Kapitel 7

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Eos POV: 

Ich habe erst am nächsten Morgen erfahren, dass Dark Rhun fast umgebracht hätte und die Nonnen ihn weggesperrt haben. Zeke und Klaus meinten sie wollten Fips und mich nicht unnötig beunruhigen und dass wir uns keine Sorgen um Rhun machen sollen. 

Aber, wie kann es auch anders sein, mache ich mir natürlich große Sorgen um ihn. Er hat sich komplett verändert. Klar ist er schon immer nicht der Gesprächigste von uns gewesen, aber er hat immer mal einen Scherz mit gemacht. Und natürlich hat er auch schon früher nicht oft seine Gefühle preisgegeben, aber heute scheint er nur noch zu existieren.

Ich kann mich nicht daran erinnern wann ich ihn das letzte Mal herzhaft lachen gehört zu haben oder gar glücklich gesehen zu haben. Er redet nur noch wenn es unbedingt nötig ist und verschanzt sich fast den ganzen Tag in der Bibliothek um Alchemie-Bücher zu lesen. Ich weiß zwar nicht genau was Dark zu ihm sagt aber es müssen üble Dinge sein. 

Als Rhun dann wieder raus aus dem Keller durfte, was auch hieß, dass an den Tagen keine Experimente statt gefunden haben, schien es ihm zwar besser zu gehen, aber er verhielt sich immer noch gleich. Er ist immer noch verschlossen und scheint eine Fassade aufrecht erhalten zu wollen. Doch er hat keine Panikattacken mehr und manchmal, wenn einer von uns ihm auf die Nerven geht, spricht eine dunkle raue Stimme aus ihm und schnauzt denjenigen an. 

Er lässt Dark also auch mal das Kommando übernehmen, auch wenn das natürlich nur selten der Fall ist. Ich freue mich für ihn, endlich geht es ihm besser und er abreitet auch wieder besser im Unterricht mit. Er beantwortet jede Frage richtig. Streber! Aber das ist eben unser Rhun. 

Meine Sorgen um meinen Bruder lichten sich langsam und der Wunsch aus dem Kloster auszubrechen wird wieder stärker. Fast unmöglich zu ignorieren. Ich will einfach nicht mehr gefoltert und wie ein Forschungsprojekt behandelt werden. Außerdem sehen uns die Schwestern an als seien wir Monster. Das halte ich nicht mehr aus. 

Also habe ich mir einen Plan überlegt: Heute ist es soweit, ich werde das Kloster verlassen und die Gegend ein wenig erkunden. Ich bleibe aber nicht lange weg, da ich meine Brüder einfach nicht im Stich lassen kann. Ich will nur mal raus hier. 

Ich will mich, wenn die anderen schlafen, aus unseren Zimmer schleichen, einen Körper einer Nonne annehmen und so unbemerkt aus dem Kloster gelangen. Das mit der Körperübernahme sollte kein Problem darstellen. Wir haben es bei den Experimenten zwar nicht so oft geübt, dennoch oft genug. Aber was wirklich ein Problem sein wird ist Zekes Schlafsand. Er bringt uns damit jede Nacht zum Schlafen, weil die Nonne es ihm aufgetragen haben. Und er wird sicher keine Ausnahme machen, geschweige denn würde ich ihm von meinen Plan erzählen. Er würde es nicht verstehen und es Klaus sagen, der wiederum den Ordensschwestern. 

Ich habe aber schon eine Idee, wie ich seiner Magie ausweichen kann... 

"So, meine lieben Brüderchen, es Zeit im Land der Träume vorbeizuschauen!", ruft Zeke und kramt schon in seinem Säckchen herum. Dummer Idiot! Er ist immer so von sich überzeugt und denkt er ist der Beste. Nur weil er uns zum Schlafen zwingen kann. Fips brummt mürrisch als Zeke ihn als ersten berieselt. Sofort schläft er ein. 

"Rhun, kannst du bitte wieder einen Schutzschild um mich erschaffen?", will Klaus ängstlich wissen. Seitdem, dass Monster unter dem Bett war, kann er nicht mehr richtig schlafen, hat nur noch Albträume und fühlt sich nicht sicher wenn es dunkel wird. Ich würde zu gerne wissen woher das Monster kam und was es überhaupt war, aber ich bin noch nicht drauf gekommen. Er tut mir schon ein bisschen Leid. 

"Wenn du schon einmal dabei bist, kannst du mir auch einen machen? Ich habe letzte Nacht seltsame Geräusche gehört und würde mich einfach sicherer damit fühlen.", frage ich so ehrlich wie nur möglich. Sie dürfen keinen Verdacht schöpfen, denn das ist absolut gelogen. Klaus gibt einen ängstlichen Laut von sich, als er meine Worte hört. Tut mir Leid... 

Die Wächter - Der Mann im Mond kehrt zurückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt