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„Aurora", flüstert eine sanfte Stimme von so weit her, dass ich glaube, in meinen eigenen Albträumen gefangen zu sein,
nur ohne diesen unerträglichen Schmerz,
der sich durch sein ruhiges, zartes Flüstern in meinen Ohren in Luft auflöst.

Dieser zuckersüße Klang, der aus einer undenkbaren Ferne zu mir schrillt, lässt meinen Körper zusammenzucken, mein Herz Purzelbäume schlagen und mich für einen Moment vergessen, dass ich aufgrund meines Ranges wertlos bin und niemals den Platz an seiner Seite auffüllen kann.

Wäre da nicht dieser merkwürdige Beigeschmack. Etwas an allem hier ist ganz und gar faul. Etwas ist gewaltig falsch.
Diese Stimme gehört jemanden, den ich fürchte, gar mein Herz zum Stillstand bringen könnte, wenn er es wollte.

Ich hasse ihn.
Und er tut viel mehr als das.

Völlig verwirrt öffne ich langsam meine Augen. Mein Kopf brummt, als hätte mir jemand hunderte von Steinen an den Kopf geworfen. Mir ist kotzübel.

Langsam kann ich endlich etwas erkennen. Die Decke ist weiß und grelles Licht strahlt mir entgegen. Ich blinzle mehrere Male, bis sich meine Augen an das Licht gewöhnt haben. Es befindet sich nichts in diesem Raum.

Nur eine Tür und die grelle Lampe an der Decke direkt über mir. Für meinen Geschmack ist sie zu nah, viel zu nah.
Das Licht wirkt bedrohlich, fast so, als würde es immer näher kommen.
Ich liege, wie mir erst jetzt auffällt, in einem Bett.
Angekettet.
Ich bin angekettet.

Panisch rüttele ich an den Handschellen, die an den Seiten des Bettes befestigt sind. Vergebens.
Ich setze mich unter der Decke in den Schneidersitz.
Zum Glück sind meine Beine nicht auch noch angekettet. Warum bin ich hier?
Plötzlich schwingt die Tür vor mir auf. Erschrocken starre ich auf den Mann, der seelenruhig in den Raum hinein schlendert.
Zachary.

Meine Augen folgen jedem seiner Schritte, die er auf mich zumacht.
„Warum bin ich hier? Was ist passiert?", frage ich beängstigt, „und überhaupt, was tust du hier?" Ich beobachte Zachary, wie er sich auf das Bettende setzt und mich eindringlich mustert.
Ich fühle mich durchschaut.
Meine Seele fühlt sich nackt und völlig entblößt an. Ich bin ihm schutzlos ausgeliefert.
„Du wurdest ohnmächtig bei der Zeremonie, Aurora", antwortet er ruhig und starrt mich weiterhin an.

„Was bist du?"
Ich schlucke. Von was redet er?
„Was?", frage ich überrascht.
„Was bist du?", wiederholt er sich. Fragend ziehe ich eine Augenbraue hoch. Ich bin Aurora, 17 Jahre alt, Rang 10.
Rang 10. Das ist das einzige, was mich ausmacht.
„Du solltest eigentlich schon wissen, dass ich Aurora heiße und es tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, aber ich bin ein ganz normales Mädchen des zehnten Ranges.
Also sag schon. Von was sprichst du?", antworte ich nach einem kurzen Zögern.

„Keine der Magie-Quellen hat dich akzeptiert. Das gibt es eigentlich nicht."
„Du siehst nun sehr wohl, dass es das gibt. Aber was geht es dich an, Zachary?", ich verdrehe die Augen.
Er ist der letzte Mensch auf der Welt, mit dem ich jetzt sprechen möchte. Überhaupt zählt er zu denen, die ich vorhatte zu meiden. Und jetzt zwingt er mich gerade dazu, mit ihm zu sprechen.
„Nur soviel: Es ist meine Pflicht ein Auge, nein, meine völlige Aufmerksamkeit von nun an dir zu widmen. Wir beide haben keine Wahl", antwortet er und legt seinen Kopf schief, wodurch einige seiner schwarzen Haarsträhnen über seine Augen fallen.
„Ach und noch was, Aurora. Sei beruhigt. Es ist mir nicht gestattet, dir in irgendeiner Form Qualen oder jegliche Schmerzen zuzufügen", fügt Zachary hinzu. Er wirkt nicht gerade erfreut darüber.
Aber warum? Warum sollte es ihm nicht „gestattet" sein?

Warum?

„Warum? Was will man von mir? Und warum du?", frage ich, immer noch so geschockt, dass ich fast vergessen habe zu atmen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 20, 2024 ⏰

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Nine steps apart - the „death witch"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt