Kapitel 4 Abschied
„Satang, bitte sage mir, wo ich Fourth finden kann. Wir reisen morgen ab und ich will mich zumindest verabschieden können", sieht Satang die Verzweiflung in Gems Augen.
Seitdem Vorfall vor sechs Tagen war Fourth nicht mehr in der 'Butterblume' aufgetaucht. Der Stiefvater übernahm seine Aufgaben, wenn die Gruppe unterwegs war und die Erlebnispädagogen staunten über Gems Verhaltensveränderung.
Er nahm an allen Aktivitäten teil, zeigte sich kooperativ und hilfsbereit, kam pünktlich und ließ ich auf alle ein.
Nur seine Augen wirkten abwesend.
Sie suchten überall nach dem Sohn des Camps und Satang wurde immer wieder gefragt, was denn mit Fourth sei.
Zuerst gab er ihm nur eine kurze Antwort.
„Fourth ist sehr beschäftigt. Konzentriere dich auf deine Aufgaben!", sollte Gem hören.
Doch sein gutes Benehmen und die Verzweiflung in seiner Stimme brachte Satang dazu, ihm schließlich eine ausführlichere Antwort zu geben.
Und so erfuhr Gem von den Verhältnissen, in denen Fourth lebte.
„Das kannst du ihm nicht erzählen!", warnte Mark.
„Er ist bald weg und es geht ihn auch nichts an!", ergänzte Perth.
Satang hatte seine Kollegen und Freunde um Rat gebeten. Nachdem alle in ihren Hütten waren, führten sie nächtlich eine kurze Konferenz durch und Satang hatte von seinem Mitleid für Gem berichtet.
„Sie haben sich angefreundet und Gem macht sich Sorgen. Ist doch verständlich. Wir können nicht einfach weggucken, wie wir es seit zwei Jahren schon tun",erwiderte Satang, „Fourth ist ein so liebevoller Junge", plagte ihn sein schlechtes Gewissen.
„Satang, was sollen wir denn tun? Wir haben nicht das Recht, uns in seine familiären Verhältnisse einzumischen. Auch wir sind hier bald weg und er bleibt zurück. Wenn wir uns einmischen, kann das noch viel Schlimmeres für Fourth bedeuten. Ist dir das klar?", antwortete Mark, „Fourth hat seinen Weg gefunden, diesem brutalen Typen aus dem Weg zu gehen!", suchte er Satangs Verstand.
„Die Freundschaft zu Gem ließ ihn unvorsichtig sein. Ich finde, wir sollten einfach ruhig bleiben und mit der Gruppe abreisen. Das wäre am sichersten für Fourth", ergänzte Perth.
Und Satang seufzte tief.
„Fourth verliert sonst nie seine Deckung. Die Freundschaft zu Gem ist ihm wohl sehr wichtig. Ich kann Gems Verzweiflung verstehen. Er weiß nicht, wo Fourth ist. Macht sich Sorgen. Und ihr könnt alle seine Verhaltensverbesserung sehen. Die Freundschaft zu Fourth ist ihm auch sehr wichtig", sah Satang in die Augen seiner Freunde, „ich übernehme die Verantwortung dafür. Gem soll einen kleinen Einblick in diese Verhältnisse bekommen", entschied er.
Und Mark sprach nochmal seine Bedenken aus.
„Satang, du willst einem 15-jährigen von den Schattenseiten der 'Butterblume' erzählen? Und wenn er direkt zu dem Tyrannen rennt? Wenn er alles schlimmer macht, bevor er abreist?", sah er Satang eindringlich an.
Und das war der Grund, warum Satang Gem nicht schon früher von Fourths Aufenthalt beichtete. Er wollte nichts riskieren.
Doch morgen reisen sie ab und Satangs Seele kann sich nicht mehr bedeckt halten.
„Gem, was ich dir jetzt erzähle, muss dringend verschwiegen werden. Du darfst nicht kopflos reagieren!", hält Gem die Luft an, als er endlich eine Hoffnung auf ein Wiedersehen verspürt, „Fourth scheint in dir einen wahren Freund gefunden zu haben und ich riskiere viel, wenn ich dir jetzt über seine Verhältnisse erzähle", sieht Satang das Zittern in Gems Augen, „lass uns spazieren gehen!", folgt ihm Gem mit aufgeregter Seele.
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Butterblume
FanfictionGems Mutter beschließt, ihn in den Sommerferien in ein Feriencamp zu schicken. Der 15-jährige Gem will da auf keinen Fall hin. Die Scheidung seiner Eltern sitzt ihm noch schmerzhaft in den Knochen und er will seine Mutter nicht alleine lassen. Doch...