Doch ich habe es gehört. Ich habe gesehen wie seine Hände zittern, gespürt wieviel Wehmut in seiner Stimme steckt.
Dann dreht er sich um, schüttelt den Kopf und geht. Geht die menschenleere Straße hinunter, alleine.
Wie versteinert starre ich ihm nach.
Wie alt ist er wirklich? 15 oder 30?
Beides könnte durchgehen.
Wieso bekomme ich bei dem Gedanken an Joshua Magenflattern? Er macht mich nervös.
Doch viel wichtiger ist die Frage: Woher kenne ich ihn?Bis auf den kleinen Zwischenfall , wie ich die Begegnung mit Joshua getauft habe, ist nichts Spannendes passiert.
Duschen, Haare waschen, danach Frühstück mit meinen Eltern. Alles wie immer. Kleiner Streit mit Dad, Küsschen von Mum und dann ab in die Schule.
Ich trödele ein bisschen, denn erhlicherweise habe ich keine Lust auf die erste Stunde. Chemie.
Unsere Schule besteht hauptsächlich aus Glas. Ein Hauptgebäude steht in der Mitte und überragt jedes der anderen vier Häuser. Es gibt eine Glaspyramide, in der sich die Bibliothek und diverse Unterrichtsräume für Deutsch und Geschichte befinden. Es gibt ein flaches Gebäude in dem Sport statt findet und ein hausgroßes, in dem sich Zimmer für Zeichnen, Werken und Musik befinden.Ich gehe auf das Schmale, den Naturwissenschaftsblock, zu. Chemie ist wahrscheinlich schon zu Ende, doch ich betrete trotzdem den Vorraum. In den Schaukästen werden neuste Erfindungen und Experimente vorgestellt, doch sie wecken mein Interesse nicht. Als die Schulglocke läutet sehe ich zur Treppe auf meiner Rechten. Der Versuch ihr Gesicht aus dem Strom der Schüler herauszufiltern ist schwer. Mit zusammengekniffenen Augen mustere ich jeden Schüler.
Ah, da ist sie. Taylor.
Zielstrebig schiebe ich mich durch die Masse und verschaffe mir mir den Ellenbogen Platz.
,,Hey, da bist du!"sage ich und Kniffe sie in die Seite.
Taylor begrüßt mich auch und drückt mich an sich. Dann nimmt sie meinen Arm und zieht mich aus dem Gebäude. Wir lassen uns auf einer Bank im Schatten der Glaspyramiede fallen.Elf Jahre ist es jetzt schon her, als Taylor und ich uns kennenlernten. Mittlerweile bin ich 14, sie 15 und wir sind beste Freundinnen. Teilen Freud und Leid. Sind unzertrennlich.
Vorwurfsvoll blickt sie mich an.
,,Wieso warst du in der ersten Stunde nicht da" lässt sie den Streber raushängen.
,,Keinen Bock auf Chemie." ist meine Antwort. Für mich ist da Thema erledigt.
Schweigend sitzen wir nebeneinander, geben hin und wieder kurze Kommentare über Schüler, die an uns vorbeigehen ab.
Schließlich stehe ich auf und wir gehen gemeinsam zum nächsten Klassenzimmer. Geschichte. Könnte ja ganz interessant sein, wenn der Lehrer nicht so eine Schlaftablette wäre. Kurz gesagt, Geschichte ist eins der Fächer bei dem mir die Augendeckel zufallen wenn ich ein Buch aufschlage.Braune Buntfaltenhose, dazu Hemd und Pulli der selben Farbfamilie. Das ist das heutige outfit unseres mindestens 60 Jahre alten Lehrers. Skurriler Typ, dass muss man sagen. Aber er hatte es auch nicht leicht. Mit 4 Jahren starben seine Zwillingstöchter bei einem Autounfall. 7 Jahre später hatte seine Frau einen heftigen Sturz und starb ebenfalls.
Trotzdem, erklären kann er nicht.Ich spüre wie mein Kopf auf dem Pult aufschlägt, doch der Knall ist nicht so laut, dass Mr.Harvey in seinen langweiligen Erklärungen unterbrochen werden könnte. Seine Stimme verschwimmt in meinem Kopf, alles wie Watte dadrin. Und schon merke ich, wie ich immer ruhiger werde. Ich drifte, drifte weg von hier, von dieser Katastrophenwelt.
,,Mrs. Gwynedd, darf ich Sie daran erinnern, dass sie sich immer noch im Unterricht befinden?" eine Faust latscht neben mir auf den Tisch.
Verwirrt schrecke ich hoch und starre auf die runzlige Hand neben mir. SCHEIßE!
Ich wage es nicht den Lehrer anzublicken. Peinlich, peinlich.
Ich starre meinen Kugelschreiber an, vielleicht bringe ich ihn mit meinen Hypnosekünsten zum Schweben?
Leider nicht.
Mr. Harvey geht in die Hocke und bringt sein Gesicht auf die Höhe des meinen. Ein strenger Blick, dann geht er wieder nach vorne und schließt den Unterricht.
Sessel rücken und Schüler strömen zur Tür.
Als Taylor mich entdeckt prustet sie los.
,,Mann, du bist echt ne' Marke" meint sie und klopft mir auf die Schulter.
Naja, nicht alle Menschen sind gleich. Die Freundin winkt mir zu und geht in Richtung Sporthalle. Ich dagegen hole meine Französischsachen und gehe in das dazugehörige Klassenzimmer.
Ich gehe zu der hinteren Reihe und suche mir einen Platz. Ich lege mein Buch auf das Pult und spitze meinen Bleistift. Nach und nach kommen Schüler in den Raum.Ein Ruck geht durch die Reihen vor mir, jeder steht auf. Doch vor uns steht nicht wie gewohnt Madame Nemours, sondern ein anderer Lehrer, der auf den ersten Blick Ähnlichkeit hat, mit jemanden den ich kenne. Auf den zweiten Blick aber, kann ich erkennen wer vor mir steht.
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Hallo meine Lieben.
Als erstes möchte ich mich bedanken, dass überhaupt jemand diese Story liest. Als zweites möchte ich mich für die Kommentare und Votes bedanken. Danke!
Dieser Teil ist, wie versprochen länger.Ich hoffe euch gefällts!!!✌
Viel Spaß beim Lesen!PS: @anna_2234
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Meerblaue Augen
RomanceEigentlich ist alles gut. Doch dann kommt er, stellt mein Leben auf den Kopf. Lässt mich zweifeln. Wer ist er? Doch viel wichtiger ist die Frage: Wer bin ich?