4. Kapitel: Babe, I am ruthless

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Mit großen Schritten auf meinen langen schlanken Beinen, die in den schwarzen Chucks, mit den roten Convers Sternen, welche im Kontrast zur matschgrünen parkaähnlichen Jacke standen, steckten, schritt ich an dem Mann mit der Skimaske vorbei und drückte ihm die Hälfte der Beute in seine freie, sehnige Pranke.
Das Schlachtfeld, ließ ich ohne einen Blick zurück, hinter mir und ein zufriedenes Lächeln glitt auf meine Schlangenlippen, als ich das schmerzerfüllte Stöhnen vernahm.

Einer lag komisch verrenkt und bewusstlos hinter dem Tresen, blutiger Sabber floss aus seinem Maul. Den anderen hatte ich im Vorraum, auf dem Weg zum Tresor mit einer silbernen Kugel in der Brust, auf dem kalten Boden zurückgelassen. Die rote Suppe, die aus ihm, wie Benzin aus einem aufgestochenen Tank, sickerte, färbte die Dollarscheine, die beim hektischen Einpacken des Geldes daneben gefallen waren, dunkelgrün, als sie im klebrigen Roten schwammen.
Die anderen zwei, denen ich beiden eine Bleikugel geschenkt hatte, lagen vor dem anderen Räuber halb über einander.
Ich musste mich nicht umdrehen. Ich wusste genau was ich getan hatte.

Was viel interessanter als die Leidenden gewesen war, war das Funkeln der Begeisterung in den Augen meines neuen Begleiters, welches ich wahrgenommen hatte, bevor ich mich auf dem Absatz zum Ausgang gedreht hatte und durch die Glastür hinaus auf die Straße, in den angenehmen Spätsommerwind verschwunden war.

Kurz nachdem ich die Augen geschlossen hatte, um die Brise auf meiner zarten Haut zu spüren, packten mich starke Finger am dünnen Oberarm und zogen mich mit. Der Mann mit den Waffen, dem Geld, der Lederjacke, der dunkelblauen Jeans und dem Knackarsch, umfasste mich bis wir die Straße fast komplett runter gelaufen waren und vor einem kantigen, tiefliegendem Oldtimer Halt machten. Auf seinen dreckigen Schuhen lief er zum Kofferraum, warf sein Geld hinein und dann meins. Wortlos setzten wir uns ins Auto. Er auf den Fahrersitz, ich auf den neben ihm. Sofort startete er den Motor, parkte aus und fuhr rasant los.

„Willst du die alberne Maske jetzt nicht endlich mal abnehmen?", fragte ich nach einigen langen Momenten des peinlichen Schweigens.

„Vielleicht bist du ja eine Doppelagentin oder so und du hast das nur gemacht, um mein Vertrauen zu gewinnen."

„Ja natürlich. Das wahllose Abballernen von Unschuldigen ist ganz neu im Programm des FBI's und jetzt sogar schon eine der ersten Lektionen in der Grundausbildung", gab ich die sarkastische Antwort und zog mir danach die braune Kurzhaarperücke vom Kopf. Meine blonden Haare, mit dem dunkelblonden Ansatz, fielen mir wild bis unter die Schulterblätter und kurz machte das Auto einen großen Schlenker, woraufhin der Maskierte das Lenkrad fester griff, lautes Hupen der entgegenkommenden Autos ignorierte und sein Fahrzeug wieder unter Kontrolle brachte.
Sowas stärkte doch das Ego.

Nach einem kleinen Räuspern und mit starren Blick auf die Straße, fragte er: „Und, Hannah Montana, warum hast du nicht mal mehr einen Blick auf dein Meisterwerk geworfen? Das Bild war schon ziemlich krass."

Ein desinteressiertes Schulterzucken meinerseits, mein Blick legte sich auf den Bürgersteig. „Ich muss nicht noch mehr Elend sehen."

„Aber du hast es doch erst verursacht", sagte er verwirrt.

„Ob ich es nun veranlasse oder diese grausame Welt, macht dann auch keinen Unterschied mehr. Und außerdem ist das Gefühl berauschender, wenn man nur die Schmerzensschreie hinter sich hört. Das ist wie beim Vögeln. Das ist auch intensiver, wenn man die Augen verbunden hat, und bevorzugter Weise gefesselt ist."

Ein Lachen, das klang als seien seine Stimmbänder mit Honig übergossen, ertönte und ich wandte meinen Blick vom Fenster ab, richtete ihn auf den Fluchtwagenfahrer. „Und außerdem sieht es cool aus, wenn man ohne Skrupel geht und nicht zurückblickt."

„Das auch", lachte ich auf und besah mir sein Profil genauer. Scheißmaske.

„Also ich wäre dafür, dass wir jetzt-", sein Satz wurde durch Polizeisirenen unterbrochen und diese durch mein Augenrollen kommentiert.
War das jetzt echt nötig?

How To Rob A BankWo Geschichten leben. Entdecke jetzt