«3» muffled silence // part III

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Song: SAD AND BORED - bülow

Was, wenn sie nur geschickt wurde, um mein Vertrauen zu gewinnen und den Autoritäten dieser Anstalt damit leichteren Zugang zu mir zu ermöglichen?
In solchen Ausnahmesituationen klammern sich Menschen an die erstbeste Person, die ihnen eine helfende Hand entgegenreicht - oder eben eine Schulter zum Anlehnen anbietet.

Ich wurde schon zu oft von meinem Vater, Mom oder Jason darüber belehrt, dass meine neuen besten Freunde aus der Grundschule oder der High School keine echten waren, sondern mich nur ausnutzen wollten, um an meine Familie heranzukommen.
Die Welt kann ein abscheulicher Ort sein, wenn man sich in einer höheren Position befindet.

Menschen sehen dich als eine Sprosse auf der Leiter nach oben. Und wenn sie erstmal auf dich getreten sind, machen sie sich auf zur nächst höheren Person.
Du bist Mittel zum Zweck, kein Mensch mit Gefühlen oder einem Selbstwertgefühl.
Diesem Internat traue ich eine solche Masche durchaus zu. Immerhin hat mein Vater es ausgesucht.

Esmé scheint die dunklen Gedanken über mein Gesicht ziehen zu sehen.
"Ich meine es ernst. Keine von uns ist freiwillig hier und macht ihren Abschluss gerne hinter verschlossenen Türen. Von Sophomores bis Seniors ist hier alles vertreten. Jahr ein Jahr aus kommen neue Mädels dazu und alle verhalten sich die ersten Tage so ähnlich wie du. Ich habe auch da unten im Büro gestanden. Keine Ahnung wie weit du gegangen bist, aber ich habe Hellen einige Schimpfwörter an den Kopf geworfen."

Ein Kichern bahnt sich in ihrer Kehle an, aber es stirbt, bevor es meine Ohren erreichen kann.
"Würde ich dir auf den ersten Blick nicht zutrauen."
"Normalerweise bin ich so auch nicht." Ein verlegener Blick auf ihre schwarzen Schuhspitzen. "Es ist nur ein Ausnahmezustand; das Ankommen hier. Verstoßen und allein gelassen. Eingesperrt und eben abgeschoben."

Ich presse die Lippen zusammen. Anscheinend sind meine Erfahrungen der letzten Wochen und Minuten doch nicht so individuell, wie ich dachte, sondern, ziemlich universell - jedenfalls wenn es die merkwürdige Gesellschaft in Glen Arbor betrifft.
Esmé steht verlegen vor mir und scheint mir Zeit zu geben, eine Entscheidung zu treffen.

Mein leises Seufzen dirigiert ihren Fokus zurück auf mein Gesicht.
"Wo geht es denn jetzt zu meiner fünf Sterne Suite?", frage ich, ein kleines Friedensangebot.
Esmés Hals streckt sich um mehrere Zentimeter und ein Strahlen tritt in ihre Augen, das mich hinterfragen lässt, was ich gerade gesagt haben.
Nach dem Gesichtsausdruck des jungen Mädchens vor mir habe ich ihr gerade ein Leben ohne Arbeit oder den Weltfrieden versprochen.

"Folg mir, es ist gleich da hinten."
Ihre klammen Finger wickeln sich um mein Handgelenk und als ich ihrem sanften Ziehen nicht nachgebe, bleibt sie erschrocken neben mir stehen und starrt auf ihre Hand.
"Tut mir leid, ich-"

"Ist schon okay. Ich stehe nur nicht so darauf, durch die Gänge gezerrt zu werden. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich habe es nicht gerade besonders eilig."
Braune Augenbrauen sinken, wie ein Dreimaster während eines Tsunamis.
"Heute gibt es Lasagne, die ist wirklich nicht so schlecht, wie-" Mein mürrischer Blick stoppt ihren Wortfluss. "Ich verstehe schon. Folge mir einfach unauffällig."

Das ehrliche Lächeln auf ihren Lippen kann ich zwar nicht erwidern, dafür folge ich dem Lockenkopf aber ohne weiteren Protest. Allerdings gebe ich mir nicht die Mühe, ihrem federnden Gang Schritt zu halten.
Esmé führt mich um eine weitere Ecke, in einen neuen Flur, wo wir links abbiegen.

Sie hält zielstrebig auf die letzte Tür zu und stößt sie auf, noch bevor ich mich auf fünf Meter nähern kann.
Über ihre Schulter hinweg spähe ich in einen schlichten Raum mit einem brauen Bettgestell, weißer Bettwäsche, einem sehr schmalen Schreibtisch, der von blauen Metallbeinen getragen wird und einem Stuhl neben einem Fenster mit blickdichten Vorhängen.

Ich würde dieses Zimmer als kahl und karg bezeichnen.
"Fühlt es sich nur so an oder ist es hier drinnen ziemlich frisch?", frage ich und mache einen Schritt an meinem Tourguide vorbei, betrete mein neues Reich.
Neben der Tür befindet sich ein Kleiderschrank der billigsten Qualität. Ich kann die Scharniere schon wackeln spüren, wenn ich seine Türen öffne. Einen Nachttisch gibt es auch noch. Und ich entdecke meine beiden Koffer und die Reisetasche, die irgendwie weniger prall wirkt als vorhin.

"Oh nein, du musst einfach die Heizung aufdrehen. Der Raum wurde längere Zeit nicht genutzt."
Sie wirkt beinahe verlegen, als sie das sagt.
Ich mache mich an der Heizung zu schaffen und warte auf das leise Rauschen, das Wärme verspricht.
"Es dauert ein bisschen, bis was ankommt. Aber sie funktioniert."

"Bist du etwa auch noch der Hausmeister hier?"
Darauf antwortet sie nicht.
Ich trete näher ans Fenster und entdecke einen kleinen Vorsprung an der Fassade. Innerlich plane ich schon meinen Ausbruch, auch wenn dieser vom dritten Stock aus, doch ein wenig utopisch ist.

Ich spüre Esmés Anwesenheit hinter mir und richte ein kurz angebundenes Danke an sie.
Sie versteht das Signal und zieht ab, lässt mich allein.
Langsam wende ich mich dem kleinen Raum zu und blicke mich um, obwohl es nicht viel zu entdecken gibt.

Das Erste, was mir auffällt, ist, dass ich das Zimmer nicht von innen abschließen kann.
Na toll.

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Naaa, kommt uns dieses Problem nicht bekannt vor?! hrhrhr

Mit Esmé (der Name ist mir übrigens "vor die Füße gefallen" und ich fand ihn so schön! Esmés Charakter ist gleich vor meinen Augen erschienen :) ) & Tracy treffen sehr unterschiedliche Charaktere aufeinander. Wenn ich ehrlich bin, will ich, dass Tracy Esmé liebt, aber sie ist einfach ein bisschen too much für sie.

Mein Kaffee wartet schon auf mich, also mache ich es kurz.

Ich habe heute wieder eine Stunde in den Garten investiert. Vor dem Winter muss immer so viel erledigt werden, aber mittlerweile sind wir fast mit allem fertig (drei Hängerladungen später, uff).

Ich muss sagen, ich liebe das Wetter da draußen gerade. Der Himmel ist grau, Nebel hängt auch noch Mittags über der Landschafft und diese winterliche Stille ist schon in der Luft. Es ist zwar sehr "beißend" kalt hier, dafür aber windstill & da kann ich es draußen sehr gut aushalten.

Nichtsdestotrotz bin ich schon so in Vorweihnachtsstimmung... Es tut mir leid für die Leute, die von Menschen wie mir genervt sind, aber ich werde an den nächsten Abenden den ersten X-Mas Film gucken und in der nächsten freien Minute mit dem Dekorieren beginnen.

Wem von euch geht es aus so??? :)

Ich habe es mir dieses Jahr zum Ziel gesetzt, so eine künstliche Tannengirlande für drinnen zu finden. Die würde nämlich perfekt zum Wohnzimmerschrank passen. Mal gucken, ob ich diese Mission erfolgreich abschließen kann xD

All my Love,
Lisa xoxo

Safeguarded [a spicy Romance🔥]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt