine Welt zusammen. Gerade war er noch fest davon überzeugt gewesen, sein Team zu den Nationalmannschaften zu führen und im nächsten Moment ist alles verloren. Für Oikawa steht fest, er kann nicht mehr in Mayagi bleiben, sondern mu...