Jean

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"Wen töten wir?", fragte Mary in der Nacht und musterte mich. Alpha grinste böse und sein Gesicht glich einer Fratze. "Jean!", entschied er und registrierte jede noch so kleine Regung in meinem Gesicht. Schnell schüttelte ich den Kopf und senkte den Blick. Ich spielte hier meine Rolle, nichts weiter. "Wie wäre es mit Dragon?", schlug Death vor. Ich konnte nicht noch einen Vorschlag ablehnen und so stimmte ich langsam zu. Entschlossen drückte Death das Leuchtschild mit Dragon's Namen und grinste vorsichtig. "Bis morgen früh!"

"Du musst aufstehen, Hope!", flüsterte Fee's Stimme dicht neben meinem Ohr. Meine Lider flatterten, als ich die Augen öffnete. "Es wird gleich bekannt gegeben, wer stirbt!", fügte sie hinzu und krabbelte von meiner Matratze. Gestern bei der Abstimmung war Lola gestorben, ich erinnerte mich noch zu gut an ihr blasses Gesicht, als Smoke ihren Namen verkündete. Ich schüttelte den Gedanken ab und schlüpfte aus dem Bett.

Das warme Wasser der Dusche prasselte auf meinen Rücken, während ich meine Beine einschäumte. Danach wusch ich den Schaum ab und wickelte mich in eins der weichen Frottee-Handtücher. Mit nassen Haaren lief ich den Schlafsaal zurück und suchte mir ein kurzes Kleid aus der Kiste. Ob Dragon tatsächlich tot war?

"Wer, glaubst du, ist tot?, unterbrach Sun meine Gedanken und lächelte spitz. "Keine Ahnung, vielleicht ich?", schlug ich vor und kämmte meine langen braunen Haare.

"Und tot ist... Dragon!", rief Smoke, als alle auf der Veranda versammelt waren. "Und da ich Jäger war, nehme ich einen mit!", fing Dragon an und sah langsam jedem ins Gesicht, als könnte er die jeweilige Rolle von den Augen ablesen. "Jean!" Wieso war mir das klar gewesen? Mein Blick kreuzte den von Dragon's Opfer. Jean sah traurig aus und schlug die Augen nieder. Langsam kam er auf mich zu. "Ich war ein f*cking Dorfbewohner!", schnaubte er laut, bevor er mein Gesicht in seine Hände nahm. Sanft legte er seine Lippen auf meine. Ich gab mich diesem Kuss hin und merkte, wie viel Gefühl er dort hinein legte.

"Ich liebe dich!", flüsterte er, als wir uns lösten und kurz wusste ich nicht, ob es die Wahrheit war oder ob er nur seine Rolle spielte. Ich blinzelte eine Träne weg und nickte langsam. "Ich dich doch auch!", erwiderte ich leise und drückte ihm noch rasch einen Kuss auf den Mund, bevor er mich ein letztes Mal in seine Arme schloss.

Wie versteinert saß ich am Strand und blickte hinaus aufs Meer. Irgendwo dort draußen war Jean. Wieso trieb mich der Gedanke nicht bei ihm sein zu können so in den Wahnsinn? Empfand ich vielleicht am Ende doch mehr für ihn als nur Freundschaft?

"Hier, etwas zu Essen!", meinte Batman und plumpste neben mich. Ich nahm die Schüssel mit der warmen Suppe nicht an. Mir war der Appetit vergangen! "Du musst etwas essen!", drängte der schwarzhaarige Junge fordernd und hielt mir die Schüssel wieder hin. Zögernd nahm ich sie ihm samt Löffel ab und probierte. Sie war köstlich, keine Frage, aber diesmal schien es, als wären meine Geschmacksnerven taub geworden. Taub vor Schmerz tief in mir.

Batman stand auf und ließ mich wieder allein. Schnell stellte ich die Schale weg und blickte wieder in die Ferne. Ich vermisste ihn unglaublich doll.

Ich werde ab jetzt bei den nächsten beiden Kapiteln Fotos von den ganzen Personen dranhängen. Lasst doch mal ein Feedback da, wie ihr die Geschichte findet :)

Das Böse im ParadiesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt