Kapitel 7

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Ich starrte gedankenverloren auf das einst so schöne Kleid. Ich hatte es bei meiner Ankunft angehabt und war vollkommen ausgerastet als ich mich darin gesehen hatte. Damals wusste ich nicht warum ich so heftig darauf reagiert hatte. Doch heute wurde es mir klar. Mir war unterbewusst klar gewesen, dass ich in diesem Kleid ermordet worden war. Die Risse in dem Kleid waren einstichstellen von dem kleinen Messer, dass duzende male auf mich niedergesaust war. Mir kam der Gedanke, dass mein Mörder auch noch auf mich eingestochen hatte, als ich schon längst tot war. Mich fröstelte es. Mein Mörder. Das klang falsch. So falsch. Allein die Tatsache das ich denken konnte, war doch ein klarer Beweis für meine Existenz. Für mein Leben. Ich schüttelte den Kopf um die kalten Gedanken abzuschütteln und verstaute das Kleid so schnell wie möglich wieder in Liv's Schrank.
"Und?"
Ich erschrak. Ich hatte vergessen dass Liv hinter mir stand und mich die ganze Zeit beobachtet hatte.
"Nichts. Keine Erinnerung." Seufzte ich. Insgeheim war ich auch ganz froh darüber. Nach der letzten Erinnerung wollte ich erstmal verschont bleiben. Liv runzelte die Stirn.
"Hm. Ich dachte es würde was passieren. Immerhin bist du in dem Fummel schließlich verreckt."
Ich zuckte zusammen. Auch wenn es Liv's Art war grob zu sein, etwas Feingefühl zu zeigen würde sie nicht umbringen. Als ich zum ersten mal auf den Marktplatz getaumelt war, hatte sie sich Viel freundlicher benommen. Sie war so hilfsbereit gewesen ganz anderst als jetzt. Hatte sie es mir nur vorgespielt weil ich so mitleidserregend ausgesehen hatte? Oder verbarg sie jetzt etwas vor mir?
"Ich denke ich verdrenge unterbewusst irgendwas. Ein Gefühl als ob ich etwas noch erledigen müsste. Wie wenn du in die Küche gehst und du vergessen hast was du wolltest. Verstehst du?"
Liv nickte nachdenklich. Schließlich sah sie mich misstrauisch an.
" du hast mal gesagt, du könntest dich an deine Schwester erinnern. Emely?"
"Elena." Berichtigte ich sie.
"Und richtig erinnern kann ich mich nicht. Ich habe nur eine einzige mit ihr. Wie wir als kinder durch einen Wald rennen und versuchen uns gegenseitig zu fangen." Ein sehnsüchtiger kleiner schmerz piekste mich an doch ich ignorierte ihn. Jetzt war nicht die zeit für gefühlsdusellei. Liv verleierte die Augen.
"Is doch vollkommen egal an was du dich erinnerst. Hauptsache ist das du dich erinnerst. Du kannst sie sehen. Hier. Heute noch. Wir können sie finden."
Ich erstarrte. Was hatte sie gesagt? Dieser Ort war nur für zu früh gestorbene. Elena konnte doch nicht... nein sie war doch nicht... Meine Augen brannten und ich brachte nur einen ersticken laut von mir.
Liv beeilte sich und fügte noch hinzu.
"Nicht falsch verstehen. Sie ist natürlich nicht hier. Wir können sie nur von hier aus beobachten. Und bei ihr ist wahrscheinlich auch deine Familie. Auch deine Freunde nehme ich an. Naja, fals du welche hast."
Sie sprach wie mit einem trotzigem, zweijährigen Kind was an Taubheit litt. Dennoch verstand ich nichts. Oh man ich fragte mich wie blöd ich in ihren Augen war. Vermutlich ziemlich ziemlich blöd. IQ wahrscheinlich gleichzusetzen mit dem eines Hamsters. Langsam glaubte ich das auch.
Liv, die mir ansah wie dumm ich mich gerade fühlte, kicherte und zog mich mit sich.
"Wenn dus so nicht verstehst, musst dus halt selbst sehen."
Dankbar lief ich ihr hinterher. Wir gingen in Richtung von Mr. Stevens laden. Bogen dann aber ein paar mal ab. Ich war noch nie soweit vom Marktplatz entfernt gewesen. Die häuser veränderten sich kaum. Vielleicht wurden sie nur etwas kleiner. Wir liefen bestimmt schon eine halbe Stunde als Liv endlich sagte: "Wir sind da"
Sie deutete auf ein hochhaus, das genauso aussah, wie jedes andere. Mit dem einzigen unterschied, dass es an einer art...Mauer aus Licht stand. Mauer aus licht? Ein gelblich schimmerndes Licht umgab den Wolkenkratzer. Bis auf den Eingang war alles in licht getaucht.
"Wow.", murmelte ich. Liv und ich gingen hinein. Von innen war das gebäude vollkommen versiegelt. Liv zerrte mich in einen Fahrstuhl und drückte den ersten Knopf. 28ster Stock.
"Warum fahren wir so weit noch?" Fragete ich misstrauisch.
"Ich mag es halt weit oben zu sein." Antwortete sie knapp. Ich erinnerte mich das ihr Apartment auch beinahe im letzten stock lag.
"Aha. Und was ist das hier für ein Gebäude?" Fragte ich weiter.
"Es gibt viele dieser Art in der stadt. Ich war erst in 37 verschiedenen aber es gibt noch mehr. Sie sind alle weit weg vom Marktplatz weill... naja ein andern mal. Hier sirhst du auf die andere Seite. Auf die noch lebenden. Du kannst sie beobachten. Nur beobachten, nichts anderes. Klingt einbisschen wie stalking. Isg es ja eigenhluch auch." Sie kicherte gemein. "Du glaubst nicht, wie unterhaltsam das sein kann. Is das beste reallty tv Programm."
Ich war zu abgelenkt um zu schmunzeln.
"Wir können die andere Seite sehen?!"
Liv nickte. Der Fahrstuhl kam zum stehen und wir stiegen aus. Auch hier oben wat alles verspiegelt. es war ein absurd großer raum. Liv führte mich nahe an eine wand.
"Stell dir Elenas gesicht vor. Denk an sie."
Ich schloss die Augen und stellte mir ihr lächeln vor. Liv stubste mich an. Erschocken sprang ich ein paar schritte zurück. Die ganze verspiegelte Wand war zu einer art riesiegen Fernseher geworden. In der mitte meine Schwester. Ich schrie ihren Namen, doch sie hörte mich nicht. Geschockt verfolgte ich das Szenario vor meinen Augen.

Elena blickte star und verkrampft zu Boden. Ihre Augen waren feucht und sie hatte ihre zitternden Hände zu Fäusten geballt. Ich hatte sie nur einmal gesehen. In einer Erinnerung. Damals war sie neun Jahre alt gewesen. Ich war damals sechs. Sie hatte sich optisch sehr verändert. Whärend ich rabenschwarze, lange, gewellte Haare hatte, trug sie ihre Haare Schulterlang, glatt und haselnussbraun. Sie hatte braune Augen. Ihr gesicht war rund leicht gebräunt. Obwohl sie eigentlich unscheinbar wirken könnte, war sie mehr als nur hübsch. Ihre Ausstrahlung war überwältigend. Sobald man mehr als zwei Sätze mit ihr gewechselt hatte, war man ihr verfallen. Ich konnte mir nicht erklären warum, aber ich wusste es. Sie brauchte keine Schönheit um hinreißend zu sein. Doch das war nicht mehr zu sehen. Ihre angespannte Haltung machte ihre Ausstrahlung zu nichte. Es war dunkel und um sie herum Standen Menschen. Alle in schwarzen Gewändern. Doch ich erkannte keinen einzigen von ihnen. Neben ihr stand ein Junge. Etwa in meinem alter. Er war größer als ich und hatte schwarze, verwuschelte haare. Seine Augen waren blau und er war ebenfalls leicht gebräunt. Als ich ihn sah überkam mich eine leise Sehnsucht. Ich kannte ihn nicht, dennoch fühlte ich mich zu ihm hingezogen. Es war nicht sein gutes aussehen aber irgendetwas hatte er an sich. Er schwankte leicht und hatte tiefe Augenringe. Er war eindeutig betrunken. Jemand stieß ihn von der seite an und der junge geriet gefährlich ins wanken. Der, der ihn angerempelt hatte, hielt ihn fest.
Es war ebenfalls ein junge. Nur hatte dieser blondes... nein fast weißes Haar. Er sah wirklich interessant aus. Seine Augen waren dunkelblau und seine haut war ... ebenmäßig blass. Auch er sah verdammt gut aus aber auf eine... gefährliche art. Wenn ich ihn ansah, fühlte ich mich, als ob nichts unmöglich wäre. Ein gutes und verwirrendes Gefühl.
"Reiß dich zusammen du arsch." Zischte er in das ohr des betrunkenen jungen. Angewiedert ließ er ihn los. Er junge mitden schwarzen Haaren nickte dumpf.
"Ich fass es einfach nicht das du dir bei ihrer Beerdigung die kannte gibst." Meinte der weißhaarige verächtlich.
Ich erschrak. Beerdigung. Meine? Ich sah mich um und tatsächlich. Ein offener sarg stand vor Elena. Jetzt sah ich noch mehr Menschen. Menschen die still trauerten oder weinten. Ich erkannte niemanden von ihnen. Vorsichtig beugte ich mich über den offenen sarg.
Auf weißen kissen gebettet lag ein Mädchen in einem weißen Kleid. Schwarze haare umrahmten ihr blasses gesicht das so aussah als würde es schlafen. Ein Mädchen das eine art Schneewittchen sein konnte. Ich war steif während ich mir in mein eigenes, lebloses Gesicht sah...

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 05, 2015 ⏰

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