«2» reality check

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Song: Diamond Heart - Lady Gaga

Jason steuert unseren Wagen sicher über den Highway. Er hält das Steuer fest in den Händen und ich frage mich, wie es sich anfühlen muss, so viel Kontrolle zu haben.
Denn während unserer knapp vierstündigen Anreise nach Glen Arbor wäre ich nicht in der Lage gewesen, das Auto so sicher über den Asphalt zu manövrieren.

Meine Tränen hätte mir mehr als nur einmal die Sicht versperrt.
Die heiße Wut in meinen Adern hätte mich dazu veranlasst, das Lenkrad zu würgen, bis das Leder gequietscht hätte und wir alles andere als eine gerade Spur gefahren wären.
Ganz davon abgesehen, dass ich die sterile Stille dieser Blechbox mit Kreischen gefüllt hätte. Wenn Jason nicht anwesend wäre.

Er hat mich zwar bereits als kleines Mädchen erlebt, das durch das Büro ihres Vater getobt ist, und mich in allen möglichen Lebensphasen von den Seitenlinien aus beobachtet - inklusive diesem neuen Tiefpunkt, den ich aktuell durchlebe. Aber dennoch würde ich ihm niemals diese unkontrollierte Seite von mir zeigen.

Irgendwann, nachdem wir Lansing und Grand Rapids hinter uns gelassen haben, konnte ich mich dazu überwinden, meine Kopfhörer in die Ohren zu schieben.
Ein Außenstehender würde vermuten, dass ich nach dem melodramatischen Abschied von Joe herzzerreißende Liebeslieder in voller Lautstärke höre.

Weit gefehlt.
Hyper-Elektro-Beats schallen aus dem harten Plastik in meinen Kopf.
Ich will nicht traurig sein.
Ich habe diesem schrecklichen Gefühl den Krieg erklärt. Es bringt mich nicht weiter.

Außerdem kann ich es mir absolut nicht erlauben, in einer Internatsanstalt voller weiblicher Pheromone mit verquollenen Augen und geschwollenen Lippen anzukommen.
Meine neuen Kommilitoninnen würden meine Schwäche zehn Meter gegen den Wind wittern und mich nicht für voll nehmen.

Nicht, dass ich plane, mir einen hohen Rang zwischen den weiblichen Prädatoren zu erarbeiten, aber ich will nicht auf der untersten Stufe der Hierarchie stehen.
Bei der Vorstellung, dass ich mich in wenigen Stunden mitten unter ihnen befinden werde, wird mir übel.

Mein rechter Daumen kratzt nervös über die Haut neben meinen frisch lackierten Fingernägeln der linken Hand. Ich fixiere mich auf die Kleinigkeiten, die ich wahrnehmen kann.
Mein knapper Atem, die kühle Luft der Klimaanlage, mein verkrampfter Fuß. Die rote Haut meines Zeigefingers, die zu bluten droht.

"Tracy?"
Ich hebe den Kopf.
Jasons futuristische Sonnenbrille thront auf seinem Kopf, hält die langen Strähnen an seinen Schläfen in Schach. Sein analytischer Blick liegt auf mir.
Ich weiß, dass er gerade abschätzt, ob wir rechts ranfahren müssen, da vielleicht eine Panikattacke drohen könnte, Kontrolle über mich zu gewinnen.

Ich schenke ihm das verstellteste Lächeln, das ich zustande bekomme. Absichtlich. Er soll sich nicht einbilden, dass ich mir Mühe geben werde, einen anderen Eindruck als den der rebellierenden, verzogenen Gouverneurstochter zu erwecken, die aktenkundig ein Problem mit Autoritäten hat.
Sein Adamsapfel hüpft. Im selben Moment rutscht seine linke Hand vom Lenkrad und er stützt seinen Ellenbogen entspannt gegen die Türverkleidung.

"Ich bin nicht der Feind. Wenn es nach mir gehen würde, wärst du jetzt nicht hier. Also spar dir den Blick", höre ich ihn durch meine 140 bpm Frequenzen sagen.
Desinteressiert setzt er den Blinker und ich werfe einen Blick aus dem Fenster.
Willkommen in Glen Arbor steht auf einem grünen Schild geschrieben. Wir sind angekommen.

"Wobei ich bei Joe härter durchgegriffen hätte. Der Junge würde nie wieder als Personenschützer arbeiten, wenn es nach mir ginge."
Den letzten Satz murmelt Jason in seinen nicht vorhandenen Bart und ich vermute, dass er nicht für meine Ohren bestimmt war, aber dennoch muss ich Partei für Joe ergreifen.

"Zu sowas gehören immer zwei und ich weiß, das wirst du dir mit deinem Herz aus Stahl nicht vorstellen können, aber es gibt da sowas, das nennt sich Liebe. Newsflash; dagegen sind wir leider nicht immun. Außerdem wird es nie nach Menschen wie dir gehen. Dein Prototyp ist doch nur dafür konzipiert, Befehle anzunehmen und auszuführen. Kein Nachdenken erforderlich."
Ein raues Lachen erklingt aus der Kehle meines Fahrers.

Eine Weile schweigen wir, bis ich den Fehler mache, meinen verbissenen Blick von Jasons Hinterkopf zu nehmen. 
"Ich wusste gar nicht, dass es hier so viel Wasser gibt."
Meine Zunge bewegt sich, bevor sie mein Verstand daran hindern kann.

Die Szenerie vor den Fenstern lässt mich meine geplante Attacke auf Jason vergessen.
Wir scheinen über eine Landzunge zu fahren. Links und rechts in Sichtweite Gewässer, Seen.
Kleine Häuser schieben sich an uns vorbei. Weiße Holzfassaden, amerikanische Flaggen mit zerfledderten Enden und vereinzelte Menschen.

"Das ist ja Niemandsland."
Mein Kommentar hat keinen Adressaten. Vielleicht das Universum, dem ich mitteilen möchte, dass die Wendungen in meinem Leben langsam nicht mehr lustig sind und meinen Charakter nicht besser, sondern schlechter machen.

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hi my Loves ^^

Happy sundayyy (night..), ich hoffe, ihr konntet es euch heute richtig gemütlich machen. Die Urzeit ist wieder rekordverdächtig, aber nun ja, die paar Minuten für meinen England-Trip nehme ich mir jetzt noch:

Your girl ist nämlich wieder nach Hause geflogen, aka zum Reading Festival.
Letztes Jahr hat es ja leider nicht geklappt (Herz ist immer noch gebrochen, weil ich Sam Fender als Headliner verpasst habe.).

Dafür gab es dieses Jahr unteranderem Blink-182, Gerry Cinnamon, Raye, Lana Del Ray, Fred Again (the best!), Catfish and the Bottlemen, Skrillex (he raised me.)....
Viele werden jetzt wahrscheinlich wegen Lana ausrasten, aber es war wirklich nicht so toll. Sie kam fast eine Stunde zu spät, es war todesvoll! Man konnte kaum die Arme heben, geschweige denn tanzen oder was sehen. Und ich stand schon so, dass ich einen Wellenbrecher im Rücken hatte... Sprich von hinten konnte mich keiner weg drängen.

Auch wenn das Wetter wirklich hätte besser sein können, hatte ich eine tolle Zeit. Und die Leute, die ich kennengelernt habe. Ich könnte über jeden einzelnen ca. 500 Wörter schreiben xD
Aber besonders eine Geschichte wollte ich mit euch teilen.

Eine ganz süße Maus setzte sich zwischen zwei Sets neben mich, wir sind super schnell ins Gespräch gekommen. Sie kommt gebürtig aus Barcelona, war für 10 Jahre in Reading und brach 2 Wochen nach dem Festival zu ihrer Weltreise auf. Sie muss jetzt irgendwo auf den Philippinen oder in Australien sein.
Ihr Leben wurde ihr zu langweilig und sie hatte genug von ihrem everyday-life.
Ich denke so oft an sie!

Ach, und dann war da noch der Mann, der einfach ursprünglich aus meiner Gegend kommt, aber seit über 20 Jahren in England lebt, der Liebe wegen.
Sein Kumpel war total aufgeregt, als ich sagte, ich komme aus Deutschland. Er zog dann 'den Deutschen' (xD) ran und stellte ihn, ohne ein Wort der Erklärung, neben mich, bis wir den Grund dahinter herausgefunden haben.

Die Welt ist manchmal wirklich ein Dorf xD
Das "Dorf", das Tracy nun ihr neues "Zuhause" nennen darf, werden wir morgen weiter erkunden ;)

All my Love,
Lisa xoxo

Safeguarded [a spicy Romance🔥]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt