Kedos #1

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In den nächsten Tagen lief ich hin und wieder an ihrem Haus vorbei. Manchmal aus voller Absicht, doch hin und wieder erwischte ich mich dabei, wie ich diesen Weg einschlug, obwohl ich in eine ganz andere Richtung wollte. Ich machte mir Sorgen um sie, obwohl ich sie kaum kannte. Sie wirkte allerdings so niedergeschlagen, dass ich Angst hatte, sie würde sich etwas antun. Wenn ihr etwas zustieße, würde ich mir Vorwürfe machen, weil ich wusste, wie schlecht es ihr ging.
Wegen ihr bin ich jetzt schon länger in Köln, als ich ursprünglich beabsichtigt hatte. Meine Zeit vertrieb ich damit durch diverse Parks zu laufen und mir Sorgen um sie zu machen. Ley war ihr Name, soweit ich wusste. Ich hatte ihn aufgeschnappt, als ihr Freund sie so genannt hatte. Wohl eher Ex- Freund.
Erwartungsvoll sah ich zum Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Dort war sie an dem Abend reingegangen und bisher nicht wieder rausgekommen. Ich war froh, als ich sie an diesem Abend zum Lachen bringen konnte, was auch der Grund war, warum ich sie von der Seite beobachtet hatte. Sie wirkte glücklich, doch ich bezweifelte, dass es lange angehalten hatte.
Seufzend ließ ich mich auf eine Bank fallen und betrachtete die einzelnen Fenster, die alle zu unterschiedlichen Wohnungen gehörten. Irgendwo, hinter einem dieser Fenster saß sie. Ob ich klingeln sollte? Ich kannte ihren Nachnamen zwar nicht, aber einer von den ganzen Leuten könnte mir sicher helfen.
Was, wenn sie nie wieder heraus kommt. Vielleicht hat sie sich bereits etwas angetan. Die Pulsadern aufgeschnitten oder ähnliches. Verdammt, nein! So etwas durfte nicht passieren! Panisch sprang ich auf. Ich musste sie unbedingt finden!
Gerade wollte ich über die Straße gehen, als ich sah wie sich die Tür des Hauses öffnete und sie herauskam. Ruckartig blieb ich stehen. Sie lebte! Ein Glück. Innerlich wischte ich mir gerade den Schweiß von der Stirn. Sie trug ein weißes luftiges Top und eine enge Jeans. Kein Anblick mit dem ich gerechnet hätte. Wahrscheinlich bin ich eher davon ausgegangen, dass sie schwarze Klamotten trug oder total ungekämmte Haare und riesige Augenringe hatte.

Ich sah, wie sie, von mir aus gesehen, nach links abbog. Sie hatte ein Fahrrad dabei und schob es neben sich her. Wohin sie wohl wollte? Ich beschloss ihr auf der anderen Straßenseite zu folgen. Sie stieg auf das Fahrrad, weshalb ich mein Schritte beschleunigen musste bis ich schließlich joggte. Dank der Menschen, die ihr entgegen kamen, konnte sie nicht so schnell fahren, was mir zum Vorteil wurde.

Ich wusste nicht wie lange wir unterwegs waren, als wir an einer Brücke ankamen. Sie stieg ab und schob das Fahrrad weiter. Ihr Weg wäre theoretisch breit genug gewesen, um weiter mit dem Fahrrad zu fahren, aber scheinbar hatte sie das gar nicht vor. Da der Weg auf meiner Strecke endete, wechselte ich schnell die Straßenseite und lief in einem gewissen Abstand hinter ihr her. Auf keinen Fall wollte ich sie aus den Augen verlieren. Sie lehnte ihr Fahrrad an das Geländer, wo sich einige Leute versammelt hatten, da man hier einen super Ausblick auf das Wasser hatte und lief zur anderen Seite des Weges. Dort hingen viele kleine Schlösser mit Initialen und Herzchen an einem Gitter. Vorallem frisch Verliebte kamen oft hierher. Wahrscheinlich hatten sie und ihr Freund auch eines befestigt.
Sie ergriff ein kleines, ziemlich unscheinbares Schloss. Ich konnte nicht erkennen, was darauf stand, aber ich war mir sicher, dass es ihr und ihrem Freund gehörte.
Aus ihrer Tasche holte sie ein weiteres Schloss und hängte es daneben. Kurz betrachtete sie es noch, ehe sie sich umdrehte und sich an das Geländer der anderen Seite lehnte, um nach unten ins blaue Wasser zu starren.
Während sie abgelenkt war, lief ich zu den Schlössern, die sie eben betrachtet hatte. Tatsächlich stand auf einem: "Max Dörnig + Marie- Ley Rader, Forever Love".
Auf dem anderen stand: "Nicht mal der Tod wird uns trennen"
Stirnrunzelnd betrachtete ich das Schloss. In mir kam kein gutes Gefühl hoch, wenn ich es so in den Händen hielt. Der Spruch behagte mir irgendwie nicht.
"Hey!", hörte ich jemanden rufen. Blitzschnell drehte ich mich um. Der Ruf kam von einem der Leute, die sich in regelmäßigen Abständen verteilt hatten. Mein Blicke huschte automatisch zu Ley und der Anblick, der sich mir bot, ließ mein Blut in den Adern gefrieren.
"Nein!", schrie ich und stürzte zu ihr, doch ich war zu langsam. In dem Moment, als meine Finger ihr Oberteil streiften, fiel sie in die Tiefe.

Gamescom Massaker [Pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt