Kapitel 1: Gedanken

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Schweiß gebadet wachte ich zum zweiten mal in dieser Nacht auf. Die Luft aus meiner Lunge schien immer weniger zu werden. Ich versuchte mein Atem unter Kontrolle zubekommen. Ich schloss meine Augen und legte meine rechte Hand auf mein Herz. Nur so konnte ich mich beruhigen, nur wenn ich meinen eigenen Herzschlag spürte. Langsam verschwand die Panik.

Ich stand auf und ging ins Bad. Dort wusch ich mir mein Gesicht und zog noch mein Bademantel an. Ich schlüpfte in meine Pantoffels und nahm meine Schlüssel mit. Dann machte ich mich auf den Weg zu der Cafeteria. 

Unsere Cafeteria ist recht groß und hat immer 24 Stunden auf. Warum die 24 Stunden auf hat kann keiner verstehen. Ich schlich mich in die Küche und ging sofort zu dem riesen Kühlschrank, der in der rechten Ecke stand. Ich machte ihn auf und mein Blick wanderte zu der Milch, die ich dann nahm. 

Ich bereitete meine MilchHonigVanillezucker Tasse vor und schob sie dann in die Mikrowelle. 

Zwei Minuten müsste ich warten. 

Schweigend beobachtete ich wie sich die Tasse in der Mikrowelle drehte. Ich hörte Schritte, doch ich wollte nicht sehen wer es sein könnte. Die Aufpasser hier im Jugendheim wissen alle, dass ich Schlafstörungen habe. 

,, Hey...", kam es von der Person. Ich erkannte die weiche Männerstimme sofort. Es war Sawyer mein bester Freund. 

Mein Blick war immer noch auf der Mikrowelle gerichtet, bis diese dann endlich ein Ping Ton von sich gab und ich meine Tasse nehmen konnte. 

Ich sah mein besten Freund an, der mich mit einem breiten Lächeln angrinste. Wir liefen gemeinsam zu einem Tisch und setzten uns dann gegenüber hin. 

,, Bist du aufgeregt Elena? ", fragte er während er seine braun blonden Haare richtete. 

Ja. 

Ich wusste ganz genau, was er meinte. Er meinte nämlich das Treffen mit mir und James. Mein Onkel hatte mich mit drei Jahren großgezogen, weil meine Eltern verunglückt sind. Doch seit dem er vor vier Jahren mit einer neuen Frau verheiratet war, wurde mein Leben zum reinstem Horror. Seine Frau hatte mich gehasst. Jede einzelne Körperzelle von mir hatte sie gehasst. Und das ließ sie mich deutlich spüren. Ich hatte ihr nichts getan, aber dennoch hatte sie mich jeden tag fertig gemacht. 

Ich trank etwas von meiner Tasse und guckte dann in die blauen Augen meines Gegenübers. 

,, Ja..." , sagte ich leicht zittrig. 

,, Soll ich mitkommen?", fragte er mit besorgter Miene. 

Ich schüttelte heftig mein Kopf, was eindeutig ein Fehler war, da ich nun Kopfschmerzen bekam.

,, Nein... Sawyer lieber nicht. Ich will das allein überstehen. ", gab ich ihm die Antwort. 

Daraufhin bekam ich von ihm nur ein leichtes Lächeln. Er stand auf und macht sich auf dem Weg zum Ausgang.  

,, Wenn was ist, dann kannst du mich jeder Zeit anrufen Elena. Ich wünsch dir viel Glück", rief er noch und verschwand hinter der Tür.


Ich trank meine Tasse aus und ging dann wieder in die Küche. Als ich meine Tasse in den Geschirrspüler reinlegte, wandte mein Blick hin zu der Uhr. Es war gerade mal vier Uhr Morgens. Das hieß noch sieben Stunden. Und dann werde ich vor James stehen.

Ich habe also noch Zeit und könnte bestimmt noch paar Stunden schlafen gehen.  In meinem Zimmer angekommen, schmiss ich mich sofort aufs Bett. Ich nahm mein Laptop und machte ihn an. Ich rief dann meine Tumblr Seite auf und schaute sofort nach ob der 'hoplessboy' was gepostet hat. Tatsächlich war ein neuer Eintrag zu sehen. 

,, Und wieder frage ich mich, ob es jemanden da draußen gibt, der auch in seine Vergangenheit zu ertrinken scheint. - gepostet vor 10 min", lass ich vor.  

Ich verfolgte seinen Blog jetzt schon mehr als einem Jahr. Er schrieb immer kurze Einträge, die meine Gedanken und Gefühle jedesmal aufs neue wiederspiegelten. Zugern würde ich ihn mal sehen. Aber nicht mal ein Bild von ihm existiert. Ich hatte mich auch nie getraut ihn irgendwie anzuschreiben. 

Ich schaute noch andere Einträge an und klappte mein Laptop nach zwanzig Minuten zu. Ich betrachtete meine Decke und schloss nach kurzer Zeit meine Augen.

Und wieder kamen tausende von Fragen, bei denen ich keine Antwort wusste. Und alle gingen um James.


Overlook// PausiertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt