Farbenblind

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Und das war der letzte Tag, an dem ich ihn sah. Nie war das Zirpen der Zikaden so beleidigend, noch nie zuvor schauten die Berge so auf mich herab. Ich spürte diese Unannehmlichkeit in meiner Brust, doch ich konnte nicht weinen, denn eigentlich hatte ich gar keinen Grund dazu. Zinnoberrot ist das Herz in meinem Körper, marineblau waren die Augen mit denen ich ihn anstrahlte, bunt meine Vorstellung von uns. Vermutlich war er farbenblind.

Und das war der letzte Tag, an dem ich sie sah. Ihre Faszination für Insekten und die Natur hat mich, nun, immer etwas fasziniert. Es ist mir unangenehm einzugestehen, dass ich öfters auf ihre Brüste geschaut habe. Einmal lud sie mich ohne direkten Grund auf einen Wein ein. Es war ein lascher, roter. Ehrlich gesagt hatte ich nie genau überlegt, welche Änderungen mir nach dem Umzug bläuen würden. Weitere graue Wände, die etwas Farbe bekommen müssen...

U. Forsthain Collection - Lyrik und LiteraturWo Geschichten leben. Entdecke jetzt