Kapitel 4 Verlust und Empfangen

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Kapitel 4 Verlust und Empfangen

Fourth hockt auf dem Felsen am nächtlichen Fluss und hat den Kopf unter seinen verschränkten Armen vergraben.

Zeitlos stürmt es in seinem Inneren und er kann keinen klaren Gedanken fassen.

Sein Leben hatte bislang nur einmal eine Wendung, die ihn so übermannte. Seine Kinderseele fühlte die bedingungslose Liebe seiner Mutter und wurde endgültig verschüttet, als sie ihm genommen wurde.

Fourth lernte seither, seine eigenen Gefühle zu regulieren. Er kannte das Wort Liebe, aber war nicht bereit, die Tragweite ihrer Gefühlsmeere zu erlauben. Die einzige Kraft, die ihm die Liebe erlaubte, waren die unendlichen Sphären der Natur.

Eine Offenheit des spirituellen Kreislaufes von Leben und Tod.

Verlust und Empfangen.

Nur im Einklang der Natur konnte Fourth die Kraft der Liebe erlauben.

Eine Harmonie floss in seinen Adern und kein weltliches Gefühl übermannte seine misshandelte Seele.

„Bitte beruhige dich doch endlich!", wimmert er in seinem Versteck, „Lass dich von dem Klang des Flusses beruhigen!", versucht er seine Wahrnehmung nach außen zu richten.

Aber er versagt bei jedem Versuch, diese Gefühle des Verlustes zu regulieren.

Sein Geist ist gefüllt mit Momenten und Bildern.

Sie wirbeln wild umeinander und erzeugen tiefe Strudel im Gefühlsmeer.

Er sieht Gem.

Wie sie einander umarmen.

Wie er seinen Herzschlag an seiner Brust hört.

Seine Worte und seine sanften Berührungen.

Er spürt Gem so tief und deutlich in seiner Seele.

Seine Sinne erinnern und er leidet Qualen bei dem Eintauchen in dieses gefährliche Meer der menschlichen Gefühle.

Er kann ihn riechen.

Den Duft seines Freund kann er riechen.

Der warme Duft der Geborgenheit schwebt in Fourths Seele und er spürt noch immer die großen Hände, die ihn sanft trösteten in dieser Nacht des letzten Sommers.

Alles brach ein.

Jede Festung.

Jede Kontrolle.

Fourth lernte Gem kennen und verlor sich gänzlich.

Und nun zeigt sich ihm wieder die Strafe des Verlustes.

Schon wieder.

Er wird herunter gerissen in diesem tiefen Meer der Gefühle.

Und keine Kraft der Natur kann ihn noch retten.

Dieser Schmerz, wenn er Gem mit Pride sieht.

Das, was wohl die Natur als perfekte Symbiose erschaffen hat, bringt Fourths Eingeweide zum Überkochen und Rasen.

Er spürt sich verbrennen und die Wut übermannt jede Faser seines Körpers.

Noch nie empfand er so ein finsteres Gefühl.

Keine Gewalt, kein Monster hatte ihn sich je so fühlen lassen.

Sonst herrscht die kühle Beherrschung.

Fourth schwebte immer über dieses Meer und der Wind strich jede tiefe Regung hinweg.

So beängstigend ist die Liebe für Fourth.

ButterblumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt