Viecher und Blutdurst

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-- 9 Jahre später --

Im Klassenraum war es warm und stickig.
Am Fenster brummte eine fette Fliege vor sich hin und ein Mädchen schrie, da es an ihrem Platz eine Biene entdeckt hatte.

Brumm.

Oh Himmel. Wie mich dieser Brummer nervte! Ich konnte mich gerade noch so kontrollieren, nicht mit meiner flachen Hand die Fliege an dem Fenster zu zerklatschen, neben dem mein Tisch war.

,,Biene!", schrie das Mädchen nun weinerlich. Sie sprang von ihrem Platz auf.
Wie nervig.
Alle Blicke lagen nun auf ihr.Ein paar grinsten. Hauptsächlich Jungs. Ein paar andere, lehnten sich so weit wie es ihr Stuhl und ihr Tisch zuließ von der Biene weg.

Summmm.

Das Mädchen fuchtelte wild mit ihren Händen in der Luft herum.
,,Weg! Weg! Geh weg!", rief sie ängstlich und zog ihre Hände schnell wieder zurück, als die Bienen nun in ihre Richtung flog.

,,Isabelle, sei bitte still. Und alle anderen auch, seht nach vorne! Das ist nur ein kleines Tier!", schnaubte sofort die Lehrerin los.
Alle drehten sich unsicher wieder zur Tafel um, aber aus dem Augenwinkeln beobachteten sie alle die Biene, die nun in Richtung Fenster flog.
Weicheier.

Wie gerne ich ihnen sagen würde, dass die Biene nicht ihr größtes Problem war. Sie sollten eher vor etwas anderem Angst haben.

Vor etwas gefährlichem. Etwas tödlichem. - Mir.

Ich war ein Dämon.
Stark.
Mächtigen.
Ohne Erbarmen.
Und voller Blutlust.

Ich musste mich jeden Tag aufs Neue kontrollieren, um ihnen nicht allen die Kehle aufzureißen und mir ihr warmes Blut auf der Zunge zergehen zu lassen.
Blut.
Warm.
Metallisch.
Köstlich.

Ich zog mit geschlossenen Augen die Luft ein. Selbst so roch ich den betörenden Geruch von Blut.
Ich spührte, wie ihr warmes Blut in ihren Adern pulsierte.
Ich spührte ihren Herzschlag.
Ich hörte jeden einzelen Atemzug, jeden noch so leisen Wimpernschlag.

Sie alle würden wirklich gut schmecken, auch wenn meiner Meinung nach, nichts besser schmeckte, als Werwolfsblut.
Es war so wild.
So animalisch.
So frei.

Wirklich eine wundervolle Beschreibung von Werwolfsblut ... Ironie.

Jetzt, wo ich so daran dachte, bekam ich wieder Hunger.
Verdammt. Bloß nicht die Kontrolle verlieren, Thekla!
Ich atmete einmal tief ein und aus. Der Geruch frischen Blutes stieg mir in die Nase. Mmmmmm...
Verdammt, Thekla, nein!
Ich hielt die Luft an. Bloß nicht diesen fantastischen Geruch riechen!
Ich sah zu der Lehrerin. Die sah mich erwartungsvoll an. Shit.
Sie hatte mir eine Frage gestellt.

,,Und, Thekla? Verweilst du wieder unter uns?", fragte die Lehrerin spöttisch. Alle lachten leise.
Nun wurde ich wütend. Sie sollte gefälligst froh sein, denn sonst wäre sie sicher die Erste gewesen, die mir zum Opfer gefallen wäre!
Ein leises Knurren entstieg meiner Kehle.
,,Thekla, nun übertreiben wir mal nicht.", schimpfte die Lehrerin und kam nun auf mich zum.
Sie sollte mir bloß vom Leib bleiben!

Brumm.
Summmmm.

,,Bieneeeee!!", schrie nun wieder irgendein Mädchen. Nervt nicht! Meine Augen verängten sich zu Schlitzen.

Gekreische aus der hinteren Mädchenreihe.

Ich stand auf. Alle Blicke folgten mir, bis auf die, die auf der kleinen, unschuldigen Biene lagen.

Brumm.

Der fette Brummer. Der nervte mich nun wirklich schon den verdammten ganzen Tag!
Ich drehte mich schwungvoll zu der hinteren Reihe zu. Dort, auf dem Tisch, vor einem zu Tode verängstigten Mädchen, hockte seelenruhig die Biene und ... der Brummer!

Meine Chance.

Meine flache Hand sauste hinab auf den Tisch.

Klatsch.
Matsch.
Krack.

