[Screenshot und AI art im Banner von mir]
Triggerwarnung!
Das folgende Kapitel behandelt teilweise die Auseinandersetzung mit mentalen Folgen von narzisstischem Verhalten und Mobbing. Falls diese sensible Thematik dir gerade nicht gut bekommen würde, lies dieses Kapitel bitte nicht weiter.
„Was brauchst du gerade, reden oder zuhören?", fragte Ominis schließlich und zitierte damit genau die Frage, die Phina ihm erst vor Kurzem selbst gestellt hatte, als sie sich nach seinem Ausbruch im Unterricht in Verteidigung gegen die Dunklen Künste abends im Gemeinschaftsraum getroffen hatten. Und das tat nicht nur wegen des Inhalts der Frage unfassbar gut, sondern vor allem deswegen, weil er Phina damit das Gefühl gab, endlich jemanden bei sich zu haben, der ihr genau dasselbe zurückgeben wollte, was auch sie ihm ohne Vorbehalte geben würde. Nicht weniger. Nicht nur das absolute Minimum, das notwendig war, um eine Verbindung am Leben zu erhalten, sondern das ehrliche Alles, was diese Verbindung unvergleichlich und unvorstellbar besonders machte.
Aber gerade deswegen fiel es Phina plötzlich schwer, eine Antwort zu finden. Sie hätte ihn gern gefragt, warum er hier war und nicht auch auf Charlottes Party. Doch schon in der nächsten Sekunde kam ihr diese Frage furchtbar erbärmlich vor. So als wollte sie unbedingt ein wenig Bestätigung für ihr Ego erhaschen, um sich wieder besser in ihrer Haut zu fühlen. Wer seinen Kummer offen zeigte, tat das schließlich nur, um andere dazu zu bringen, sich zu kümmern. Das war zumindest die Devise gewesen, mit der sie in Wool's Waisenhaus erzogen worden war. Zu weinen oder über ein eigenes Problem zu sprechen war nichts anderes als ein Schrei nach Aufmerksamkeit. Kein berechtigter Zustand, der zum Leben dazu gehörte, sondern eine nervige Unannehmlichkeit für die Menschen um einen herum. So hatte es zumindest beim Großteil der Erzieher gewirkt. Und jemand wie Ominis hatte es nicht verdient, als Hilfsmittel für ihren jämmerlichen Versuch zu dienen, sich ein paar Komplimente oder tröstende Worte zu erschleichen. Außerdem könnte man diese Frage auch als indirekte Kritik und Anklage Poppy und Sebastian gegenüber verstehen.
So weit war es schon gekommen, dass Phina sich davor fürchtete, dass andere Menschen jedes ihrer Worte, egal wie klein, sofort auf eine Goldwaage legen würden, um ihr daraus einen Strick zu drehen und sie wieder als unausstehliche Person dastehen zu lassen. Und obwohl außer Ominis niemand hier war, der es hören würde, war diese Angst so mächtig, dass sie keinen Ton herausbrachte. Ominis' Geduld schien das aber zum Glück keinen Abbruch zu tun.
„Es ist schon irgendwie erstaunlich, dass manche Leute selbst nach fast sieben Jahren gemeinsamer Schulzeit noch nicht durchschaut haben, wie falsch und berechnend manche Verhaltensweisen sind.", sagte er nach einer Weile und hoffte, dass es Phina dabei helfen würde, zu sehen, dass sie mit ihren Eindrücken von Personen wie Charlotte Morrison nicht allein war. Dass sie es sich nicht alles einfach nur einbildete. Und Ominis kannte Charlotte sogar schon länger als sie. Er hatte ihr diese aufgesetzte Freundlichkeit und das niedliche, anbiedernde Getue noch nie abgekauft und sich eigentlich eher darüber amüsiert, wie andere sie deswegen anhimmelten und unbedingt mit ihr befreundet sein wollten. Dass sie in Hufflepuff gelandet war, hatte ihn irgendwann sogar schon an der Zurechnungsfähigkeit des Sprechenden Huts zweifeln lassen. Denn jemand wie Charlotte Morrison war nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht. Sie scharwenzelte nicht um andere Leute herum, weil sie ihr wirklich etwas bedeuteten, sondern nur für die Aufmerksamkeit und um ein bestimmtes Bild von sich in der Schule zu etablieren. Leider hatte sie damit so viel Erfolg, dass es den Leuten scheinbar egal war, wie wenig tiefgründig sie eigentlich im Umgang mit anderen war. Wie wenig ein Kompliment aus ihrem heuchlerischen Mund eigentlich bedeutete.
Da Ominis nie wirklich etwas mit ihr zu tun gehabt hatte, hatte ihn diese Dynamik bisher nie großartig interessiert. Aber jetzt, wo sich diese Person offenbar Phina als Dorn in ihrem Auge ausgesucht hatte und gegen sie intrigierte, stand zumindest sein Urteil unumstößlich fest. Es war nicht nur der Ausschluss von der Feier. Durch sein feines Gehör hatte er schon mehrmals mitbekommen, dass Charlotte mit ihren Freundinnen und auch vor anderen Mitschülern ganz offen schlecht über Phina redete und Lügen über sie verbreitete. Es schien ihr offenbar sehr wichtig zu sein, dass sich Phinas Beliebtheit in der Schülerschaft in Grenzen hielt, die für sie annehmbar und komfortabel waren.
„Sie sind ja scheinbar alle glücklich damit. Und jemand wie Charlotte muss einfach nur süß lächeln und die Bescheidene spielen, und schon wird sie gefeiert.", erwiderte Phina nach einer Weile, biss sich aber direkt danach sofort auf die Zunge, weil sie merkte, dass gerade eine Seite von ihr aus ihr sprach, die sie selbst nicht mochte und der sie niemals die Kontrolle über sich überlassen wollte.
„Tut mir Leid, das klang furchtbar verbittert, fast schon neidisch.", schickte sie schnell hinterher, bevor Ominis sie womöglich doch noch verurteilte. Ihr rasendes Herz beruhigte sich ein wenig, als sie spürte, wie er sie stattdessen noch etwas enger an sich drückte und mit seiner Hand liebevoll über ihre Schulter fuhr.
„Neid ist doch nur eine Ausrede für Leute wie Charlotte, wenn jemand ihr mal einen Spiegel vorhält. Solche Menschen würden niemals einen Fehler zugeben oder sich entschuldigen. Sie suchen dann nur ganz akribisch nach neuen, fadenscheinigen Gründen, um ihr Verhalten zu rechtfertigen und das Opfer zu spielen. Oder hast du ihr irgendetwas Schlimmes angetan, von dem ich nichts weiß?", sagte er, wobei seine Stimme so ruhig klang, dass seine Worte unfassbar hart und unversöhnlich herüberkamen. Und obwohl Phina sich fast ein wenig dafür schämte, tröstete es sie ungemein, dass selbst jemand mit einem so gütigen und geduldigen Herz wie Ominis die Lage offenbar genauso auffasste und verstand wie sie. Wie nötig diese Bestärkung gewesen war, wurde ihr im nächsten Moment erschreckend klar deutlich, als sie nach seinen Worten unwillkürlich anfing in seinem Arm zu zittern.
„Ich habe keine Ahnung. Es kann ja unmöglich nur davon kommen, dass ich sie einmal beim Accio-Duell geschlagen habe.", antwortete sie dann und war dankbar, als Ominis ihr Zittern als Anlass dafür nutzte, um mit seiner zweiten Hand an ihrem ihm zugewandten Arm zu ziehen, sodass sie ihre Kauerhaltung aufgeben musste und sich im Anschluss voll und ganz in seine Arme lehnen konnte.
DU LIEST GERADE
Cursed (Hogwarts-Legacy fanfiction)
FanfictionSeraphina Bloggs (Spitzname Phina) wuchs in einem Kinderheim auf, bevor ein Professor namens Eleazar Fig sie 1890 mitnahm und sie mit 15 Jahren als neue Fünftklässlerin ihre Schulzeit in Hogwarts begann. Ihre besondere Fähigkeit, Spuren alter Magie...