Kedos #2

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Einige Leute trieben mit einem Schlauchboot auf dem Wasser und waren sofort zur Stelle. Sie wurde bewusstlos aus dem Wasser gezogen. Ich half, als es darum ging, sie an Land zu heben. Sogar den Krankenwagen hatte bereits jemand gerufen, während ich mich über sie beugte.
Mein Kopf war erstaunlich klar, fast schon zu leer gefegt, um Panik zu schieben oder mir die Schuld an dem Schlamassel zu geben. Ja, ich würde mir jetzt sonst die Schuld in die Schuhe schieben, aber das konnte warten.
Ich fühlte ihren Puls und lauschte ihrem Herzschlag. Sie war schwach, aber lebte.

Erst als man sie auf die Liege verfrachtete, schien alles über mir einzustürzen.

Scheiße, warum musste sowas jetzt passieren? Warum, warum, warum...?

Kraftlos stolperte ich zu einer angrenzenden Mauer. Ich fühlte mich plötzlich so schwach und wusste nicht mehr, was ich tun sollte. Erschöpft ging ich in die Hocke, lehnte mich mit dem Rücken an und starrte in den grauen Himmel, als würde dort die Antwort stehen.

Deinetwegen wollte sie sich umbringen. Das konnte doch nicht wirklich das sein, was du wolltest. Ihr habt euch doch geliebt, oder? Dann sollte ihr Tod das Letzte sein, was du bezweckst. Kannst du ihr nicht irgendwie zeigen, dass sie auch ohne dich klarkommt, so hart das jetzt auch klingen mag. Ich möchte nicht, dass sie deinetwegen Selbstmord begeht! Sie hat es nicht verdient so tief zu sinken und das weißt du, stellte ich gedanklich fest, während ich mein Gesicht in meinen Händen vergrub.

Verdammt. Jetzt fing ich auch schon an mit Toten zu reden.

"Sie sehen verzweifelt aus", stellte eine ältere Stimme fest und ich brauchte ein wenig Zeit, um zu registrieren, dass man mich damit meinte. Als ich meinen Kopf nach rechts drehte, bemerkte ich die alte Frau, die mit ruhigem Blick auf mich herabschaute. Ihre weißen, fusseligen Locken standen leicht vom Kopf ab und ließen sie sympatisch aussehen.

"Sie kennen das Mädchen von eben, oder? Das ist der Grund. Ich weiß nicht, was ihr vorgefallen ist, aber wenn es sie bereits so weit getrieben hat, dann geht es ihr zu schlecht, um das alleine durchzustehen."

"Wir kennen uns nur flüchtig", erwiderte ich.

"Und doch waren sie derjenige, der ihren Namen gerufen hatte und sie festhalten wollte. Ich bin mir sicher, dass diese junge Dame ihnen mehr bedeutet, als das sie nur eine flüchtige Bekannte ist."

Die Oma war gut.

"Ein guter Mensch ist ein Stern für jene, die das Licht nicht finden. Denken sie mal darüber nach", meinte sie noch lächelnd, ehe sie sich umdrehte und mich sitzen ließ.

Okay?

Mein Kopf sank zurück gegen die Wand, bis ich plötzlich verstand, was die Omi mir mit dem letzten Satz sagen wollte. Wie von der Tarantel gebissen, sprang ich auf, um danach fast wider auf allen Vieren zu landen, hätte ich mich nicht rechtzeitig an der Mauer festgehalten. Gleich nachdem ich wieder sicher stand, rannte ich los.

Wenn ihr Freund ihr nicht half, dann musste ich das erledigen.

Gamescom Massaker [Pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt