Kapitel 4

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Die Luft schwirrt von Stimmen und Gelächter, während sich die Zirkusleute auf der großen Wiese im Backstage-Bereich versammeln. Es ist eine dieser Nächte, die direkt aus einem Sommerfilm stammen könnten: schwach beleuchtete Tische und Bänke, dazwischen Girlanden aus Lichterketten, die ein warmes Licht auf die Menge werfen. Der letzte Hauch des Tages verweilt noch in der Luft, wie ein leiser Nachklang.

Ich habe zwei Sekt intus und kann nicht aufhören an Nikita zu denken. Die Stimmung ist locker und elektrisierend; die erste Show der neuen Saison ist gerade erfolgreich gelaufen, und das muss gefeiert werden. Da ich selbst arbeiten musste, konnte ich leider nicht viel von der Show sehen. Aber sobald Yele und Marco auftauchen, erfahre ich bestimmt alles.

Ich lasse den Blick über die Menge schweifen, kann nicht anders, als mir einzubilden, er würde jeden Moment auftauchen.

Um meine Nerven zu beruhigen, schnappe ich mir einen Gin Tonic, den Matthew, einer der Mitarbeiter aus dem Büro, zusammenmixt. Matthew hat es sich zur Mission gemacht, bei jeder Aftershow-Party einen neuen Cocktail für die Gäste vorzubereiten, und er scheint mit jedem Mal noch kreativer zu werden. Die Gin-Tonic-Gläser sind mit Limetten und Minzblättern verziert – eine kreative Note, die typisch für Matthew ist. Ich muss schmunzeln, denn solche Details machen ihn irgendwie sympathisch.

Auch ein paar Snacks stehen auf den Tischen, und während ich an meinem Drink nippe, fallen mir kleine Schokoladenbrownies auf, die einfach zu gut aussehen, um sie zu ignorieren.

Ich nehme mir gerade einen, als ich bemerke, dass sich jemand neben mir ebenfalls bedient. „Die sind richtig gut, oder?"

Als ich aufblicke, steht Nikita direkt neben mir. Er greift nach einem der Brownies, beißt hinein, und ich beobachte, wie feine Krümel von seinen Fingern rieseln. Er verschwindet ebenso schnell, wie er gekommen ist.

Äh ... 

Warte, was?! 

Ich stehe da wie versteinert. Hat Nikita gerade mit mir geredet? Nikita? Mit mir? Mein Herz rast, und mein Kopf ist gleichzeitig leer und doch überflutet von Gedanken.

Mein Blick wandert immer noch in die Richtung, in die er verschwunden ist, als würde er jeden Moment zurückkommen. Ein kleines Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht und ich merke, dass meine Hände schwitzen. Ich versuche, mich zu beruhigen, aber mein Puls hämmert weiter unkontrolliert in meinen Ohren.

In meinem Kopf läuft schon ein ganzer Film ab wie wir beste Freunde werden. Aber Moment – was genau habe ich gesagt? Habe ich überhaupt etwas gesagt? Der Gedanke trifft mich wie ein Blitz, und ich fühle, wie mir die Hitze ins Gesicht schießt. Habe ich ihn nur angestarrt wie ein kompletter Idiot? Oh nein, ich habe doch irgendwas gestammelt, oder? Ich presse die Hände an meine glühenden Wangen und muss mich zusammenreißen, nicht laut zu stöhnen. Wieso bin ich bloß so nervös gewesen?

Plötzlich schießen mir all die Antworten durch den Kopf, die ich hätte geben können, und ich hasse mich dafür, dass ich nicht einfach irgendetwas gesagt habe. Vielleicht würde er dann jetzt noch hier stehen, und wir würden reden. Über alles. Über die Tatsache, dass wir beide Russen sind, zum Beispiel.

Mein Herz hämmert immer noch gegen meine Brust, und ich muss erstmal kurz durchatmen. Gott. Dieser Junge ist eine Naturgewalt. Er ist wie ein Strum, der alles durcheinanderwirbelt. Ein einfaches Gespräch bringt meine ganze Welt aus den Angeln.

Später finde ich durch meine Freunde heraus, dass die Brownies von Nikita selbst gebacken wurden, was mein Lächeln noch breiter macht. Es ist fast so, als hätte er mir einen kleinen Teil von sich selbst gegeben, ohne es zu merken. Ich beschließe, diese kleine Begegnung für mich zu behalten. Sie ist zu kostbar, um sie mit irgendjemandem zu teilen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: 2 days ago ⏰

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