Benebelt

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Wie bitte?! Ein Teil eines pechschwarzen Flügels?! Thekla stieg lautlos die Treppenstufe hinunter, die sie schon raufgegangen war. Sie schlich zu der Küchentür, die nur angelehnt war und lugte hindurch.
Dort stand ihr Vater mit dem Rücken zu ihr. Er pfiff fröhlich ein Liedchen vor sich hin und schnitt Zwiebeln mit einem Fleischmesser. Wie immer. Er bemerkte sie und drehte sich lächelnd zu ihr um.

,,Hallo Spatz. Wie war's in der Schule?", fragte er gut gelaunt.
Wie immer hatte er nicht eine einzige Träne in dem Augen, auch wenn er Zwiebeln schnitt.

Habe ich mich etwa geirrt?
Habe ich mir den Flügel nur eingebildet?

,,Gut.", antwortete Thekla automatisch. Wie immer.
,,Das freut mich.", sagte ihr Vater und grinste verschmitzt, ,,Schatz, du siehst aus, als wärst du einem Geist begegnet."
,,Es ist nichts.", murmelte Thekla. Der Vater musterte sie mistrauisch.
,,Ich sehe dir doch an, dass etwas ist. Lüg mich nicht an.", sagte der Vater besorgt und legte das Fleischmesser weg. Er legte Thekla eine Hand aus die Schulter und sah ihr tief in die Augen.
Thekla fühlte sich auf einmal wie benebelt. Was war so plötzlich mit ihr?
Sie fühlten sich so müde. Sie hörte ihren Vater, wie durch einer Art Watte zu ihr sprechen.
,,Was hast du?", hörte sie die Stimme ihres Vaters leise und wie durch Watte.
,,Da war etwas.", hörte Thekla sich selbst sagen.
,,Was war da?", ertönte die Stimme ihres Vaters.
,,Etwas schwarzes. Etwas großes.", murmelte Thekla wie ferngesteuert.

Was war mit ihr?! Sie wollte es nicht sagen! Ihr Vater würde sie für verrückt halten! Warum redete sie, ohne es selbst zu wollen??

,,Was war das schwarze, große?", wollte ihr Vater von ihr wissen. Er klang so weit weg. Thekla fühlte sich immer benebelter. Bald würde der Nebel sie in die Knie zwingen. Sie würde bald einfach umkippen und schlafen.

,,Ein pechscharzer, großer Flügel.", kam es von ihr.

Der Vater schwieg. Sein Griff an ihrer Schulter lockerte sich. Aber Thekla sah ihm immer noch in seine Augen und die gaben sie nicht frei. Es war, als würden die Augen sie auch noch nicht freigeben wollen. Sie zogen sie in ihren Bann und sie konnte nichts dagegen tun.

Dad, was machst du mit mir? Das ist nicht normal.

,,Was glaubst du? Hast du dich geirrt?", wollte ihr Vater wissen.
,,Nein. Ja. Vielleicht. Ich weiß es nicht. Aber ... vielleicht habe ich es mir nur eingebildet. Vielleicht auch nicht.", hauchte Thekla. Ihr war plötzlich so schwindelig. Sie fühlte sich so schwach.

Ihr Vater lächelte wieder und ließ ihre Augen frei. Thekla fühlte sich sogleich wieder besser. Verwirrt sah sie ihrem Vater an.
,,Wie hast du das gemacht?", wollte sie wissen.
,,Was gemacht?", wollte ihr Vater lächelnd wissen.
,,Na, das!", sagte Thekla.
,,Thekla, Schatz. Ich weiß nicht, wovon du sprichst. Du bist müde. Leg dich doch ins Bett. Bald gibt's Essen. Ich ruf dich dann.", sagte ihr Vater und sah sie besorgt an.
Thekla war nur noch verwirrt. Hatte sie sich das alles nur eingebildet? Dass ihr Vater sie zu kontrollieren schien? Was war nur los mit ihr?? Vielleicht hatte er ja recht. Sie sollte sich hinlegen.

Sie nickte kurz ihrem Vater zu, drehte sich um und ging wie ferngesteuert auf ihr Zimmer.
Sie schlug die Decke zurück und legte sich hin. Sie starrte die Decke an.
Unten hörte sie die aufgewühltle Stimme ihrer Mutter.

,,Warum hast du das getan??", hörte sie die Stimme ihrer Mutter verzweifel, ,,Was, wenn sie nun mistrauisch ist?"
,,Beruhige dich", sagte ihr Vater, ,,Sie weiß selbst nicht so genau, ob sie sich das eingebildet hat."
,,Aber, du kannst das Kind nicht einfach so  manipulieren, sodass sie dir sie Wahrheit sagt!" , rief die Mutter beunruhigt.
,,Willst du etwa, dass sie es weiß?", fragte der Vater.
Stille.
,,Nein.", sagte die Mutter schließlich, ,,Aber sie wird schon bemerkt haben, dass sie anders ist."
,,Irgendwann wird sie es so oder so erfahren müssen.", sagte der Vater, ,,Wir können ihr das doch nicht ewig verschweigen. Es betrifft sie. Es gehört zu ihr Selbst. Wie lange gedenkst du, es ihr zu verheimlichen?"
,,Sie ist noch nicht bereit dazu.", sagte die Mutter.
,,Doch. Ist die. Nur du noch nicht.", sagte der Vater, ,,Sie weiß doch längst, dass sie anders ist. Wie andere auf sie reagieren. Dass andere Angst vor ihr haben. Sie muss es langsam mal erfahren."
,,Aber ...", begann die Mutter zu widersprechen.
,,Kein aber.", unterbrach der Vater.
Schwiegen.
,,Wann sagen wir es ihr.", fragte die Mutter leise.
,,Bald. Aber nicht heute.", sagte der Vater.
,,Ich dachte, es gibt kein aber.", sagte die Mutter und Thekla konnte sie förmlich schon lächeln sehen.
,,Wir können nicht ewig warten.", sagte der Vater, ,,Aber warten wir ein bischen ab. Sie muss es nicht gleich erfahren."
,,Wir sollten nicht zu lange warten.", sagte die Mutter, ,,aber ich bin nicht scharf drauf, es ihr zu sagen."
,,Ich auch nicht.", sagte der Vater, ,,Aber was getan weden muss, muss getan werden."
,,Leider.", seufzte die Mutter.

Wovon redeten die?
Theklas Kopf fühlte sich langsam wieder normal an. Wovon verdammt redeten ihre Eltern. Von ihr? Was jetzt mit Manipulation? Was, mir später sagen? Hä?
Thekla verstand nur Bahnhof. So viele Frage und keine Antwort darauf. Thekla hoffte, ihre Eltern würden bald mal mit der Sprache rausrücken! So wie sie das Gespräch verstanden hatte, kannten ihre Eltern den Grund, weshalb alle so auf Thekla reagierten. Thekla wollte es wissen! Ihre Eltern sollten bloß nicht zu lange warten!

Sry, dass das mit dem updaten so lange gebraucht hat. Ich hatte nicht allzu viel Zeit zum Schreiben. Ich hoffe, euch gefällt das Kapitel, auch wenn es meiner Meinung nach nicht so gut ist, wie das letzte und auch nicht so lang. - 00mele00

Demon (Abgebrochen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt