9 ~ Take Me Away

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Reupload bc Watty sucks

"Da drüben. Das kleine, braune Haus."

Paul verlangsamte das Tempo seines Wagens, bog nach rechts ab und kam vor unserem Garagentor zum stehen. Ich holte tief Luft und seufzte. Noch war meine Mutter nicht zu Hause, doch das würde ganz sicher wieder Diskussionen geben. Sie war nicht im Krankenhaus gewesen, was nur noch deutlicher zeigte, wie sauer sie war.

Ich hatte ihr versprochen, dass ich mich nie wieder selbst verletzen würde und eigentlich hatte es ja auch immer ganz gut ausgesehen. Doch wie ich nunmal war, war Versprechen einhalten nicht gerade eines meiner Talente. Falls ich überhaupt eines besaß.

"Komm mit." Ich griff nach seiner Hand, drückte sie kurz und ließ sie los, damit wir beide aus dem Auto aussteigen konnten. Beim Drehen des Schlüssels im Schloss hielt ich kurzzeitig inne. Es war nicht abgeschlossen. Eigentlich hieß das, dass jemand da sein müsste, allerdings hatte ich nicht den geringsten Schimmer wer, da weit und breit kein bekanntes Auto zu sehen war. Trotz alledem drückte ich die schwere Holztür auf und trat ein. Mit Paul dicht hinter mir betrat ich unser Wohnzimmer nur um mir mein Leben noch mehr zu versauen.

Ich dachte ich sei auf alles vorbereitet gewesen, doch wie so oft hatte ich mich getäuscht. Ich hätte mit einer vollkommen besoffenen Mutter am hellichten Tag umgehen können. Sie hätte ausrasten, Emotionsausbrüche bekommen und mich schlagen können. Alles wäre angenehmer als dieses Gesicht wieder zu sehen. Dieses Gesicht, was mir leider Gottes viel zu ähnlich sah. Seine schwarzen, mittellangen Haare waren voller Gel, so wie immer und seine dunkle Haut sah geplegter aus, als Michaels Hände und der Typ stand alle 10 Minuten im Bad um sich diese zu waschen.

Der Schnurrbart, den er trug, brachte mich allerdings zum Grinsen. Er hatte ihn wohl früher immer so getragen, dass hatte ich auf Moms alten Bildern gesehen und schon damals sah es lächerlich aus. Für mich war dieser Mann allerdings schon länger eine Lachnummer. Er hatte zwar einen deutlichen Beitrag zur Zerstörung meines Lebens beigetragen, was aber dennoch nichts daran ändert, dass er zu den erbärmlichsten Leuten zählte, die ich je in meinem Leben getroffen habe. Das schlimmste an der ganzen Sache war jedoch, dass ich nicht mal irgendetwas dafür konnte. Man kann sich schlecht aussuchen, wer seine Mutter schwängert, daraufhin verschwindet, sich nie kümmert und sich danach jahrelang "Vater" schimpft.

Seine abwesende Miene verwandelte sich in ein Lächeln, als er mich erblickte. Nicht eines der überschwänglichen Sorte. Eher ein trauriges und besorgtes Lächeln, doch sein Vatergetue konnte er sich sonstwohin stecken. Vielleicht war ich etwas nachtragend, aber er war selbst Schuld. Er stand auf und kam auf mich zu, woraufhin ich einen Schritt zurück wich und ihn nur herablassend ansah. Wag es nicht mir noch näher zu kommen, dachte ich mir und wollte es gerade ausprechen, als Paul meine Hand nahm und mich ermutigend ansah.

"Was willst du ?" fragte ich ihn also, um ihn mir bloß vom Leib zu halten.

"Meine Tochter, die im Krankenhaus auf der Intensivstation lag, besuchen und "

"Spar dir den Scheiß. Du bist nicht mein Vater, das hast du selbst gesagt." Ich machte auf dem Absatz kehrt und zog Paul hinter mir her in mein Zimmer.

