Treibsand

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Nachdem ich mich von Kedos verabschiedet hatte, lief ich die Treppen hoch zu meiner Wohnung. Sie war klein, aber ausreichend. Die Garderobe war ein heller Raum mit beigen Wänden, die unter anderem von Erinnerungsfotos geziert wurden. Viele zeigten Max und mich, was mich wieder in eine traurige Stimmung versetzte. Ein Fenster, an der Wand links von mir, ließ mich direkt in den Innenhof des Wohnhauses schauen. Normalerweise spielten dort Kinder, doch mittlerweile ist es schon viel zu spät dafür und sie lagen vermutlich alle schon in ihren Betten. Ich hängte meine Jacke an den Kleiderhaken, der daneben stand und ging am Fenster vorbei Richtung Badezimmer. Ich wagte nicht in den Spiegel zu sehen, sondern wusch mein Gesicht mit kaltem Wasser, trocknete es ab und verschwand sofort aus dem Raum. Ich lief links in mein Wohnzimmer und gleich wieder links in meine Küche, um mir ein Glas Wasser zu holen und mich dann auf meine Wohnzimmercouch fallen zu lassen. Während ich auf den schwarzen Bildschirm des Fernsehers starrte, fiel mir ein, dass ich unmöglich in meinem Bett schlafen konnte. Max wollte bei mir übernachten, weshalb seine Sachen im ganzen Schlafzimmer verteilt waren. Das würde ich nicht überleben. Ich merkte, wie sich einzelne Tränen aus meinen Augenwinkeln stahlen. Ich vermisste ihn. Ohne ihn war es so still, so kalt, so leer. Es fühlte sich an, wie ein Loch, was in meinem Herzen entstanden war. Ein schwarzes Loch, das voller Sehnsucht nach etwas ruft, was es nicht bekommen kann und, was deshalb nicht gestillt werden kann. Erst nur schiefend und schließlich hemmungslos weinend saß ich auf der Couch. Es fühlte sich normalerweise so befreiend an, wenn man weinte, doch jetzt schien es mir nicht helfen zu können, weshalb ich das Gefühl hatte immer tiefer in eine Grube aus Treibsand zu rutschen.  Verzweifelt vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen, rollte mich immer mehr zu einer Kugel zusammen und hätte fast mein Wasser verschüttet. Vorsichtshalber stellte ich es auf dem Tisch ab, ehe ich meine Arme um meinen Oberkörper schlang und mich in den Schlaf weinte.

Gamescom Massaker [Pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt