Die erste Waffel aß ich pur, Scarlett ihre mit Puderzucker. Sie redete nicht, konzentrierte sich auf das Essen, manchmal auch auf das Geschehen draußen auf der Straße, was verständlich war, da wir an einem riesigen Fenster saßen. Und vielleicht die gesamte Polizei New York's nach uns suchte.
„Ok, also warum raubst du Banken wirklich aus?", fragte ich und schob mir ein Stück meines süßen Essens in den Mund.
„Du hast mich gerade analysiert. Du weißt es doch schon", kam eine unbeteiligte Antwort zurück, als sie ihr Essen durchschnitt. Das Adrenalin hatte sich wieder gesetzt, mir ging es ähnlich wie ihr.
„Oh bitte."
Scarlett hielt inne und sah dann von ihrem Teller auf.
„Wenn man schon eine depressive Bitch ist, dann doch lieber 'ne reiche depressive Bitch", und so aß sie weiter. Mein Lächeln wurde auf diese Antwort hin breiter. „Hättest doch auch einfach 'nen alten Sack heiraten und abwarten können, bis er abkratzt."„Ich hätte wenig Lust gehabt ihm die alten, faltigen Eier zu kraulen", sie aß weiter und machte dann mit der Gabel eine Bewegung. „Außerdem hat das hier viel mehr Reiz."
„Es turnt dich an?"
„Oh komm schon. Natürlich. Der Adrenalin-Stoß ist der Hammer", grinste sie und sah mir in die Augen. Es war lange her, dass ich mit jemandem über so etwas reden konnte. Die meisten von denen waren jetzt tot. Nicht durch meine Hand, sondern durch ihre Drogensucht. „Und wie", stimmte ich ihr zu.
„Du?", fragte sie. Scarlett klang nicht wirklich interessiert an meiner Antwort, als sie sich wieder ihren Waffeln zu wandte, aber es schien einfach ihre Sprechweise zu sein.
„Was?"„Stell dich nicht dumm."
Auf diese Aussage hin musste ich erneut schief grinsen. Die Frau hatte Biss. „Wegen dem, was du grad beschrieben hast. Es ist so herrlich berauschend."
„Herrlich berauschend", äffte sie mich nach und reckte die Nase empor, was mich zum Lachen brachte.
„Ich seh schon, wir passen zusammen wie Kokain und Waffeln." - „Also ein Poet wirst du nicht. Zumindest kein guter." - „Was?", fragte ich lachend aber trotzdem verwirrt.
„Wie sollen diese zwei Dinge denn bitte zusammen passen?" - „Schonmal anstatt Puderzucker, Kokain auf die Waffeln gestreut?"
Irritiert sah sie auf und unterbrach ihre Aktivität, um mit einer hochgezogenen Augenbraue zu prüfen, ob ich es ernst meinte.
„Dachte ich mir", erklärte ich ihr Schweigen zu einem Nein und zog so ein transparentes Tütchen, mit weißem Pulver aus der Hosentasche.„Du hast einfach so Kokain in der Tasche?" - „Wer denn nicht?" - „Normale Menschen", antwortete sie, und betonte das 'normal' deutlich.
„Wie langweilig", betitelte ich die normalen Menschen und verteilte etwas von der Droge auf meinem Essen. Als sie weiter schwieg und mir bei meinem Tuen zu sah, fragte ich: „Also? Willst du was?"
„Gib schon her", mit diesen Worten schnappte sie mir, mein erkauftes Glück aus der Hand und streußelte auch etwas auf ihren Teig und steckte danach ihren Finger an welchem noch etwas kleben geblieben war, in ihrem Mund um sich das Zeug an die Schleimhäute zu reiben.
Kurze Zeit später verließen wir lachend den Laden. Das Dopamin und Serotonin lösten wie sonst auch eine euphorische Stimmung aus, obwohl wir es nicht einmal geschnupft hatten.
Ich hatte die zwei Scheine unserer Beute einfach liegen lassen. Die Kellnerin würde sich sicher über 20 Dollar Trinkgeld freuen.„Wohin jetzt?", fragte Scarlett laut, mit einem breiten Lächeln auf den Lippen und schmiss sich an meine Brust, packte beide Seiten meiner offenen Jacke und zog mich etwas herab, blickte erwartungsvoll in meine blauen Augen.
So gefiel sie mir. Voller Lebensfreude, aufgedreht, lachend, auf Droge. Der Kontrast zu ihrem sonstigen Desinteresse und ihrer Kälte war faszinierend.
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How To Rob A Bank
Action„Wie würdest du am liebsten sterben?" „Was für ein gutes Thema für ein romantisches Date." „Wir stehen hinter 'ner Tankstelle und kiffen." „So sehen Dates bei Kriminellen immer aus, Baby." Er schoss, sie lud nach. Scarlett Pierce und Ivan Barrow war...