Der Moment der Wahrheit

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Nach wenigen Minuten erreichen wir das Navy Yard wieder  und steigen in der Tiefgarage wieder aus. Zusammen machen wir uns auf dem Weg zum Fahrstuhl, der uns in den dritten Stock bringt, zurück ins Großraumbüro. Dort angekommen, lassen sich die Drei etwas genervt an ihren Schreibtischen fallen und fangen ohne zu meckern an ihre Akten weiter zu bearbeiten. Stumm seufzend lasse ich mich an einen Tisch hinter der Absperrung fallen, wollte ich mit Jethro doch nicht schon am ersten Tag einen Streit vom Zaun brechen und die ersten Tage würde ich es auch an diesem Schreibtisch aushalten. Keine Sekunde später, als ich mich hingesetzt hatte, lässt Jethro auch schon einen Stapel Akten auf meinen Tisch fallen und geht ohne irgendetwas dazu zu sagen an seinen Platz zurück. Aktenarbeit, dass bin ich ja gewohnt, bestand der Direktorenjob fast nur aus Aktenarbeit. Ohne mich zu beschweren, fange ich an den Stapel Akte für Akte zu bearbeiten und wurde das Gefühl nicht los, dass Jethro jede noch so kleine Bewegung von mir beobachtet. Nach 4 Stunden, wo es draußen schon längst dunkel ist, klappe ich auch die letzte Akte zu und erhebe mich, um die Akten auf Jethros Schreibtisch zu legen. ,,Ihr könnt Schluss machen!",sagt Jethro und war dann schon verschwunden, anscheinend hatte es Jethro heute einmal genauso eilig, wie Dinozzo sonst. ,,Wir hatten uns noch gar nicht vorgestellt!", kommt Tony zu mir getreten, schon mit Tasche und Jacke bewaffnet. ,,Anthony Dinozzo, kannst mich aber Tony nennen!", stellt Dinozzo sich vor mit einem charmanten Lächeln auf den Lippen, was mich auch leicht lächeln lässt. ,,Jennifer Stone!", sage ich und lehne mich leicht gegen Jethros Schreibtisch. ,,Timothy McGee, aber Tim oder McGee reicht völlig!", stellt sich McGee ebenfalls vor und schüttelt einmal meine Hand. ,,Ziva erzählte, sie waren vorher in Seattle, wie kam es dazu, dass sie nun in DC sind?", fragt Tony interessiert, während ich ebenfalls nach meinem Mantel und meiner Tasche greife. ,,Ich hatte eine Operation in Seattle und als die erledigt war, wurde ich nach DC versetzt!", sage ich und eigentlich entsprach es der Wahrheit, da ich ja wirklich eine Operation in Seattle hatte, nur im medizinischen Sinne und nicht im beruflichen. ,,Wollen sie noch mit uns etwas trinken gehen?", fragt Ziva, doch ich lehne dankend ab. ,,Ich muss noch einige Kisten auspacken, aber bestimmt beim nächsten Mal!", sage ich und die Drei nicken verständlich. Kurz verabschiede ich mich von den Dreien, bevor ich zum vorderen Fahrstuhl gehe und die Drei zum hinteren, also werden sie wohl Abby darauf ansetzen, mehr von mir zu erfahren. Wieder in der Eingangshalle angekommen, verlasse ich das Gebäude und gehe langsam zu meinem Wagen, um wieder zu meinem Hotel zu fahren, wollte ich mir doch erst eine Wohnung suchen, wenn ich mir auch wirklich sicher bin, hier in DC zu bleiben. Schon als ich das Gelände des Navy Yards verlasse, merke ich,  dass mir ein Wagen folgt, doch als ich nach der nächsten Biegung bemerke, dass Jethro derjenige ist, der mich verfolgt wunder ich mich doch. Er hätte mich auch einfach fragen können, anstatt mich zu verfolgen. Wenige Querstraßen von dem Motel entfernt bleibe ich am Straßenrand stehen und krame mein Handy aus meiner Handtasche. Mit einem leichten Lächeln wähle ich die mir doch alt zu bekannte Nummer und warte, dass Jethro dran geht. ,,Gibbs ! ",meldet sich Jethro und parkt seinen Wagen im Schatten einer Laterne,  nur wenige Meter hinter meinem ,, Wenn Sie mich schon beschatten Agent Gibbs , dann tun sie es doch ein bisschen unauffälliger !", sage ich und konnte doch nicht verhindern, dass sich ein breites Lächeln in mein Gesicht stiehlt, denn Jethro konnte sich noch so anstrengen, ich würde ihn immer noch bemerken, denn dafür haben mich schon zu viele Leute verfolgt, sodass man die Anzeichen eines Beobachters nun wahrlich nicht vergessen kann. ,, Sie verschweigen etwas vor mir Miss Stone und in meinem Team gibt es keine Geheimnisse! ", sagt Jethro ernst und mein Herz zieht sich kurz schmerzhaft zusammen. Keine Geheimnisse, denke ich mir bitter und schließe für einen Moment meine Augen. In der Vergangenheit hatte er schon so viele Geheimnisse, auch damals, als wir Partner waren und jetzt will er mir weiß machen, dass es in seinem Team keine Geheimnisse gibt, dass ich nicht lache  ,, Ich verschweige ihnen rein gar nichts Agent Gibbs !", sage ich doch etwas harsch und lege auf, denn dieses Theater müsste ich mir nun wirklich nicht am ersten Abend antun. Mein Handy schmeiße ich wieder in meine Handtasche, bevor ich mich wieder in den Verkehr einfädele und zu meinem Motel fahre. Natürlich würde Jethro mich weiter verfolgen, nach meiner Aussage am Telefon hatte ich ihn ja fast schon bestärkt und er würde auch erst locker lassen, wenn er weiß, was hinter dieser eisernen Maske steckt. Ich parke vor meinem Zimmer und schließe den Wagen ab, bevor ich mich gegen meine Zimmertür lehne und noch einmal mein Handy raus hole. Wieder wähle ich Jethros Nummer und blicke zur Einfahrt, wo Jethros alter Dodge auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht. ,,Gibbs!", meldet sich Jethro wieder und ich sehe, wie er sich in seinem Sitz zurücklehnt. ,,Wollen sie nicht mit rein kommen und einen Kaffee trinken?", frage ich freundlich und blicke genau zu ihm. Statt einer Antwort legt er auf und steigt im selben Moment aus seinem Wagen, um die Straße zu überqueren. Seufzend schließe ich meine Zimmertür auf und trete ins Innere, um schnell das Foto von Jethro und mir ins Paris in die Hand zu nehmen und in meiner Handtasche verschwinden zu lassen. ,,Nun Agent Gibbs, wie kann ich ihnen denn weiterhelfen?", frage ich freundlich und nehme eine Tasse, um sie unter die Kaffeemaschine zu stellen. ,,Wie lange sind sie schon in DC?", fragt Jethro und nimmt auf meinem Bett Platz, welches von der Reinigungskraft gemacht wurde. ,,Seit ein paar Tagen!", sage ich wahrheitsgemäß und setze mich auf den einzigen Stuhl, welches das Zimmer hat. ,,Und seit wann sind sie Jennifer Stone?", fragt Jethro und mustert mich aufmerksam. ,,Seit ich geboren wurde!", sage ich fast sofort und wusste auch so, dass mein eines Auge leicht zuckt, aber was sollte ich schon daran ändern, diesen körperlichen Automatismus konnte ich nun einmal nicht verhindern. ,,Sie lügen mich an, wer sind sie wirklich?", fragt Jethro scharf und ich schließe meine Augen. Wie sollte ich nur auf diese Frage reagieren ohne das er direkt misstrauisch wird?  

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