Tom und Motte - Kurzgeschichten im Microformat

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„Ist das laut", sagt Tom und schließt das Küchenfenster. Aber die Geräusche von Bagger und Presslufthammer dringen dennoch vom Innenhof ins Dachgeschoss hinein.
„Wir sollten raus ins Grüne fahren", schlägt Motte vor.
„Oder ins Rot-Gelb-Orange-Braune." Tom nickt und schnappt sich Jacke, Schal und Mütze.
Zwanzig Minuten später stehen die beiden in einem kleinen Waldstück, das an die Stadt angrenzt. Birken und Buchen und ein paar vereinzelte Fichten, die erfolgreich dem Borkenkäfer getrotzt haben, wachsen dicht nebeneinander. Buntes Laub bedeckt den Boden und raschelt zwischen den Schuhen.
„Diese Stille ist eine Wohltat", sagt Tom und atmete tief aus und ein. Da stürmt plötzlich eine Menschenmenge an ihnen vorbei, laut krakeelend wie eine Horde hungriger Schimpansen. Kurz darauf ertönen die Geräusche einer elektrischen Motorhacke und eines Generators, die vom Bassgeräusch einer Musikbox begleitet werden.
Motte blickt auf sein Handy. „Wow, stell dir vor, zwei Pilzsucher haben in diesem Areal nicht nur Maronen, Schopftintlinge und Birken-Rotkappen gefunden, sondern auch die Überreste eines Ufos."
„Das zufällig ein Lenkrad hat", murmelt Tom, als er die Bilder des fantastischen Funds betrachtet. Doch Motte hat sich bereits den Glücksrittern angeschlossen. „Wir entdecken bestimmt auch was", sagt er aufgeregt.
Tatsächlich entdecken sie nichts und graben lediglich eimerweise Erde um. Tagelang.
„Wir buddeln seit vorgestern nach einem vermeintlichen Alienschiff", seufzt Motte. „Meinst du wir betreiben hier so etwas wie Realitätsflucht?"
„Nicht doch", sagt Tom.
„Ich meine, die Nachrichten werden täglich unerfreulicher ..."
Tom stochert mit einem Spatel in einem Erdloch herum. „Ach was. Reichst du mir mal bitte den Löffel. Ich möchte diesen halb vergrabenen Ufo-Reifen vorsichtig freilegen."
„Mit dem Löffel dauert es Stunden", erwidert Motte.
„Du hast Recht. Gib mir lieber die Zahnbürste."
„Ich denke, dieser Staubwedel ist noch besser geeignet."