Kapitel 6

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Rhun POV: 

Zusammen mit meinen Brüdern liege ich im Bett. Wir warten darauf, dass Zeke uns mit seinem Schlafsand bestreut. Dieser wühlt in seinem Säckchen herum und fängt bei Fips an. Als nächstes ist Eos dran und dann Klaus. Der Sand rieselt mit einem gelblichen Leuchten fein auf sie nieder und gleichzeitig entspannen sich ihre Glieder und sie schließen ihre Lider. 

In letzter Zeit habe ich mich immer weiter vor ihnen verschlossen, wegen Dark. Ich will nicht, dass sie mich so schwach und hilflos erleben. Ich bin doch der Bruder der immer einen kühlen Kopf bewahrt, der auf den man sich, egal was ist, verlassen kann und der der auf jede Frage die passende Antwort hat. 

Doch seit Dark sich bemerkbar gemacht hat, bin ich das nicht mehr wirklich. Ich bin unkonzentriert und ständig abgelenkt. Ich will am liebsten mit niemanden reden. Denn immer wenn ich es doch tue schreit Dark in meinen Kopf, dass meine Brüder nur mit mir sprechen weil sie Mitleid haben. Ich hasse das. Ich will das nicht mehr. Wann hört es endlich auf? 

"So, und jetzt du. Schöne Träume, Brüderchen.", ruft Zeke frech grinsend und lässt die Sandkörner auch auf mich fallen. Dark, der bis eben noch laut irgendwelches Zeug geredet hat, ist jetzt still. Meine Muskeln entspannen sich, mein Kopf wird leer und ruhig. Ich schließe meine Augen und hoffe inständig, dass der Sand diesmal länger wirken wird. 

Doch meine Hoffnungen sind mal wieder völlig umsonst.  

Schon ein bis zwei Stunden (ich bin mir nicht ganz sicher) später liege ich wach im Bett und Dark redet unaufhörlich auf mich ein. Er sagt ich sei schwach und, dass mich keiner mögen würde. Ich sei ein Freak, weil ich die Zähne meiner Brüder aufbewahre wie einen Schatz. Doch eigentlich bringt er mich dazu es zu tun, wie ich herausfinden konnte. 

Es macht mich fertig, denn ich glaube in gewisser Weise hat er Recht. Schließlich hat Zeke mir schon oft das Wort Freak an den Kopf geworfen, wegen den Zähnen. Doch ich habe nicht viel darauf gegeben und es ignoriert. Aber wenn dir ständig jemand sagt, dass du ein Nichtsnutz bist, glaubst du es irgendwann. 

"Sei doch einfach still.", murmle ich vor mich hin, darauf bedacht meine Brüder nicht zu wecken. Als Antwort bekomme ich nur ein grässliches Lachen. Toll. "Was bringt es dir denn mich fertig zu machen? Schließlich brauchst du diesen Körper auch.", es klingt immer noch seltsam wenn ich sowas sage. Denn es ist mein Körper und nicht noch der von jemand anderen. 

"Nichts, aber es macht riesigen Spaß!", erklärt meine dunkle Seite und lacht wieder.  Ich verdrehe die Augen und atme tief aus. So oft habe ich schon versucht mit ihm zu diskutieren, aber es ging jedes mal in einer weiteren Panikattacke aus. Darauf habe ich jetzt echt keine Lust. 

Mit gewissen Menschen lohnt es sich einfach nicht zu diskutieren. Bienen verschwenden ihre Zeit auch nicht damit, Fliegen zu erklären, dass Honig besser ist als Scheiße. 

Da Dark meine Gedanken verfolgen kann, so wie ich auch seine, brummt er darauf und ist kurz still. Doch gleich darauf fängt er wieder an laut herum zu johlen. Plötzlich bekomme ich die altbekannten Kopfschmerzen und ich halte mir die Schläfen. Er macht mich noch verrückt. Oder hat er das schon? Ich es weiß nicht. 

"Dark, halt endlich die Klappe!", rufe ich etwas zu laut, denn Zeke wacht auf. "!", schreit Dark noch zurück. Oh mein Gott, ich glaube mein Kopf explodiert gleich! "Rhun? Was ist los?", fragt mein Bruder noch ganz verschlafen. Im nächsten Moment haben die Zahnräder wohl genug gerattert und er versteht, dass Dark wieder Stress macht. Mitleidig sieht er mich an. Wie ich diesen Blick hasse. 

Die Kopfschmerzen werden immer schlimmer. Er versucht die Kontrolle zu übernehmen. Aber nicht mit mir! In meinen Inneren findet ein Kampf statt: Dark und ich reißen uns um den Körper und die Kontrolle. Er ist stark, aber das ist mein Körper. Vor ein paar Tagen hätte er es fast geschafft, nur dank Zekes Schlafsand konnte es verhindert werden. Das war knapp. 

Die Wächter - Der Mann im Mond kehrt zurückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt