Kapitel 3 Satangs Rat

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Kapitel 3 Satangs Rat

„Fourth, kannst du mir zeigen, wie dieser Kreuzknoten geht?", spricht Gem den heute besonders ruhigen Fourth an.

Und Gems Blick ist so eindringlich dabei.

So viel Unausgesprochenes schwirrt um sie herum, während sie von all den anderen umgeben sind. Sie sollen heute ihre Teamfähigkeit unter Beweis stellen. Zwei lange Seile, eine Plane, ein Messer und die Natur selbst sollen reichen, um ein Nachtlager zu bauen.

Mitten am Tage und das völlig wortlos.

Natürlich war Pride direkt an Gems Seite gesprungen. Sie würde auch ohne Lager mit Gem die Nacht anschlagen.

Gem war nur erleichtert, dass noch ein weiterer Junge mit in seinem Team war. Zwar erst 12 Jahre alt, aber groß genug als Puffer. Pride ging ihm wirklich auf die Nerven. Er blieb noch freundlich, fühlte sich aber bei seinem Vorhaben ständig gestört.

Dieses Vorhaben, Fourth endlich wieder warm und ihm zugeneigt zu bekommen.

Es waren nun schon vier Tage vergangen und Fourth blieb distanziert und verschwand oft einfach für mehrere Stunden.

Gem versuchte ja, ihn in ein Gespräch zu verwickeln, aber das stellte sich als echte Herausforderung heraus.

Diese ganzen Aktivitäten.

So viele Menschen, die ständig interagierten und gehört werden wollten.

Gems Geist schwebte wo ganz anders und Pride hatte sich zur Aufgabe gemacht, ihn jedes Mal aus der Trance zu reißen.

Er führte mentale Gespräche mit Fourth. Fragte ihn, was denn los sei. Fantasierte über mögliche Antworten. Mal stritten sie, mal ging alles recht schnell. Und immer gingen sie schließlich gemeinsam in den Wald zu ihrem Fluss.

Gems Tagträume schwirrten wild in seinem Geist, während er Feuerholz suchte, Pflanzen untersuchte oder das Geschirr per Hand und mit eiskaltem Wasser abwusch.

Er war ein Jahr lang fort und fühlte sich Fourth dennoch näher als jetzt.

Die 'Butterblume' hatte ihn empfangen, aber ihr Sohn ging ihm aus dem Weg.

Was war nur geschehen?

Wieso diese merkwürdig kalte Stimmung zwischen ihnen?

„Gem, ich helfe dir! Lass mich abtrocknen!", musste Pride ihn wieder finden und anfassen.

Anders hätte er sie eh nicht gehört.

Es kam wirklich oft vor, dass ihn die anderen ansprachen und er es gar nicht wahrnahm.

Seine Augen suchten Fourth und sein Geist das endliche Aussprachegespräch.

Und so kam es dazu, dass Satang ihn an diesem Morgen zur Seite zog und direkt fragte.
„Gem, du wirkst so zerstreut. Was ist denn los?", zeigte er sich empathisch und aus Gem brach es heraus.

„Phi, ich bin wirklich ratlos!", seufzte er tief, „Fourth und ich haben eine wirklich besondere Freundschaft entwickelt letztes Jahr. Und ich habe ihm jede Woche einen Brief geschrieben. Jede Woche!", wiederholte er, „Wir haben beide darauf gewartet, uns wiederzusehen. Aber seitdem ich hier bin, ignoriert er mich einfach!", schmollten seine Lippen unglücklich.

„Er ignoriert dich doch nicht!", protestierte Satang, „Er ist nur beschäftigt mit allen Jugendlichen hier. Er hat keine Zeit, dir besondere Aufmerksamkeit zu schenken", erklärte er ruhig, „letztes Jahr warst du verletzt und er blieb an deiner Seite. Dabei verlor er leider wichtige Dinge aus den Augen. Und du weißt, wie das endete!", tat ihm der entstehende Schmerz in Gems Augen aufrichtig leid.

ButterblumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt