Kapitel 5: Wut

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David stand nur wenige Meter vor mir und sah mich extrem wütend an. Er schien beinah vor Wut zu platzen.

Scheiße! Ich hab wohl die Zeit vergessen, als ich mir das Album angeschaut habe. Panik floss in mir durch.

,, Eh...ehm also i-ich... ich hab ", räusperte ich und legte so unauffällig wie es nur ging das Album wieder auf seinem Platz.

Er kam auf mich zu und blieb direkt einen halben Meter vor mir stehen. Ich konnte nicht in seinen braunen Augen sehen, die mich sehr wahrscheinlich aus Zorn durchbohren würden. Daher blickte ich direkt auf dem Boden und wünschte mir innerlich, dass diese Situation so schnell wie möglich geregelt wird.

,, Was fällt dir ein in meinem Zimmer meine Sachen anzufassen?! Ich will jetzt, dass du sofort hier verschwindest!"
Seine Stimme klang extrem kalt. So als ob er nicht mit einem Menschen reden würde, sondern eher mit einem Tier oder einem Ungeheuer.

Wieso war er überhaupt so wütend? Okay ich weiß, es war nicht richtig einfach das Album aufzumachen und in seinem Zimmer zu gehen, aber er muss doch nicht direkt so überreagieren?

Langsam hebte ich meinen Kopf nach oben, sodass wir uns genau in die Augen sehen konnten. Wow. Noch nie im Leben hatte ich solche braune Augen gesehen, die einem extrem fesselten.

,, Es.. es tut mir leid", sagte ich kaum hörbar.

,, Du sollst verschwinden", kam es von ihm emotionslos. Nervosität breitete sich in mir aus.

Wie kann ein Mensch nur so kalt sein? In seinem Blick konnte man gar nichts erkennen. Sogar die Wut, die er grad empfand ist aus seinem Gesicht verschwunden.

Ich nickte nur leicht und ging so schnell es ging aus seinem Zimmer.

Ohne richtig nachzudenken rannte ich die Treppen runter. Doch als ich grade abbiegen wollte, rempelte ich jemanden heftig an.

Ich wäre beinah abgerutscht, doch der blonde Junge hielt mich gerade noch fest.

,, Du musst Elena sein. James hat mir schon von dir erzählt. Ich bin Finley", sagte er mit einem breiten Lächeln im Gesicht.

Ich nickte nur. Meine Gedanken waren immer noch bei David.

Finleys Haare hatten erstaunliche Wellen und mir stieg wieder der Geruch von Vanille in die Nase. 

,, Oh hi, ja ich bin Elena. Nett dich kennen zulernen", kam es von mir und ich erwiderte sein Lächeln.

,, Willst du nicht mit uns essen? James hat schon gekocht", fragte er.

,, Ehm nein ich muss los, aber könntest du mir kurz das Zimmer von James zeigen?", antwortete ich und gab ihn ein bittenden Blick zu.

Er lächelte leicht und nickte nur.

Wir gingen dann wieder hoch zu den Zimmern. Bei der dritten Tür blieb er stehen.

,, Es ist echt schade, dass du nicht länger bleibst. Es wäre super, wenn du noch zum Essen geblieben wärst, dann hätten wir uns bestimmt bestens Verstanden", sagte er und öffnete die Tür. 

Ich versicherte Finley, dass ich aufjedenfall noch zu einem Essen kommen werde und suchte den Schrank von James.

Mit der Farbe unter meinem Arm verließen wir das Zimmer und gingen runter zu der Küche, wo sich auch James befand, der die Teller auf dem Esstisch platzierte.

,, James ich muss leider los. Meine Nummer hast du ja schon. Wir sehen uns dann irgendwann", sagte ich und ging zu James, um ihn zu umarmen.

Er ließ zu, dass ich ihn umarmte und drückte mich sogar fester, sodass ich beinah keine Luft mehr bekam.

,, Ich werde dich in paar Tagen anrufen, bis dahin pass gut auf dich auf und wenn was ist dann kannst du mich jederzeit anrufen", sagte er und ließ mich los.

Und wieder kam mir der Gedanke. 16 Jahre. 16 verdammte Jahre hatte ich einen Bruder und erst heute erfahre ich das.

,, Ja... wir sehen uns dann", entgegnete ich und umarmte ihn noch einmal.


Im Jugenheim angekommen wollte ich so schnell es ging Sawyer die Farbe geben und mich ein bisschen ausruhen. Also ging ich runter in den Keller und suchte meinen besten Freund. Ich fand ihn dann hinter eins seiner riesen Bilder.

Sawyer sah gekränkt aus. Sein freundliches Lachen war verschwunden und ich wusste ganz genau was das hieß. Er bemerkte nicht mal, dass ich auf ihn zuging und mich neben ihn auf dem Boden setzte.

Ich nahm seine Hand und drückte sie fest.

,, Weißt du noch, als du mich mal gefragt hattest wieso ich überhaupt so viel Zeit mit malen und zeichnen verbringe?", sprach er mit zittriger Stimme.

,, Ja ich weiß... es gab auch Tage, wo du nur deine Bilder gemalt hattest und nichts anderes getan hast", entgegnete ich und senkte langsam mein Kopf auf seine Schulter.

Leise fing er an zu lachen, doch den Schmerz dahinter bemerkte ich.

,, Jedesmal, wenn ich anfange ein neues Bild zu entwerfen, vergesse ich meine Vergangenheit und tauche in eine neue Welt ein."

Ich drückte seine Hand fester.

,, Du bist ein großartiger Mensch Sawyer. Ich bin echt dankbar, dass ich dich habe."

,, Ich bin auch froh dich zu haben", entgegnete er sanft.


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