"Glaubst du er bleibt länger ?" fragte dieser, als ich die Tür hinter uns schloß und ich nickte. Er wohnte zu weit weg, um direkt wieder zurück zu fahren.

Er verstand sofort und drückte mich an den Schultern auf mein Bett. Kaum saß ich, öffnete er meinen Schrank und zog eine große Sporttasche hinaus.

"Was tust du ?" Ich sah ihn völlig verwirrt an, allerdings bekam ich keine Antwort.

Stattdessen zog er ein paar Klamotten heraus und stopfte sie in die Tasche. Langsam verstand ich.

"Du kommst mit zu mir. Wenn ich eines habe... Wo ist das Bad ?" Ich zeigte in die Richtung in der mal eine Tür gewesen war, bevor Ash sie rausgerissen hatte.

"Türen sind echt ein Thema bei dir." sagte er mit einem etwas ironischen Lachen und trotz dieser absurden Situation müsste ich irgendwie lächeln.

"Also was ich sagen wollte, war dass ich eine ziemlich gute Menschenkenntnis habe und so wie du reagiert hast, ist es ganz besonders in deinem jetzigen Zustand keine gute Idee, wenn du hier bleibst."

Er schmiss zuletzt meinen Föhn in die Tasche und ging wieder zurück in mein Zimmer.

"Noch irgendwas ?" Ich lief auf mein Bett zu und nahm den Plüschpikachu, der inmitten von Kissen saß. Was Pokémon anging, war ich nun mal ein absoluter Nerd und ohne Pikachu ging ich nirgendwo hin, so kindisch das auch sein mochte.

Paul schloss die Tasche, schwang sie sich über die Schulter und ging zur Tür. Wir liefen die Treppe hinunter, wo er meine Hand ergriff und mich ohne ein weiteres Wort zur Tür hinaus zog.

Er öffnete mir gentlemanlike die Beifahrertür seines Wagens, verfrachtete meine Tasche auf die Rückbank und fuhr los.

Eine gefühlte Ewigkeit saßen wir einfach nur da und redeten nicht. Die Ruhe war angenehm, allerdings brachte sie mich zum nachdenken und das war eigentlich nie gut. Ich sollte meine Gedanken nicht wandern lassen, hatte meine Psychologin damals immer gesagt. Das das leichter gesagt, als getan war, erwähnte sie allerdings nicht

Warum war mein Vater wirklich da ? Ich hatte seit fast einem Jahr nichts mehr von ihm gehört, wirklich gar nichts und es war wirklich angenehm gewesen. Doch jetzt war er wieder da. Wollte er mein Leben erneut zerstören ? Ich hatte doch gerade erst angefangen die ganzen zerbrochenen Teile wieder an seinen Platz zu bringen und ohne Kleber zu fixieren. Ich war noch nicht so weit. Ein kleiner Windstoß würde ausreichen, um das Chaos wieder herzustellen.

"Wir fahren jetzt erstmal zu mir" unterbrach Paul meine Gedanken "und heute Abend kannst du ja dann Ashton anrufen, ob er dich abholt. Natürlich kannst du auch bei mir bleiben, wenn du willst. Hauptsache du gehst nicht nach Hause zurück." Er lächelte warm, aber auch Besorgnis war in seinem Blick zu erkennen.

"Danke." murmelte ich nur, nicht fähig irgendetwas anderes zu sagen.

Ich wollte weg, einfach nur weg, egal wohin und Paul hatte das erkannt, vor irgendjemand anderem, vor mir selbst.

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Ja ihr seht richtig,
ich habe geupdatet !
Das wird zwar nicht oft passieren, aber diese Story ist noch nicht zu Ende...

Was haltet ihr davon, wenn ich mal so 3 Fragen pro Kapitel am Ende einfüge ? Ich will euch ja alle kennenlernen *insert pedoemoji here*

An der Seite mein ein und alles aka MEIN PIKACHU ❤

Life is a B!tch L.H. AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt