Der goldene Abend

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~Martin~

Heute wurden meine Dienste leider in der Psychiatrie gebraucht, worüber ich mich überhaupt nicht freute. Ich hielt nicht viel von der Psychiatrie und noch weniger von Professor DeCrinis. Gerade machte ich einen kurzen Kontrollgang um zu schauen, dass es allen den Umständen entsprechend gut ging. Nachdem ich am Ende des Gangs war, welchen die Pfleger hier auch „Gang des Grauens" nannten, da hier die besonders betreffenden Patienten, in Gummizellen, drin sind. Der erste bei dem ich war, schrie hysterisch, die zweite fiel wimmernd vor mir auf die Füße und als ich die dritte Tür aufmachte, blieb mir fast das Herz stehen. In der Ecke saß zusammengekauert die Tochter von Frau Dr. Sauerbruch. Ich hatte sie erst ein oder zweimal gesehen aber ich war mir sicher, dass sie es war, da sie ja auch vermisst wird und zudem sieht sie ihrer Mutter doch sehr ähnlich. „Martin?", sie flüsterte und Tränen liefen ihr über die Wange. „J..ja, geht es dir gut? Bist du verletzt?",ich kam langsam auf sie zu und sie schüttelte den Kopf. Das arme Mädchen zitterte am ganzen Körper und war total verängstigt. „Ich...ich bin gleich wieder, da. Ich hole Hilfe aus der Chirurgie, wenn jemand fragt, dann war ich nie hier", erklärte ich ihr und wandte mich zum Gehen. „Bitte, beeil dich!", schluchzte sie, woraufhin ich nickte, die Tür hinter mir schloss und losrannte. Ich rannte so schnell ich nur konnte rüber in die Chirurgie, die Treppen hoch, was mit Holzbein nicht so einfach war und dann ohne zu klopfen ins Büro des Chefs. Weil ich mit so viel Schwung die Tür öffnete, schlug ich beinahe den Professor und seine Frau um. „Ich hab ihre Tochter gefunden", platzte es aus mir heraus und ich war total aus der Puste. „Oh Gott, wo ist sie?", Frau Dr. Sauerbruch sah mich unter Tränen an. „In der Psychiatrie aber ich glaube es geht ihr soweit gut", erklärte ich hastig. „Bring uns zu ihr!", der Chef  wirkte stinksauer, noch schlimmer als im OP, wenn ein Student mal wieder scheiterte die Harken vernünftig zu halten. Wir rannten die Treppen wieder runter und auf schnellstem Weg zur Psychiatrie, ich holte meinen Schlüssel für den „Gang des Grauens" und führte sie in das Zimmer ihrer Tochter.

~Inka~

Endlich kam Martin wieder ins Zimmer mit Mama und Papa, es hatte sich wie eine Ewigkeit angefühlt aber es waren wahrscheinlich nur ein paar Minuten. Ich sprang auf und rannte in die Arme meiner Mutter, die ich so sehr vermisst hatte. Ich habe keine Ahnung wie lang ich weg war, vielleicht eine Woche oder doch nur 2 Tage, die Zeit war so langsam vergangen.  Mama drückte mich ganz fest und ich weinte einfach nur und freute mich so. „Können wir...können wir bitte nach Haus..ich will raus hier", schluchzte ich. „Natürlich! Bist du verletzt? Kannst du laufen?", Mama löste sich aus der Umarmung und sah mich von oben bis unten an. „Nein, ich kann laufen", ich nickte und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. „Papa", ich umarmte Ferdinand auch ganz fest. „Alles wird gut, es ist vorbei. Zum Glück bist du wieder da!", ich löste mich aus der Umarmung und ihm, dem großen Geheimrat, lief eine Träne über die Wange. Dann liefen wir rüber in die Chirurgie, ins Büro meiner Eltern und alles fühlte sich an wie in Watte gepackt, ich stand total neben mir.

The daughter of two doctorsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt