„Los Keighley, hopp hopp!", drängte Amy, Keighs Mutter. „Lass mich wenigstens noch tschüss sagen!", murrte Keighley genervt und schloss hinter sich die Tür. Sie zog ihren nicht sehr vollgepackten, petrolen Koffer in der einen Hand, während sie mit der anderen noch eine kurze Erklärung für Kim und ihre anderen Freunde tippte. Nachdem Keighley es sich bequem gemacht hatte fuhr das Auto sofort los und auch der letzte WLAN-Balken verschwand von ihrem Handy. Sie schaltete es aus und der Bildschirm wurde schwarz. Die Schwärze trat über den Bildschirm hinaus, verteilte sich im Auto, verschleierte ihre Gedanken und lies sie schließlich in Schlaf fallen. „Warum müssen wir denn unbedingt jetzt tanken? Der Tank reicht sogar noch für die Rückfahrt, lass uns doch dann tanken und nicht wenn wir einen Termin haben, zu dem wir ohnehin schon spät dran sind!", redete Keighleys Mutter auf ihren Vater ein. „Amy, das ist das beste Angebot was wir heute finden werden! Wir werden schon noch rechtzeitig ankommen, überlass das mal mir." Beruhigte dieser sie. Keighley hob den Kopf und blickte sich um. Sie hatten an einer Tankstelle gehalten und hatten schon 238 km hinter sich gelassen. „Wie weit ist das denn noch weg?" stöhnte sie schlaftrunken und rieb sich die Augen. Ihre Mutter, dieses Mal mit ruhiger Stimme, zeigte mit dem Finger auf das Navi. „Schau, wir sind jetzt...ähm...hier, ja! Und wir müssen jetzt nur noch dieses kleine Stückchen nach Süden dann sind wir Schwups-Diwups da! Das sind nur noch ca. 20 Minuten und dann bist du in deinem neuen zu Hause!" „Pff, zu Hause!", murrte Keighley und setzte sich ihre Beats auf den Kopf. Ihre Mutter antwortete zwar, aber sie konnte es nicht mehr hören, wollte es nicht mehr hören.
Oh no not I, I will survive, as long as I know how to love, I know I'll stay alive! I've got all my life to live, and I got all my love to give and I'll survive, I will survive!
Sang Gloria Gaynor mit voller, kräftiger Stimme. Ja, genau! Deine Eltern schicken dich irgendwohin weit weg von zu Hause und lassen dich einfach da mit den Worten: Versuch es, es geht bestimmt alles gut und wenn nicht rufst du an und wir kommen sofort, aber wenn man dann anruft heißt es: Nein, du hast es gar nicht versucht! Aber stimmt: Ich werde überleben! Ich hab doch jetzt weder meine Eltern, noch meine Freunde, noch irgendjemanden den ich kenne! Wer weißt ob ich immer noch weiß wie man liebt, wenn ich in dieser Schule verreckt bin. Der aggressive Hup-Ton versetzte Keighley einen so großen Schreck, dass sie ihr Handy fallen lies, die Kopfhörer herausrissen und die Musik stoppte. „Schitt, nur Idioten unterwegs heute!" schrie ihr Vater und gab voll gas. Während Keighley ihr Handy vom Boden aufhob, neckte sie ihn zurück: „Ja Dad, Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung." Doch keiner lachte. Da das Navi jetzt nur noch eine Strecke von 4 Kilometern anzeigte, packte sie ihre Beats in ihre Tasche zurück und schaltete ihr Handy aus. Als sie aus dem Fenster sah, sah sie nur eine nicht viel befahrene Straße und drum herum Bäume. 3 Kilometer, immer noch Bäume und sogar bei 2 Kilometern war noch nichts zu erkennen. Plötzlich bog ihr Vater schwungvoll nach links ab, mitten rein in die Bäume. Keighley schrie auf vor Überraschung und musste sich die Hände vor den Kopf halten, da ihr Vater nur knapp an einem Baum vorbeibretterte. Sie wollte erst etwas sagen, oder fragen was los ist, doch dann bemerkte sie dass ihr Vater immer noch ruhig am Steuer saß und ihre Mutter leicht schmunzelte. Macht die sich jetzt über mich lustig?! Ich meine, jeder normale Mensch erschreckt sich doch wenn das Auto, in dem man sitzt, plötzlich mitten in die Bäume fährt! Doch da bemerkte sie, dass der Abstand der Bäume hier größer war als sonst und das Gras war schon platt gefahren. Und da baute sich auch schon ein riesiges Tor vor ihr auf. Beängstigend und aus altem Stein, aber trotzdem irgendwie faszinierend. Als sie vor dem Tor hielten, konnte Keighley auch einen Weg aus Kies erkennen, der nach rechts und links führte und eine blonde hübsche Frau in rosa Bluse und engem, schwarzen Rock wartete bereits hinter dem Tor auf sie. Als das Auto hielt, stieg ihre Mutter rasch aus und eilte zum Tor. Dieses öffnete sich ohne jegliches Quietschen, und kurz sah es so aus, als ob die beiden Frauen sich in die Arme fallen würden, doch dann hielten sie inne und gaben sich höflich die Hand. Doch das da irgendwas war, entging Keighley nicht. Ihr Vater schaltete den Motor ab und stieg ebenfalls aus und begrüßte die Frau. Erst als ihre Mutter Keighley genervt zu sich winkte, war sie sich wieder bewusst, worum es hier ging. Sie stieg vorsichtig aus dem Auto, holte ihren Koffer aus dem Kofferraum und näherte sich der Gruppe. Die Frau ging freundlich auf sie zu und streckte ihr die Hand entgegen. Sie hatte wunderschöne blaue Augen, die Keighley irgendwie fröhlich machten, war nur ein bisschen größer als sie selbst und roch nach frischem Lavendel. Keighley erwiderte ihren Händedruck und war überrascht wie sanft sich ihre Haut anfühlte. „Hallo Keighley, ich bin deine neue Rektorin Milena! Ich freue mich dich kennen zu lernen!" , sagte sie und ihre Augen funkelten zutraulich. Das ist wahrscheinlich Mi...Milena. „Ähm, danke...ich freu mich auch.", erwiderte Keighley nervös, doch Milena schien sich mit dieser Antwort zufrieden zu geben und wandte sich an Keighleys Eltern. „Könnt ihr...ich meine könnten sie...sich vielleicht jetzt von ihrer Tochter verabschieden, ich würde mit ihr jetzt einen Rundgang durch die Schule machen und hätte gerne ihre volle Aufmerksamkeit. Sie müssen sich keine Sorgen machen, sie ist bei uns gut aufgehoben." Ihre Mutter nickte und ging zu Keighley hinüber. „Pass gut auf dich auf Schätzchen und mach keine Dummheiten. Wenn etwas ist, rufst du an. Hab dich lieb!", flüsterte sie ihr liebevoll zu und küsste sie auf die Stirn. Keighley erwiderte nichts und hatte auch gar keine Zeit dazu, denn ihr Vater stand schon vor ihr und umarmte sie fest. „Bis bald, Keigh. Viel Glück in der Schule, mach mich weiterhin stolz!" sagte er und lies sie los. Er ging, ohne sie noch einmal anzusehen, zurück zum Auto, in dem seine Frau schon wartete, und schon brummte der Motor auf. Milena winkte dem fahrenden Auto hinterher, doch Keighley schoss ein neuer Gedanke durch den Kopf. Moment mal, ihr geht jetzt einfach?! Wann kommt ihr wieder, wie lang bleibe ich hier?! Verzweifelt wollte sie dem Auto ihre Fragen hinterher schreien, doch sie wusste, es hatte keinen Zweck. Verletzt guckte sie zu Boden. „Bald siehst du sie wieder, die Zeit wird schneller umgehen als du denkst. In den Winterferien kannst du nach Hause gehen.", versuchte Milena sie zu trösten. Das machte es nicht wirklich besser, die Sommerferien waren erst in einer Woche vorbei und sie sollte noch ein halbes Jahr warten, um ihre Eltern wieder zu sehen? Um wieder nach Hause zu kommen? Und dann nur für 2 Wochen und dann würde es wieder von vorne losgehen? Aber es ist so wie es ist, ich kann es jetzt nicht mehr ändern und ich will auch nicht rüberkommen wie das größte Weichei, ich mach einfach das Beste draus, redete sie sich ein, raffte sich zusammen und entgegnete Milena selbstbewusst: „Es ist nur ungewohnt, aber es geht mir gut, wir können anfangen!" Milena schmunzelte nur und machte mit der Hand eine Geste, die Keighley befahl, ihr zu folgen. Sie nahmen den Kiesweg nach links, überall um sie herum standen Bäume. Es war aber nicht wie auf der Autobahn, es war unglaublich idyllisch. Der Weg zum ersten Halt war nicht lang, nach nur drei Minuten laufen kamen sie zu einer prächtigen Holzhütte. Drum herum lagen 15 Steine in einem Kreis um eine große Feuerstelle herum. Es war unglaublich, wie in einem Märchen. „Das ist unsere Grillhütte. Manchmal machen wir uns hier einen schönen Abend, manchmal treffen sich hier auch nur einzelne Schülergruppen.", erklärte Milena. „Es ist wunderschön.", flüsterte Keighley. „ Das finden die anderen auch, alle lieben diesen Ort.", Milena lächelte und ging den Kiesweg weiter. Schon nach einigen Schritten kamen sie an eine neue Kreuzung, die ebenfalls nach rechts und links führte. Milena schlug abermals den Weg nach links ein und nach einer Weile kam ein runder Platz mit verschiedengroßen Steinen zum Vorschein. Ganz hinten ragte ein riesiger Fels zum Himmel, auf den man durch eine Steintreppe gelangen konnte. Die Sonne schien mit all ihrer Kraft auf die höchste Spitze und der ganze Platz wurde hell erleuchtet. Keighley wusste nicht, ob das was sie da sah noch besser war als das, was sie vorhin gesehen hatte und brachte nur ein schwärmerisches „Wow" heraus. „Das ist der Mutatio, der Platz auf dem sich unsere Schüler nach dem Unterricht gerne ausruhen, oder prinzipiell ihre Freizeit verbringen", berichtete Milena und das Sonnenlicht spiegelte sich in ihren Augen. „Du wirst noch genug Zeit haben, dir alles genauer anzuschauen, doch jetzt müssen wir weiter, sonst kommen wir zu spät zum Abendessen." „Es ist doch erst 16:00 Uhr!", brach es aus Keighley heraus. „Das ist wahr, aber Abendessen gibt's um 19:00 Uhr und wir sind noch lange nicht fertig mit dem Rundgang und ich glaube du willst dich vielleicht auch noch ein bisschen einrichten, oder?", antwortete die Rektorin und Keighley nickte. Sie drehten um und liefen zurück zu der letzten Kreuzung, nur dass sie dieses Mal den anderen Weg einschlugen. Während auf der einen Seite immer noch die Bäume wuchsen, konnte man links nun das Schulgebäude erkennen. Hell braun erhob es sich in den Himmel und endete mit einem dunkel braunen Dach. Den Weg und die Schule trennte nun nur noch eine große Wiese, auf der lauter kleine Gänseblümchen wuchsen. Keighley und die Rektorin kamen nun zu einer weiteren Spaltung des Weges. Man konnte nun geradeaus weiterlaufen, oder nach links abbiegen und zum Eingang der Schule gelangen. Doch Milena lief gerade aus weiter. Nach der Abzweigung des Weges waren rechts noch immer Bäume und links immer noch die Wiese, doch schon bald erschien hinter der Wiese eine Sandgrube. „Wofür ist die denn?", fragte Keighley neugierig. „Für das Training der Kleintier- und Gift-Laminas...ähm, bevor du jetzt Fragen stellst: Ich weiß du hast keine Ahnung was hier passiert, aber du wirst es erklärt bekommen, nur nicht jetzt...die Zeit ist knapp. Darum lass uns einfach weitergehen.", sagte Milena. Wie meine Eltern, dachte Keighley doch erwiderte nichts und lief stumm weiter. Nach einer Weile brach die Rektorin wieder das Schweigen: „Wenn du nun nach rechts gehst, kommst du wieder zu dem Eingangstor, wo dich deine Eltern verabschiedet haben. Der Wald neben uns, an dem wir nun schon die ganze Zeit vorbeilaufen, ist der 'Hauptwald' an der Schule, die 'Miniwälder' am Rand sind einfach nur Wälder, aber wenn jemand vom 'Wald' spricht, meint er den hier.", erklärt Milena und zeigt nach rechts. „Okay", war das Einzige was Keighley als Antwort einfiel, doch Milena war bereits weiter geradeaus gegangen. Und nach ein paar Metern Laufen, waren sie wieder an einer Kreuzung: Geradeaus, leicht nach linksgebogen, oder nach rechts. Milena hielt an: „So, keine Sorge, das ist die letzte Kreuzung und du wirst sehen, du wirst dich hier bald super auskennen! Wenn wir nach rechts gehen, kommen wir zu einem See, der besonders beliebt ist! Er ist riesig und die perfekte Erfrischung für den Sommer. Gerade aus liegt die Laminarena. Dort kämpfen, und trainieren auch manchmal, die Laminas untereinander. Du verstehst natürlich noch nicht, was ich damit meine, aber das Wort kämpfen hört sich wahrscheinlich schlimmer an, als es ist." Und ob! Das Wort kämpfen hatte Keighley überrascht. Ich will wissen was los ist! Was sind Laminas, was ist das für eine Schule?!
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Lamina - Born (pausiert)
FantasyNachdem Keighley McClare ihre Mutter zur Rede stellt, schickt diese sie auf ein Internat, welches ihre Probleme lösen soll. Keighley macht zunächst nur positive Erfahrungen mit der Schule, wird aber schon am ersten Tag in das größte Geheimnis der...