Alle Blicke lagen ungläubig auf mir. Der Tisch, auf den meine Hand zugesaust war, war in seine Einzelteile zerbrochen. Kleinholz.
Ich wischte meine Hand an meiner schwarzen Kleidung sauber.
Biene und nerviger Brummer; erledigt!
Nun würde ich zumindestens von diesen beiden Viechern nicht mehr genervt werden.

Ich setzte mich wieder, als sei nichts geschehen. Alle starrten den kaputtel Tisch an.
,,Der war morsch.", log ich, als ich den Blick der Lehrerin bemerkte.
,,Aha.", machte sie, blickte mir in die Augen und wandte sofort ängstlich den Blick ab.
Nichts hatte sich in neun Jahren verändert, außer, dass meine Kräfte stärker geworden waren und ich ein klein wenig mehr konnte, als damals, als meine Eltern starben.
Doch. Wenn ich es zugab, hatte sich viel verändert. Zu viel, für meinen Geschmack.
Ich war nun sechzehn Jahre alt, lebte nicht mehr von menschlichen Essen, sondern von Blut.
Ich tötete.
Ich war wie ein Tier, welches seine Beute fest im Griff hatte.
Ich war wie ein Jäger und andere meine Opfer.
Ich tötete ohne Scham, ohne Herz, ohne Mitleid. Und ja, ich gab es zu, das töten machte mir Spaß.
Ich liebte die Angst meiner Opfer.
Ich liebte ihr Leid, ihren Schmerz.
Ja, ich war ein Monster.

Ich war nie wieder das kleine Mädchen, welches traurig, niedergeschlagen und ab und zu fröhlich war.
Ich war voller Hass, voller Wut. Ich war unkontrollierbar.

Diese Klasse hier, könnte ich innerhalb von Sekunden das Leben entreißen.

Warum ich bei dem Werwolf so lange gebraucht hatte? Ich wollte einen Kampf. Ich wollte mich amüsieren, indem ich ihn quälte.

Ich war blutrünstig.
Ich war der Jäger.
Ich war gefährlich.

Ich lebte allein. Dort, wo mich kein Engel finden würde.

Es war ein altes, verlassenes Haus, hinter dem sich ein unendlich großer, grüner Wald erstreckte.
Sein Blätterdach war so dicht, dass nur wenige Sonnenstrahlen sich den Weg hindurch erkämpfen konnten.
Im Wald war es schön kühl und es war so gut wie immer ruhig.
Kein Mensch im Wald.
Nur ich und die Waldtiere. - Und ab und zu ein paar verirrte Werwölfe. Lecker.

Jetzt bekam ich wieder Lust, auf Blut.
Heute war echt nicht mein Tag.

Hier in der Klasse waren zu viele Menschen, mit zu viel Blut.
Ich musste mich wirklich kontrollierem, ihnen nichts anzutun, um an ihr warmes Blut zu kommen.

Neben mir war , zu meinem Glück, ein freier Platz. Also saß kein Mensch neben mir. Einem Dämon.

Dennoch spührte ich all das viele Blut in dem Raum. All seine Wärme.
Mahlzeit.

Ich musste hier raus! Ich spürte schon, wie sich meine Augen langsam eim gieriges blutrot annahmen.

Wie hatten das meine Eltern damals nur ausgehalten?? Von ihnen hätte ich echt was lernen können! Zu spät, leider.

Ein Junge, der schräg vor mir saß, verströmte einen betörenden Duft.

Reiß dich zusammen!

Nicht mehr lange und ich würde die ganze Klasse abschlachten. So was wollte ich lieber nicht noch mal erleben. Klar, es hatte mir mordsmäßigen Spaß gemacht, aber alles später aufzuräumen und es wie einen Unfall aussehen zu lassen, war wirklich anstrengend gewesen.

Ich erhob mich von meinem Stuhl. Alle Blicke lagen wieder (unsicher, ängstlich) auf mir.
Ich verließ geschwind den Raum.

Der Gang war leer. Menschenleer. Ich seufzte erleichtert. Hier roch zwar auch alles nach Blut und Mensch, aber es war nicht so schlimm, als würde ich in einem Raum voller Menschen sitzen.

Ich schritt den langena Gang entlang. Meine Schritte hallten und warfen ein schwaches Echo durch den Gang.
Alle hatten noch Unterricht. Muhahaha.

Auf schnellstem Weg verließ ich die Schule. Dort, in der Menschenmenge meldete sich wieder mein Blutdurst. Ich musste dringend an Blut kommen!

Hey :)
Das Kapitel ist meiner Meinung nach nicht sonderlich gut geworden, aber ich hoffe, ihr seid trotzdem zufrieden!
Wie findet ihr die Ich-Perspektive von Thekla?
Besser, oder schlechter?
-00mele00

Demon (Abgebrochen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt