21 - Ein entspanntes Bad

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~ Mercutio ~

Nero kam gerade durch die Tür, da stand ich schon vor ihm.

Während er sie zuzog, runzelte er die Stirn und fragte genervt: „Was willst du?"

„Wonach sieht es aus?" Ich trat an ihm vorbei und klopfte gegen die Tür, die er eben geschlossen hatte.

Nero schnaubte abfällig und ging den Gang entlang davon.

Ich beachtete ihn nicht weiter. Dafür erblühte ein Lächeln auf meinen Lippen, als mir Helena öffnete. Sie trug noch immer meinen Pullover. Das wärmte mir die Brust.

In ihren Augen flackerte es einen Moment. Ich konnte nicht erkennen, was es war. Verwirrung, Angst, etwa Reue?

Sie schlang die Arme um mich, bevor ich fragen konnte, wie es ihr ging, und drückte ihr Gesicht in meine Halsbeuge. Sofort zog ich sie an mich, schob sie ein Stück zurück und schloss die Tür hinter uns.

„Alles in Ordnung?", fragte ich besorgt. Ihr Verhalten ließ mich nichts Gutes erahnen. Was hatte Nero schon wieder getan?

Doch Helena nickte eilig. "Ja." Sie sah zu mir auf und lächelte. Es wirkte gezwungen. "Ich freue mich, dich zu sehen."

„Ich mich auch." Beunruhigt beugte ich mich vor und küsste sie zärtlich. „Lust auf ein Bad?"

Helena nickte.

Dann zog sie sich genauso schnell zurück, wie sie sich in meine Arme geworfen hatte, senkte den Blick und ihre blassen Wangen wurden rot.

Ihr Verhalten verwirrte mich. Andererseits konnte ich nicht wirklich sagen, welches Gebaren für sie normal war. Dafür hatten wir bisher zu wenig Zeit miteinander verbracht. Ein Umstand, der mich zunehmend betrübte.

Ich begleitete sie ins Bad gegenüber und wir füllten die große Badewanne mit Wasser und Schaumbad. Ich zog mich aus und sie tat dasselbe, ehe ich ins Wasser sank und sie folgte.

Obwohl ich ihr bewusst die Wahl gelassen hatte, schob sie sich so, dass sie mit dem Rücken zu mir saß und sich gegen mich lehnen konnte. Ihr Vertrauen ehrte mich, obwohl ich es als Mittäter nicht verdient hatte. Doch ich würde es nutzen. Wenn sie mir vertraute, konnte ich sie besser stützen und wieder aufbauen, als wenn sie vor mir zurückscheute. Nach ihren deprimierenden Worten am Morgen hatte ich es mir in den Kopf gesetzt, bei ihrer Heilung zu helfen. Das war meine Bestimmung als Arzt.

Als sie sich mit einem leisen, wohligen Seufzen an mich schmiegte und die Augen schloss, legte ich einen Arm um ihre Mitte.

Stille legte sich zwischen uns. Helena schien ganz in Gedanken versunken.

Weil meine Sorgen keine Ruhe gaben, fragte ich leise: „Wie hat Nero sich angestellt? Hat er dich anständig behandelt?"

Helena nickte, griff nach meiner Hand und verschränkte unsere Finger miteinander. „Hat er. Er war ... nett." Sich räuspernd rutschte sie ein wenig auf dem Platz herum. "Wir waren Pizza essen. Also, ich habe gegessen, er hat nur getrunken. Rotwein. Angeblich."

„Hmhmm." Ich strich Helenas Haar zur Seite, um die Stelle zu betrachten, die mir vorhin schon aufgefallen war. Ich sah den Knutschfleck, größer und dunkler als der, den ich achtlos auf ihre andere Seite gesetzt hatte. Offensichtlich hatte er sich herausgefordert gefühlt, doch er hatte sie nicht gebissen. Das überraschte mich. Milde verwundert strich ich über die Stelle und stellte fest: „Aber getrunken hat er nicht von dir."

Eine Gänsehaut bildete sich unter meiner Berührung. "Nein", bestätigte Helena. "Er hat nicht von mir getrunken. Er hat nur ... Na ja, mich markiert."

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