«5» wet dream

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Song: Only -RY X 

Tracy's P.O.V.

Die Nächte in Glen Arbor stellen sich ziemlich schnell als die schlimmsten Stunden des Tages heraus.
Es ist die Kombination aus Dunkelheit, Stille und Einsamkeit.
Ich bin allein mit meinen Gedanken, allein mit mir selbst. Ein völlig unbekanntes Gefühl; ich bin allein.

Vor meiner Tür steht niemand, der über mich wacht. Meine Eltern sind nicht unten im Wohnzimmer und diskutieren über Kampagnen oder Wahlumfragen.
Mein Vater befindet sich auch nicht eine Etage tiefer in seinem Büro und sortiert Dokumente von einem Stapel auf den anderen.

Denn unter mir ist nicht der Flügel unserer Angestellten oder Dads Büro.
Unter mir sind leere, dunkle Räume, in denen Vorlesungen, Kurse und Gruppenarbeiten stattfinden. Sie liegen zu solch später Stunde in einem Tiefschlaf wie der Rest, der endlos langen Gänge.
Was hinter den braunen Zimmertüren passiert, entzieht sich meiner Kenntnis, denn es geschieht leise.
Leise Tränen, leises Verzweifeln, leise Gleichgültigkeit.

Ich weiß nicht, in welche Kategorie ich falle.
Das Weinen habe ich mir nach meiner ersten Nacht verboten.
Ich bin zu alt, um in meinem Bett zu liegen und dem Ort hinterherzutrauern, an dem ich mich normalerweise um diese Uhrzeit aufhalten würde. Mit einem Zuhause setze ich das Anwesen mit seinem parkähnlichen Grundstück nicht mehr gleich.

'Zuhause' kommt mit einer gewissen Bedeutung, mit einer Sicherheit, von der ich Meilen weit weg nichts mehr empfinde.
Bald ist Sonntag. Ich werde Mom und Dad nicht anrufen.
Ich bin sicher, sie werden genügend Informationen vom Personal des Internats bekommen, um sich ein Urteil über mein Wohlergehen auch so bilden zu können.

Auch, wenn ich bis jetzt in keinem der Gänge eine Überwachungskamera entdeckt habe, heißt das nicht, dass sie nicht da sind oder dass ich nicht ständig auf anderem Wege beobachtet werde.
Ein Mädchen, neben dem ich in meinem Englischkurs sitze, hat mir gesagt, dass sich die einzigen Kameras dieses Grundstücks draußen auf den Dächern und an den Hauswänden befinden. Aber ich weiß nicht, ob ich diesen Angaben Glauben schenken kann.

Unsere Eltern wollen uns schließlich unter Kontrolle wissen und in Sicherheit wissen, und Vertrauen ist gut, doch Kontrolle ist bekanntlich besser.
Entnervt wälze ich mich auf die andere Seite und starre in die schwarze Nacht, die mich und mein spärliches Hab und Gut einhüllt.

An meinem ersten Abend zwischen den Mauern von Glen Arbor habe ich keine Kraft gefunden, mein Gepäck auszupacken, doch mittlerweile befindet sich alles, was ich mitgebracht habe, in dem klapprigen Kleiderschrank oder auf dem viel zu kleinen Schreibtisch.
Erstaunlicherweise wurde nichts von meiner Kleidung konfisziert. Aber ich bin auch umsichtig genug gewesen, als ich gepackt habe.

Der kleine Knopf von Joe liegt neben mir auf dem Nachttisch. Jeden Morgen verstecke ich ihn in einer Socke, die ich in die hinterste Ecke des mittleren Faches im Kleiderschrank schiebe.
Mittleres Fach, weil bei Kontrollen werden sicherlich die entlegensten Plätze zuerst "auf Sauberkeit und Ordnung" geprüft.
Wer etwas verstecken will, tut dies im untersten oder im obersten Fach.

Manchmal grinse ich in mich hinein, weil ich mir einrede, dass ich so viel schlauer als diese möchtegern Pädagogen hier bin. Doch diese Triumphe halten nie lange an.
Denn auch, wenn ich gerissener oder waghalsiger als manch andere Insassin hier sein mag, bin ich doch machtlos.

Das hier ist nicht das Anwesen außerhalb Lansings, von dem ich die Sicherheitscodes und jeden Winkel der Treppenhäuser und Hintereingänge kenne.
Hier kann ich nicht die Flure entlangschleichen und durch Seitentüren ausbrechen, um in der Nacht joggen zu gehen.

Ich richte mich auf und boxe in das Kopfkissen. Es hat zu viele Federn, um bequem darauf liegen zu können.
Ich trinke noch einen Schluck Wasser, bevor ich mich auf den Rücken lege und erneut an die Decke starre.

Irgendwann, zwischen schwarze Löcher in die Luft starren und den wütenden Handgreiflichkeiten gegen mein Kissen, muss ich eingeschlafen sein.
Ich komme in völliger Dunkelheit zu Bewusstsein, auf der linken Seite liegend und mit einem trockenen Mund.

Meine Augen blinzeln, ich spüre, dass ich sie bewege, aber das ändert nichts an meinem Sichtfeld.
Alles bleibt schwarz, als wäre Ölfarbe über meinen Kopf gelaufen.
Die mir bereits bekannten Umrisse der bescheidenen Möbel zeichnen sich nicht vor mir ab.
Ich ziehe mein rechtes Bein an und will mich auf die andere Seite drehen, da spüre ich etwas.

Etwas an der Innenseite meines linken Oberschenkels.
Es ist warm, weich, filigran. Es tastet, nicht zu hastig, nicht zu zögernd. Ich lege die Stirn in Falten, als müsste ich überlegen, was es ist und ob ich in Panik ausbrechen sollte oder nicht. Die zitternde Berührung eines Schmetterlings, und da weiß ich plötzlich, was es ist. Wer.
Joe.

Ich weiß, dass es seine Hand ist, die unter meiner Decke meine Beine umschmeichelt.
Ich will meinen Kopf unter die Zudecke stecken und nach ihm suchen, aber ich will den Moment nicht kaputt machen.
Ich habe ihn so vermisst.

Seine langen Finger fahren über meine Haut und ich spüre seine zweite Hand, die nach meinem Knie tastet, es umschlingt und anwinkelt.
Er positioniert mich vor sich. Seine Nägel kratzen über meine empfindliche Haut und ein Schauer nach dem anderen bringt meinen Oberkörper zum Beben.

Ich presse meine Augen zusammen, um mich besser auf die Empfindung seiner Haut an meiner konzentrieren zu können.
Er ist da, er ist wirklich hier.
Ich taste in unserer vakuumierten Körperwärme nach ihm, doch er schlägt spielerisch meine Finger weg.

Ich spüre seine Präsenz zwischen meinen Waden, seine sanften Küsse auf meinen Schenkeln und seine Hände, die immer höher wandern, bis sie die pulsierende Mitte meiner reduzierten und doch expandierten Existenz finden.
Ich bin fließende Lava und steinharter Marmor zugleich. Meine Muskeln befinden sich in einem tranceartigen Tanz aus Entspannung und Anspannung.

"Joe", hauche ich und bin nicht sicher, ob er meine brechende Stimme unter den Stoffschichten hören kann.
Noch immer hat er die Stelle nicht berührt, die sich am meisten nach ihm verzehrt.
Als fehlen ihm die Koordinaten zu dem versunkenen Schatz, den er unbedingt finden muss.

Ein lautes Klopfen lässt mich aus den Kissen aufschrecken.
"Guten Morgen, Tracy. Aufstehen."
"Was?", krächze ich in den leeren Raum vor mir.
Tränen brennen in meinen Augen; von dem plötzlich grellen Licht, das durch den Vorhang scheint, rede ich mir ein.

Es war ein Traum. Joe war nie hier.
Ich starre auf die zerwühlte Bettdecke, die sich um meine Beine gewickelt hat.
Das war ein Märchen, das ich mir selbst erzählt habe.
Ich bleibe im Bett sitzen, bis mein linker Arm, mit dem ich mich aufrecht halte, jegliches Gefühl verliert.

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Wir ignorieren die Zeit. Ich will nicht darüber reden.

Ich hoffe, der kleine Schockmoment/the rush of excitement hat trotz des Kapi-Titels bei dem ein oder anderen stattgefunden, hrhr
Aber leider kein Joe. Nur Geister von dem, was einmal war... - okay, es ist zu spät, ihr seht es, mein kleiner, innerer Poet will mit mir durchgehen xD

Lacher des Tages: Wer etwas verstecken will, tut dies im untersten oder im obstersten Fach. - tell me why denke ich an Obstler???

All my Love,

Lisa xoxo


Safeguarded [a spicy Romance🔥]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt