Kapitel 7: Komplikationen

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NATHANIEL

Sein Wolf wurde langsamer, er roch etwas fremdes, dass er im Moment noch nicht einordnen konnte, doch es kam ihm entfernt bekannt vor. Prüfend hob er die Nase in den Wind. Im selben Moment wie Nathaniel erkannte er den Geruch. Es war Ally.

Unwillkürlich sträubte sich das Nackenfell seines Wolfes, auch ihn durchlief ein Schauer, denn als sie Ally das letzte Mal so deutlich gerochen hatten, war ein Kampf das Resultat gewesen. Sie hatten zwar gewonnen, waren jedoch genauso verletzt worden wie Ally selbst und auch jetzt spürte Nathaniel seine Schulter noch und war nicht besonders scharf darauf, Allys Zähne in naher Zukunft noch einmal zu spüren. Allerdings sagte ihm etwas, dass sich das wohl nicht vermeiden ließ, wenn er sie Selbstbeherrschung lehren sollte. Schließlich siegte die Neugierde und Nates Wolf folgte der Spur.

Sie fanden Ally, wie sie durch den Wald wanderte, als Mensch. Sie humpelte nur noch ganz leicht und schien vollkommen in Gedanken versunken. Unschlüssig beobachteten die beiden das Mädchen. Das Erste was Nathaniel auffiel waren ihre Haare, zum ersten Mal sahen sie nicht aus, als hätte gerade ein liebestolles Vogelpärchen darin genistet, sondern fiel in leichten hellbraunen Wellen über ihre Schultern. Das Zweite das ihm in den Sinn kam war, dass sie zur Abwechslung einmal etwas anhatte.

Plötzlich, als hätte sie Nathaniels Gedanken gehört, drehte sie sich um und sah ihn direkt an. „Verfolgst du mich?", fragte sie angriffslustig. Nathaniel konnte seinen Wolf dazu bringen den Kopf zu schütteln und sich demonstrativ zu schütteln, dann sah er sie wieder an. Immer noch misstrauisch schob die die Hände in die Taschen ihres Kapuzenshirts und kam auf ihn zu. „Du musst zugeben, dass die Frage berechtigt war.", begann sie sich zu verteidigen und ging an Nathaniel vorbei, dieser ging in einigem Abstand neben ihr her. „Irgendwie ein seltsamer Zufall."

Da Nathaniel ihr nicht Antworten konnte, liefen sie schweigend zurück zum Haus. Ally zog alle paar Meter geräuschvoll die Nase hoch, was ihn in den Wahnsinn trieb, doch er versuchte sich zusammenzunehmen. Sein Wolf war beleidigt, weil er ihren ersten Ausflug seit Tagen einfach unterbrach, doch er ignorierte ihn. Nathaniel hatte das Gefühl, dass jetzt ein guter Anfang war um mit Ally Unterricht anzufangen. Er war nach wie vor der Meinung, dass sie gemeingefährlich war und der Professor sie wegschicken oder zumindest von den anderen separieren sollte, doch das änderte nichts daran, dass er ihr helfen würde. Wenn sie schon hierbleiben musste, sollten sie so schnell wie möglich dafür sorgen, dass sie damit aufhörte sich in eine tollwütige Bestie zu verwandeln.

„Ich habe heute mit dem Professor geredet.", meinte sie als die Mauer, die das Anwesen umgab in Sicht kam. „Ich bleibe hier.", fügte sie ein wenig provokant hinzu. Ohne eine Reaktion, begann er schneller zu laufen. Er ließ Ally hinter sich und steuerte auf die kleine Gartenhütte zu, in der er seine Klamotten vor seiner Verwandlung ausgezogen hatte.

Angezogen und mit einem eingeschnappten Wolf in der Brust wartete er auf Ally. Gemächlich schlenderte sie den Kiesweg entlang. „Dann beginnen wir mit dem Unterricht. Sofort.", brummte er, wenig begeistert, als sie endlich angekommen war. Sie murmelte etwas, dass er nicht verstand und erklomm die Stufen zur Haupttür. Schon im Foyer herrschte eine angenehme Wärme. Nathaniel rieb die Hände aneinander und sog den vertrauten Geruch von altem Holz und Staub ein, den er mit seinem Zuhause verband. Gerade überlegte er, wo er am besten mit ihr hingehen sollte, als jemand aus der Bibliothek trat. Sein Magen verkrampfte sich unangenehm, als er Pat erkannte. Ein abgrundtiefes Seufzen unterdrückend, sah er zu Ally, die seinen besten Freund neugierig betrachtete. Dieser hatte das Mädchen auch entdeckt, verschonte Nathaniel ausnahmsweise mit seinen finsteren Blicken und kam stattdessen bemessenen Schrittes auf die beiden zu.

„Du musst Ally sein.", stellte er kühl fest, als er vor ihnen stand „Muss ich wohl.", erwiderte Ally ebenso kalt. Nathaniel fühlte sich nicht wohl in seiner Haut und wäre am liebsten einfach gegangen. Doch er blieb wo er war. Pats Verhalten ging vermutlich auf seine Kappe, daher war es nicht fair, Ally im Stich zu lassen. Er musterte sie mit einem seltsamen Gesichtsausdruck, bevor sich sein Mund zu einem herablassenden Grinsen verzog. „Vielleicht solltest du noch einmal überdenken mit wem du dich einlässt.", sagte er mit einem verächtlichen Blick in Nathaniels Richtung, als sich ihre Blicke trafen, setzte er hinzu: „Solltest du auf jeden Fall, wenn du deinen Ruf nicht komplett in den Dreck ziehen willst.", damit ließ er die beiden stehen und Nathaniel konnte nichts anderes tun, als ihm traurig nachzusehen. Er war wohl der erste und kummervollste Punkt auf seiner Dumme-Fehler-Liste.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 26, 2015 ⏰

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