Kapitel 2

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„Hallo, sie müssen bestimmt Felicia Hernandes sein.", fragte mich eine nett aussehende Sekretärin freundlich. Ich nickte nur, während ich mich darauf konzentrierte zu lächeln. Ich hatte es schon so oft gemacht. Gelächelt. Es war nach ihrem Tod noch nie ernst gemeint. Doch wenn ich hier wohne, muss ich es die ganze Zeit tun. So zu tun, als wäre ich nicht schon innerlich tot. „Was ist an ihrer Stirn passiert? Soll ich ihnen einen Kühlpack bringen lassen?" „Nein, nein. Alles ist gut. Ich habe mich nur an meinem Schrank angestoßen. Sie müssen sich keine Sorgen machen. Es tut kaum weh." Ich lüge viel zu oft über meine Verletzungen, doch egal wie unsinnig die Ausreden sind, die Leute glauben sie mir. Ich sollte nicht lügen müssen. Keine Eltern sollten ihr Kind schlagen oder misshandeln, doch jetzt muss ich mir darüber keine Gedanken mehr machen.

„Ach Kindchen. Es ist doch keine große Sache dir eine Kühlpack zu besorgen. Setzt dich schon mal hier rechts auf einen Stuhl. Ich lasse dir einen deiner Mitbewohner ein Kühlpack bringen. Er kann dir dann auch das Internat und die Schule zeigen." „Mitbewohner? Männlich?" „Natürlich. Wir sind hier auf einer Schule ohne strenge Regeln. Die Zimmer sind nicht in Geschlechter aufgeteilt. Du hast das Glück nur mit Jungs ein Zimmer zu teilen." Ich Glückliche, dass ich nicht lache. Das wird der reinste Horror.

Ich hätte mich besser über das Internat informieren sollen. Ich kann doch nicht bei fünf Jungen überleben. „Darf ich fragen wie groß die Zimmer sind, also mit wie vielen anderen... Jungs ich zusammenleben werde?" „Na klar, darfst du fragen. Um so mehr neue Schüler mir Fragen stellen umso mehr unterhalten werde ich. Sonst sitze ich hier nur schweigend rum, bis ein anderer neuer Schüler kommt.", sie redet sehr viel, trotzdem finde ich ihre Anwesenheit angenehm. Sie ist die einzige Person, in längerer Zeit, die nett zu mir ist oder mich nicht auslacht. „Also Kindchen. Du bist in einem zehner Zimmer, das bedeutet du lebst mit neun anderen Jungs." „Bitte was?!", frage ich geschockt. Wollen die das ich vergewaltigt werde? Ich dachte schon immer, das es absurd ist, dass man Jungen und Mädchen gemischt in ein Internatzimmer stecken kann, doch ich lebe doch nicht in einem dummen Film. „Ist noch ein anderes Zimmer frei, wo es auch noch weibliche Schülerinnen sind?" „Leider nicht. Das ist der einzige Wohnraum wo noch frei ist. Normalerweise schauen wir das Mädchen und Jungen halb halb sind, doch wir haben mit dir mitten im Schuljahr nicht gerechnet, deswegen haben wir diesen Raum nur mit Jungs gefüllt und Zimmerplätze zu tauschen würde nur Auffuhr geben, weswegen wir es so belassen haben."

„Ah, da ist ja auch schon Josh. Oh und drei andere Mitbewohner von dir. Das ist ja super das sie dich alle schon einmal kennenlernen." Ja, sehr super. Ich lebe auch nicht mit noch fünf anderen Mitbewohner zusammen. Wie kann man auch nur auf die Idee kommen ein Mädchen in ein Zimmer nur mit Jungs zu stecken. Ich würde liebend gern ein Einzelzimmer nehmen. Besser als mit neun Jungs für meine restliche Schulzeit zu leben.

„Danke Josh und euch anderen auch das ihr gekommen seid. Darf ich euch eure neue Mitbewohnerin vorstellen. Felicia Hernandes. Sag ihr doch erstmal hallo." Die vier nickten mir als erstes nur zu, bevor der größte von der Gruppe auf mich zu kam. Er ist bestimmt 1,93 oder größer. Im Gegensatz zu meinen 1,65 ziemlich groß. „Ich bin Anthany. Nett dich kennenzulernen." Er streckte die Hand zu mir aus. „Felicia, wie vorher schon erwähnt." Ich nahm seine Hand und schüttelte sie. Mein Fake-Lächeln tat langsam weh. Die ganze Zeit zu lächeln, würde mir Kopfschmerzen bereiten.

Anthany fing an zu lachen. „Du sollst also bei uns einziehen. Das wird ja spaßig. Wunder dich nicht, wenn du nur Dreck sehen wirst." Das hatte ich gar nicht bedacht. Jungs haben es nicht so mit Ordnung. Das wird die Hölle. Ich habe einen Perfektionsdrang, wenn meine Klamotten nicht sauber gefaltet sind, bekomme ich Panik, wenn ich auch nur Klamotten auf dem Boden liegen sehe habe ich den Drang sie aufzuheben und in die Wäsche zu schmeißen. Dieser Tick von mir war schon immer sehr nervig, doch ich konnte ihn einfach nicht ablegen.

Ich lachte nur auch wenn ich hoffte mir sah man meine Panik nicht an. Ich hatte schon immer schwierige Komplexe. Ich musste immer alles aufräumen. Ich habe immer das Gefühl das ich etwas nicht im Chaos zurücklassen kann. Es zerfrisst mir die Nerven, wenn ich nur daran denke. Mein Körper überzieht sich mir einer Gänsehaut. Meine Haut unter meinen Fingern kribbelte, als wüsste ich, dass ich gleich einen Triggerpunkt sehen werde. Ich hoffe diese Jungs haben wenigstens ein bisschen Ordnung. 

A new chance to be happyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt