Kapitel 2 Der nächtliche Wald

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Kapitel 2 Der nächtliche Wald

Fourths Schweben im Wald ist von seiner ruhigen Atmung begleitet. Jeder Fußtritt erfolgt mit geschmeidigem Takt. Weich und im völligen Einklang fügt er sich der nächtlichen Natur um ihn herum. Eine respektvolle Harmonie mit den urigen Bäumen und Pflanzen des Nachtes. Nur seine Gedanken stören den Schall der nächtlichen Kreaturen.

„Du hast dich tief rein gewagt", folgt er Gems Fährte, „Warum bist du nur so wütend, Junge?", knackst ein Ast unter seinen Füßen, „Verdammt!", wagt Fourth es nicht einmal laut zu fluchen.

Lieber keine lauten Geräusche machen.

Keine Kreatur der Nacht verängstigt Fourth mehr als sein Stiefvater. Wenn die Hunde zu bellen beginnen, wird er so sauer. Und endlich hat er wieder einen Grund, seine Gewalt an Fourth auszutreiben. Er findet ihn im Wald.

Er sucht und findet Fourth immer.

Also, lieber bedeckt bleiben.

Auf der Lauer sein.

Ruhig und unauffällig.

Fourth weiß inzwischen, wie er ihm die Gründe entmächtigt.

Er will nur schnell diesen Gem finden und ihn zurück zur 'Butterblume' bringen.

Und er stellt mit Erstaunen fest, dass der wütende Junge wohl zum Fluss geflohen war.

Ein gefährlicher Abstieg zum Ufer.

„Was ist denn hier passiert?", denkt sich Fourth, als er Gems Spuren plötzlich verändert sieht.

Am Hang muss er wohl gestürzt sein.

Zwar nicht steil abwärts, aber dafür sehr uneben und mit viel hartem Gehölz.

Fourth Füße eilen und er folgt den Spuren des Sturzes.

Die feuchte Luft des Waldes trägt ein ihm bekanntes Rauschen bei Nacht.

„Nicht, dass du in den Fluss gefallen bist!", ertönt seine besorgte Stimme, „Ich finde dich, Gem!", schwebt sein Schall im nächtlichen Wald, „Da bist du ja!", ist Fourth erleichtert, „Gem!", hockt er sich neben die zusammengekauerte Gestalt auf dem Boden.

Eine dicke Wurzel hatte ihn vor dem weiteren Absturz bewahrt und ihm beim Aufprall sicher sehr weh getan.

„Wütender Junge! Ich bin es, Fourth!", inspiziert Fourth Gems Körper nach Verletzungen, „Ich fasse dich jetzt an!", warnt er ihn und legt eine Hand auf seine Schulter, „Keine Angst! Ich bin es, Fourth!", erklärt er schnell, als Gem plötzlich hochschreckt.

Er dachte, das sei sein Ende.

Diese Angst, die ihn plötzlich im Wald übermannte.

Diese Dunkelheit.

Diese unheimlichen Geräusche.

Und, als dann plötzlich sich unter seinen Füßen ein Abgrund auftat.

Er fiel und dachte, das sei sein Ende.

Immer wieder spürte er den beißenden Schmerz fester Härte, die sich in seinen Körper bohrte. Mehrmals knallte er gegen Dinge, die ihm wehtaten.

Er sah nichts und fühlte die größte Angst.

Und sein letzter Gedanke war voller Zorn gegen seine Mutter, die ihn hierher geschickt hatte, bevor er sein Bewusstsein verlor.

Bis eine Hand in der Hölle nach ihm griff.

„Ganz ruhig! Ich bin bei dir!", hält Fourth nun mit beiden Armen den vor Angst bebenden Körper Gems.

ButterblumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt