Es war ein Schrei voller Verzweiflung und drückte den ganzen Schmerz aus, den ich fühlte.
Warum Sahra?
Alle drehten sich zu mir um, auch die Flugzeugentführer.
"Hast du ein Problem damit? Wir können auch gerne dich nehmen", drohte einer der Männer.
"Nein, nein, tut mir leid", flüsterte ich.
Natürlich hätte ich mich für Sahra geopfert, aber ich konnte ja Neyla nicht einfach so im Stich lassen. Mir stiegen Tränen in die Augen.
Warum Sahra?
Warum ausgerechnet sie?
Ihre kleine Tochter Lena fing an zu schreien, als sie die weinende Sahra mitnahmen.
Diese drehte sich nochmal zu ihrer Tochter um, drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und flüsterte etwas wie "Ist schon okay mein Schatz."
"Mama! Maaamaaa! Maama!", schrie Lena dennoch laut und voller Verzweiflung. Sie fing an zu weinen.
Sahra wurde währenddessen weggebracht und drehte sich immer wieder zu ihrer völlig verzweifelten Tochter um.
Dann schaute sie plötzlich zu mir und formte etwas mit ihren Lippen, doch ich konnte es nicht genau erkennen, da ihr Kopf in dem Moment von einem der Männer hart gepackt und in seine Richtung gedreht wurde.
"Hier spielt die Musik", flüsterte er mit einem fiesen Grinsen im Gesicht.
Ich glaubte Sahra verstanden zu haben, es musste so etwas wie "Nimm' sie!" gewesen sein.
Damit meinte sie höchstwahrscheinlich Lena.Lena die immer weiter schrie, wurde plötzlich von einem der Männer angeschrien: "Sei endlich still!" Das brachte Lena nur noch mehr zum weinen.
Ich nahm all meinen Mut zusammen und fragte: "Darf ich sie zu mir nehmen?"
Wieder drehten sich alle zu mir um. Einer der Männer warf mir einen Blick zu, der töten könnte, ein Anderer murmelte "Die schon wieder!" und verdrehte die Augen. Doch der Mann mit der Waffe, der der Chef zu sein schien, meinte nur: "Wenn sie dann endlich ruhig ist."
Ich beeilte mich nach vorne zu laufen und Lena zu mir zu holen. Ich trug sie zu unserem Platz, nahm sie in den Arm und strich ihr beruhigend über die Haare.
"Ganz ruhig, Lena. Alles wird gut", flüsterte ich und merkte wie mir wieder Tränen in die Augen stiegen. Ich blinzelte sie weg. Ich wollte jetzt stark sein, vor allem für Lena, aber natürlich auch für Neyla.
Apropos Neyla...ich drehte mich zu meiner Tochter. Diese machte einen sehr verwirrten Eindruck.
"Mami, was mit Sahra?", fragte sie mich.
"Oh, mein Engel. Das ist alles so kompliziert, glaub' mir, das ist so schwer zu erklären.
"Hm...und was mit Lena?"
"Lena sitzt ein bisschen bei uns, ist doch okay, oder?"
"Ja, klar!", meinte Neyla und fing an zu strahlen, "Hallo Lena!"
Diese schaute jedoch nur kurz hoch und vergrub dann ihr Gesicht wieder in meinem T-Shirt.
"Hab was falsch gemacht?", fragte Neyla traurig.
"Nein! Überhaupt nicht, mein Engel!", sagte ich und legte einen Arm um sie,"Lena ist nur ein bisschen traurig."
"Warum Lena traurig?"
"Weiß nicht, mein Engel."
"Wann Lena nicht mehr traurig?"
"Das weiß ich nicht, Neyla. Lass' ihr ein wenig Zeit, okay?"
"Okay", meinte Neyla nur und drehte sich in Richtung Fenster. Beruhigend strich ich ihr über den Rücken.
Das was jetzt mit Sahra und nicht zu vergessen auch mit dem Jungen passieren wird, wollte und konnte ich nicht wahrhaben. Deshalb redete ich mir die ganze Zeit ein, dass nichts ist und alles gut wird, was angesichts dieser Situation natürlich ziemlich bescheuert war. Ich wollte hier einfach nur weg und diesen ganzen Albtraum hier hinter mir lassen.
Aber ich wollte und musste natürlich für die beiden Kleinen da sein. Am meisten Sorgen machte ich mir um Lena. Sie hat schon keinen Vater mehr (beziehungsweise er will nichts von ihr wissen) und jetzt wird sie auch noch ihre Mami verlieren.
Warum rufen die Piloten denn keine Hilfe??
Die Stimme eines Entführers lenkte meine Aufmerksamkeit wieder nach vorne.
"So, dann also die ganze Prozedur von vorne. Ihr dürft natürlich auch die Piloten um Hilfe bitten. Sind wir nicht nett?"
Was für ein Idiot! Sollen wir uns jetzt auch noch bei denen bedanken?
Der Mann fuhr jedoch fort und hielt mich so davon ab, ihm noch mehr Beleidigungen an den Kopf zu werfen (in Gedanken natürlich).
"Du fängst an", sagte er und zeigte auf Sahra.
"Vielleicht haben die Piloten ja Mitleid mit einer jungen Mutter."
Aber Sahra sagte nichts, sie weinte einfach nur weiter.
"Sag endlich was!", schrie ein Mann sie an.
Sahra öffnete ihren Mund, doch es war nur ein Schluchzen zu hören. Sie brachte kein Wort raus.
Nach wenigen Minuten hatte sie sich jedoch gesammelt und sprach mit erstaunlich fester Stimme:
"Sie dürfen da auf keinen Fall rauskommen! Für mich ist es eh zu spät, aber versuchen sie wenigstens den Anderen zu helfen indem sie endlich Hilfe holen!! Helfen sie den Kindern, bitte!! Kommen sie ni-"
"Das reicht!", schrie einer der Männer und hielt Sahra den Mund zu.
Das was Sahra gemacht war zwar außerordentlich mutig, aber angesichts der Konsequenzen die jetzt auf sie warteten, auch ziemlich dumm.Die Männer wurden so wütend, dass sie Sahra in den hinteren Abteil zogen. Einer der Männer murmelte noch: "Die wird schon noch sehen was sie davon hat, wenn sie versucht uns zu verarschen!"
Oh, Sahra! Was hast du nur getan?
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Wow! Vielen, vielen Dank für über 1K Reads! ♡ ♡ ♡Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen♡
Auch wenn ihr wieder ewig warten musstet (Tut mir wirklich leid!♡)Voten? Kommentieren?
Wäre total nett und würde mich mega freuen♡ ♡ ♡ ♡ ♡ ♡ ♡

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Far away (Pausiert)
General FictionDieses Buch erzählt die Geschichte von Lia (23), die mit ihrer kleinen Tochter Neyla (2) für 2 Wochen auf die Malediven fliegt, da ihr Mann Liam(25) geschäftlich unterwegs ist. Mutter und Tochter freuen sich schon riesig auf ihre gemeinsame Reise...