Gedanken

250 39 11
                                    

Völlig versteift saß ich neben Jace. Heilige Scheiße!
Er war verdammt noch mal ein Engel! Ein Engel saß neben mir!

Okey. Tief einatmen und ausatmen. Beruhige dich. Notfalls kannst du dich ja verteidigen. Er ist schwächer, als du! Zwar stärker als die anderen Übernatürlichen, aber sieh es so: Du bekommst endlich mal einen guten Kampf! Das wolltest du doch? Außerdem muss er ja nicht erfahren, was du bist. Verhalte dich einfach normal. Sonst wird er noch Verdacht schöpfen. Nein. Falsch. Sei einfach netter, als du bist. Dann wird er dich nicht verdächtigen.
Und wenn er es herausfinden sollte, schlag ihn K.O. , drohe ihm oder töte ihn. So schwer ist das doch nicht. Klar, die ganzen Engel werden dann hinter dir her sein und dich töten wollen, aber du kannst ja untertauchen, eine neue Identität annehmen, wie in diesen Filmen und einfach weiter leben. Gib dich als blutsaugener Vampir aus, mache eine Übernatürlichendiät und ernähre dich nur von Menschen. So einfach ist das und du schiebst hier Panik.

Ich unterdrückte einen Seufzer. So gute Aussichten ...
Vielleicht sollte ich doch einfach umziehen und zwar so weit weg wie möglich von diesem Engel. Nein. Weglaufen war keine Lösung. Weglaufen taten nur Feiglinge. Man musste sich mich nur in meiner wahren Gestalt ansehen und man wusste, dass ich kein Feigling war. Ich würde bleiben. Ich würde es schaffen. Aber ...

Wieder dachte ich an meine Eltern. Sie hatten mit mir irgendwo hin gewollt, als wir damals ins Auto gestiegen sind. Wohin noch gleich? Wieder ging ich vergangene Gespräche in meinem Kopf durch. Ich wusste nun, wovon sie damals geredet hatten. Von mir und das mit dem Dämonsein. Mom hatte es mir nicht sagen wollen. Sie hatte gemeint, ich seie noch nicht bereit dazu, es zu erfahren. Da lag sie aber falsch. Aber in dem Alter war ich definitiv noch nicht bereit gewesen, den Tod meiner eigenen Eltern mit anzusehen und zu bemerken, dass ich sie eigendlich gar nicht wirklich gekannt hatte.
Ja! Ich hab's! Der Rat!
Sie wollten mit mir zu irgendeinem Rat! Vermutlich ein Dämonenrat! Gab es einen Dämonenrat? Sie wollten mit mir dorthin, weil ich mich zu schnell entwickelt hatte. Das hieß, es mussten noch andere Dämonen existieren! Im Notfall könnte ich dorthin! Wenn ich gewusst hätte, wo der Dämonenrat war ...

,,Thekla? Kennst du die Antwort?", ertönte Mr. Applebaums nervtötende Stimme. Lernte der Typ nicht aus seinen Fehlern?!
,,Thekla, wir würden gerne mit dem Unterricht fortfahren!" Er lernte definitiv nicht aus Fehlern. Wütend sah ich in seine Augen. Sofort wirkte er, wie ein kleines, verängstigtes Hähnchen. Warum Hähnchen? Weil Menschen für mich nicht mehr, als Beute sind.
Langsam hatte ich echt genug von diesen wichtigtuerischen Menschen. Sie taten, als seien sie die mächtigste und schlauste Spezies der Erde. Das waren sie aber nicht.

Wären sie schlau, wüssten sie, dass es auch noch die Übernatürlichen gibt.
Wären sie mächtig, würde ich sie nicht als meine Beute betrachten.

Sie sollten dankbar sein, dass ich sie nicht alle auslöschte.

Mr. Applebaum machte sich unter meinem Blick ganz klein. Sein menschliches Herz raste vor Angst. Bumm, bumm, bumm, bumm.
Ich spürte auf einmal Jace' Blick auf mir. Shit. Ich sollte damit aufhören, ehe ich mich noch verriet. Sofort senkte ich meinen Blick und starrte verkrampft auf meine Hände, die zu Fäusten geballt auf dem Tisch lagen. Ich hörte, wie das Herz des Lehrers wieder regelmäßiger schlug.
,,Ach ja, ehe ich es vergesse, ich habe hier Zettel für den Elternsprechtag.", verkündete Mr. Applebaum und ließ von einem schüchternen Mädchen die Zettel verteilen. Ich merkte mir nie die Namen von Menschen. Es interessierte mich nicht.
Sie kam an meinem Tisch an und legte schnell zwei Zettel auf den Tisch. Hastig eilte sie zum nächsten Tisch, nur um von mir wegzukommen. Ich nahm meinen Zettel und schob den anderen zu Jace, ohne ihm anzusehen.
,,Danke.", sagte er. Ich sagte gar nichts. Am besten, ich ignorierte ihn.

Das ist ein seh normales Verhalten. Gut so. Behandle ihn wie die Anderen.

Ich sah auf den Zettel. Der Elternsprachtag war übermorgen. Okey. Jetzt musste ich mir nur noch Eltern besorgen, wie jedes mal. Jedes mal, wenn der Elternsprechtag vor der Tür stand, suchte ich ein Paar mittleren Alters auf, dessen Familie verstorben war. Sie lebten etwas außerhalb, bekamen nie Besuch und waren meine perfekte Tarnung. Es gab keine neugierige Familie, die ihnen Fragen stellen konnte und so konnte die Schule keinen Bekanntenkreis des Paares aufsuchen und nach mir fragen. Wenn ich sie aus Versehen töten sollte, gab es keine Familie, die sie vermissen und mistrauisch werden konnte. Niemand würde die Beiden vermissen. Aber ich durfte sie nicht töten. Nicht so lange ich die Schule besuchte.
Jedes mal kam ich zu ihnen und hypnotisierte beide, damit sie sich eine Zeit lang für meine Eltern hielten und sich beim Elternsprachtag auch für meine Eltern ausgaben. Sie waren nett zu mir, so wie sie es für eine wirkliche Tochter sein würden, aber sie glaubten nur durch die Hypnose meine Eltern zu sein. Sie kannten soger meinen Namen. Selbst, wenn sie nicht hypnotisiert waren. Die Hypnose hörte erst auf, nachdem ich wieder verschwunden war. Sie erinnerten sich dann an Nichts von dem, was passiert war. Sie glaubten dann immer nur, dass ich mit ihnen gemütlich Kekse und Kuchen gegessen hätte und mich hielten sie für das nette Mädchen aus der Stadt. Dabei lebte ich nicht einmal wirklich in der Stadt.
Irgendwie taten mir diese Leute schon Leid, da sie wirklich nett waren, aber was sein musste, musste sein. Sie waren die ersten Menschen, die ich irgendwie ein wenig mochte. Sie schienen selbst, wenn sie nicht Hypnosezustand waren, keine Angst vor mir zu haben. Das faszinierte mich. Bisher war ich auf keine solchen Menschen gestoßen.

Wieder dachte ich an meine Eltern. Es wäre so viel einfacher, wenn sie noch am Leben wären. Waren sie aber nicht.
Manchmal hatte ich Angst, zu vergessen, wie sie ausgesehen haben. Dabei war das unmöglich für mich. Ich war ein Dämon und hatte somit ein hervorragendes Gedächtnis. Besser selbst, als das eines Vampires.

Ich schielte zu Jace. Seine Art hatte meine Eltern und auch viele andere Dämonen getötet. Ermordet. Was wäre, wenn er erfahren würde, was ich war? Würde er die Engel rufen, oder würde er mich persönlich töten? Ich machte mir eindeutig zu viele Gedanken. Ich wusste, es war gefährlich für mich, neben ihm zu sitzen, oder überhaupt mit ihm in einer Stadt zu sein. Aber ich würde nicht gehen. Ich war hier zuerst. So gesehen war es mein Revier und er war eingedrungen. Würde er mich töten wollen, würden ich ihn töten. Er sollte lieber froh sein, dass ich ihn nicht im hier und jetzt das Leben nahm. Aber er sollte lieber aufpassen. Er befand sich im feindlichen Revier. Dem Revier eines Dämons.

Ich weiß, ich habe sehr lange nicht mehr geupdatet. Ich habe meinen eigenen Schreibrythmus und schreibe wann ich Lust, Zeit und Ideen habe. Naja, eigendlich ist es total unnötig, dass gerade zu schreiben, da es wohl eh keinen interessieren wird, aber egal! (:
- 00mele00

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 17, 2015 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Demon (Abgebrochen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt