Chapter 5

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Am nächsten Morgen wurde Drakéla wach, als Aslan mit dem vierten König gerade Richtung Zelt ging und die anderen drei Kinder aus dem Zelt kamen. Aslan verabschiedete sich und wartete kurz, als der vierte Fröhlich von seinen Geschwistern in die Arme geschlossen wird. Der Goldene Löwe sah zu Drakéla, die seinen Blick erwiderte. Ihr Herz fing leicht an zu flattern. Sein kleines Lächeln wurde ernst und er gestete zu ihr, mitzukommen. Die Elbin stand auf, winkte kurz zu den Kindern, die es erwiderten, und folgte dem Löwen.

Sie folgte Aslan durch die kühlen Morgennebel, die über dem Lager hingen. Die Kinder waren zurückgeblieben, und die ersten Lichter des Tages tauchten den Himmel in zartes Rosa. Sie gingen schweigend, bis sie an den Rand des Waldes kamen, wo die Bäume dichter wurden und die Geräusche des Lagers allmählich verstummten. In der Ferne war der Fluss zu hören, der in der Nähe vorbei floss, doch ansonsten herrschte eine friedliche Stille. Aslan blieb an einer kleinen Lichtung stehen, wo ein alter Baum seine Äste weit über den Boden ausstreckte. Die Blätter raschelten sanft im Wind, und Drakéla spürte, dass dies ein besonderer Ort war – ein Ort, an dem man ohne Worte verstand, dass man sich im Herzen von Narnia befand.

»Setz dich, Drakéla«, sagte Aslan mit sanfter Stimme und legte sich selbst auf den weichen Moosboden. Die Elbin zögerte kurz, setzte sich dann auf einen der herausragenden Wurzeln des Baumes und blickte den Löwen an. Ihre Augen spiegelten die Fragen wider, die tief in ihrem Herzen brannten. »Ich spüre, dass du viele Gedanken in dir trägst«, begann Aslan. »Gedanken, die vielleicht mit den Kindern verbunden sind... oder vielleicht mit dir selbst.« Drakéla schwieg eine Weile, ließ den Blick über die Bäume gleiten und biss sich auf die Lippen. »Du hast recht, Aslan. Es gibt Dinge, die ich nicht verstehe.« Ihre Stimme war ruhig, aber in ihrem Inneren tobte ein Sturm. »Ich sehe die Kinder, wie sie miteinander sprechen, wie sie wachsen. Ich weiß, dass sie hier eine Bestimmung haben. Doch was ist mit mir?«

Aslan nickte bedächtig, seine goldenen Augen auf sie gerichtet. »Du bist die Hüterin von Narnia, das weißt du, und doch fühlt es sich für dich unvollständig an.« Sie nickte langsam. Seine Worte trafen ins Schwarze. »Ja.« Drakéla legte eine Hand auf die Löwenkette, die um ihren Hals hing. »Ich habe so lange in Mittelerde gelebt, ohne ein Zuhause. Und hier... hier fühle ich eine Verbindung, etwas, das ich in meiner eigenen Welt nie gespürt habe. Doch bin ich eine Fremde in dieser Welt. Und jetzt, wo die Prophezeiung, von der gesprochen wird, sich langsam erfüllt, frage ich mich, wo mein Platz wirklich sein soll.«

Aslan schwieg für einen Moment, als hätte er die Worte von Drakéla tief in sich aufgenommen und überlegte, was er sagen könne und was nicht. »Manchmal findet man seine wahre Heimat nicht dort, wo man geboren wurde, sondern dort, wo das Herz eine Verbindung spürt.« Drakélas Stirn legte sich in Falten. Diese Worte trafen sie tief, und für einen Moment vergaß sie zu atmen. Die meiste Zeit sagte mein Herz mir nicht die Wahrheit und wenn es das jetzt tut, kann ich deren Worte nicht glauben schenken. Als wüsste er was sie denkt, sah er sie mit Verständnis an. Aslan blickte tief in ihre Augen, als würde er jede Unsicherheit, jeden Zweifel lesen, der in ihrem Herzen schwelte. »Das Herz ist oft verwirrend«, sagte er mit sanfter Stimme, »und es führt uns nicht immer auf den einfachsten Weg. Aber der einfachste Weg ist selten der richtige.« Er ließ die Worte einen Moment in der Stille hängen, während der Wind leise durch die Äste der Bäume raschelte.

Drakéla spürte, wie sich ihre Kehle zuschnürte. So viele Jahre hatte sie sich alleine gefühlt, unverbunden, sowohl in Mittelerde als auch hier in Narnia. Und doch... die Verbindung, die sie zu Narnia spürte, war stark. Stärker, als sie es jemals erwartet hätte. Stärker als die Verbindung zu Mittelerde, ihrer Heimat und allen Personen, die dort sind. »Aber was, wenn ich mich irre?«, flüsterte sie schließlich, ihre Stimme fast zerbrechlich. »Was, wenn ich nicht dazu bestimmt bin, hier zu sein? Was, wenn ich scheitere?« Aslan neigte seinen Kopf und sah sie mit einer solchen Güte und Wärme an, dass ihr Herz für einen Moment schneller schlug. »Die Angst zu versagen ist der Schatten, den das Licht des Erfolgs wirft. Doch was du als Versagen siehst, könnte der Beginn von etwas Größerem sein.« Seine goldenen Augen funkelten in der Morgensonne. »Du bist nicht hier, weil es zufällig so geschah. Die Kette, die du trägst, hat dich hergebracht, weil Narnia dich braucht – und du Narnia.«

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 19 ⏰

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