10 ~ Idiot

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Ashton nahm nicht ab, also entschied ich mich eine Nacht bei Paul zu bleiben. Als ich sein Appartement betrat, war ich geschockt. Überall hingen Bilder von ihm selbst und in jedem Raum gab es mindestens einen Spiegel. Ich persönlich fand Männer, die auch ihr Äußeres pflegten toll, aber so extrem ?

Ich versuchte außer Acht zu lassen, dass Paul scheinbar ziemlich eingebildet war und ließ mich von ihm in ein kleines Gästezimmer führen.

Auch hier hing neben der Tür ein großes Bild von ihm. Er trug eine dunkle Jacke und eine Sonnenbrille, obwohl es nicht wirklich sommerlich aussah. Sein Blick war eisern und unglaublich arrogant. Das war nicht der Paul, den ich kannte.

Er merkte nicht, dass es mich verunsicherte, sondern zeigte mir schlichtweg eine kleine Kommode, falls ich einige Sachen aus meiner Tasche räumen wollte und legte mir zwei Handtücher auf das frisch gemachte Bett.

"Ich mache uns eine Kleinigkeit zu essen. Mac and Cheese ?"

Ich lächelte ihn an und nickte, woraufhin er in die Küche verschwand und mich alleine auf dem Bett sitzen ließ. Ich suchte nach meiner Jogginghose, als plötzlich mein Handy vibrierte.

From : Calum "Wo bist du ?"

Ich überlegte kurz ihn anzulügen, sah die Wahrheit dann aber doch als bessere Option an.

To : Calum "Bei Paul, der Erzeuger ist da. Komme wieder wenn er weg ist."

From : Calum "Warum Paul und nicht Ashton ?"

To : Calum "Hab ihn nicht erreicht :("

Ich seufzte. Ob er wusste, warum Ashton nicht zu erreichen war ?

From : Calum "Alles klar. Pass auf dich auf und melde dich <3"

Ich konnte mich glücklich schätzen so einen großen Bruder wie ihn zu haben. Wenn sich schon meine Eltern einen Dreck um mich scherten...
Seit ich denken kann teilten wir uns einfach alles und das fand ich unglaublich. Selbst unsere Freunde teilten wir uns ohne Probleme.

Ja, wir waren das, was andere Leute als "sibling goals" bezeichnen würden. Eine kaputte Familie schweißt nun mal zusammen. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich manche Dinge nicht gerne mit ihm teilte, wie zum Beispiel Luke.

Und da war er wieder, der Gedanke an den Jungen, der mir seit frühester Kindheit nicht aus dem Kopf geht. Ist es überhaupt möglich jemanden so sehr über so einen langen Zeitraum zu lieben ? Ganz besonders in meinem Alter ? Alle sagten immer, dass wir keine Ahnung hätten, was Liebe sei. War das wahr ?

Oder was, wenn Liebe gar nicht existiert ? Wenn die Liebe einfach nur eine nicht sonderlich gut bedachtete Erfindung der Menschen ist ? Und die einzige Funktion der Liebe ist, die Welt ein bisschen weniger trist und leidvoll erscheinen zu lassen ?

Wenn das der Fall ist, dann haben die Menschen definitiv versagt.

"Zwei Dinge sind unendlich. Das Universum und die Dummheit des Menschen, aber bei dem Universum bin ich mir nicht ganz sicher"

So oder so ähnlich sagte es schon Albert Einstein und er hatte Recht. Wir Menschen sind wirklich unendlich dumm, denn Liebe bringt deutlich mehr Schmerz als Freude. Jedenfalls von dem was ich erlebt habe.

Am Boden zerstört war meine Mutter, als ihr damaliger Freund sie nach über zehn Jahren verließ, ich zog weg und sie rutschte komplett ab. Calum war der einzige Mensch, der fähig war sie am Leben zu halten. Sie aß und trank nicht, sie weigerte sich zu duschen, sich anzuziehen und das Haus zu verlassen. Sie lag nur in ihrem Bett oder auf der Couch vor dem Fernseher und vegitierte vor sich hin.

Jetzt lebte sie wieder, einigermaßen. Sie zeigte jedem Menschen, der ihr das Herz gebrochen hatte die kalte Schulter. Seit über einem Jahr ignorierte sie mich nahezu vollkommen. Ich hatte sie verletzt, das war mir bewusst, aber hatte ich als ihre Tochter keine zweite Chance verdient ?

Ich war schon immer die Böse gewesen. Nie die Jüngere, die ständig bevorzugt wurde. Calum war Mutters kleiner Engel, während ich mit meiner rebellischen Art sie schlicht und ergreifend nur belastete.

Ich war ein hoffnungsloser Fall und alle hatten sich damit abgefunden, alle außer Calum und Ashton.

To : Ashton "Ist alles in Ordnung ?"

In der Hoffnung er würde antworten, ließ ich mein Handy auf das Bett fallen und ging in die Küche, in der Paul stand und verzweifelt versuchte das Essen zu retten.

"Weg da, du Model."

Ich schob mich neben ihn und nahm ihm den Kochlöffel ab. Die Nudeln waren unglaublich matschig und sahen aus, wie einmal durchgekaut und wieder ausgespuckt. Ich suchte in den Schränken nach einer Pfanne, verfrachtete den Fraß dort hinein und schmiss noch mehr Käse drauf.

"Jetzt ist es zwar ein bisschen anders, aber immerhin hat es jetzt nicht mehr die Konsistenz von Babynahrung."

Ich grinste und stellte sie zwei Teller auf den Tisch.

"Model ?" fragte Paul zwischen zwei genüsslichen Bissen.

"Die ganzen Bilder." Ich zeigte mit der Gabel auf ein anderes, was ihn ohne Shirt im Wald mit einem Fußball in der Hand zeigte.

"Ach so, sehen gut aus was ?" Er warf mir einen ekelhaften Blick zu, der mich schwer schlucken ließ.
War er so ein guter Schauspieler ?

Ich wechselte kurzerhand das Thema, als ich mein Handy klingeln hörte. Ich entschuldigte mich und lief schnell zurück ins Gästezimmer.

*******

Paul räumte gerade seinen Teller in die Spülmaschine, als ich wieder kam.
"Wer war das ?"

"Ashton. Er holt mich in zehn Minuten ab."

Paul sah zu mir auf und ich erkannte ein wenig Enttäuschung in seinem Gesicht. Doch auch das ignorierte ich geschickt und aß schnell auf.

Gefühlte drei Stunden später klingelte es an der Tür und ich schnappte mir meine Tasche um zu gehen. Gerade als ich die Tür öffnete, hielt Paul mich fest.

"Pass auf dich auf." Er lehnte sich zu mir runter und hinterließ einen sanften Kuss auf meinen Lippen.

Geschockt nickte ich und stürmte hinaus. Ashton zog mich in eine feste Umarmung.

"Was ist los ?" Er hielt mich an den Schultern ein Stück von ihm weg, sodass ich ihm direkt gegenüber stand. "Er ist ein Idiot, ich will nicht drüber reden."

Er verstand, gab mir einen Kuss auf die Stirn, öffnete mir die Beifahrertür und fuhr zu sich nach Hause.

Life is a B!tch L.H. AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt