Kapitel 8: Nachhilfe

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Er war verwirrt. Das konnte man direkt aus seinem fragenden Blick herauserkennen.

,, Du weißt nicht wovon du sprichst", sagte er leicht irritiert.

Ich hatte die Nase voll. Nicht nur, weil wir Chemie hatten, nein. David war es, der mich wütend machte.

Er denkt, dass ich von nichts weiß, aber mich kennen tut er nicht.

Wo steckt bitteschön seine Logik?

Genervt rollte ich meine Augen und starrte wieder zu meinem Lehrer. Ich hatte keine Lust mich mit David und meiner Vergangenheit auseinander zu setzten.

„ Hab ich mir wohl gedacht", sagte er zuletzt und drehte sich zu seinem Platz um.

Dieser Idiot. Kalt. Herzlos. Und ein Sturkopf.

Was haben nur die Menschen aus ihm gemacht?

Ich erinnerte mich an die Bilder aus seinem Album. Er war als Kind glücklich. Ich fragte mich, wie es dazu kommen konnte, dass damals ein so Zuckersüßer Junge zu einem emotionslosem Kerl herangewachsen ist.

Nach der Chemie Stunde, gingen alle raus und nur ich und mein Chemie Lehrer waren noch drinnen. Als ich mein Rucksack schnappen wollte, bemerkte ich einen Zettel, der auf Davids Tisch lag. Meine Neugier war wieder zu groß, weshalb ich den Zettel einfach mitnahm und ihn einpackte.

Mit gemischten Gefühlen stand ich dann vor meinem Lehrer. Ich wusste nicht, was auf mich zukommen könnte.

Er schien aber nicht grad erfreut zu sein.

Er richtete seine kleine Brille, die eindeutig zu klein für sein riesigen glatzköpfigen Kopf war und sah mich dann mit einem strengen Blick an.

„ Elena... deine Chemie Note wird immer schlechter. Du musst dringend was ändern, sonst droht dir demnächst eine fünf auf dem Zeugnis!"

Ich versuchte die Situation ernst zunehmen, aber sein Doppelkinn bewegte sich zu perfekt hin und her während er sprach.

 Ich konnte mein Grinsen nicht verkneifen.

„ Sie finden das lustig?", fragte er entgeistert.

„ Nein, ich.. ich werde mich ab heute anstrengen", antwortete ich einwenig überzeugend.

Er jedoch schnaufte nur laut und schien meine Antwort durschaut zu haben.

„ Sie werden Nachhilfe bekommen", sagte er mit strengen Ton.

Diesmal blieb mein Lachen weg.

Ich nickte nur.

Mir war schon längst bewusst, dass mich mein Chemie Lehrer irgendwann dazu zwingen würde Nachhilfe zu bekommen. Und heute ist anscheinend dieser Tag gekommen.

Nach dem Gespräch, ging ich mit Kandy in die Cafeteria unserer Schule. Wir saßen da eine Weile und redeten über dies und das.

Sie war in Chemie gut, aber wenn es darum ging jemanden etwas zu erklären, dann versagte sie in jeder Sicht.

,, Und du bekommst ab nächste Woche Nachhilfe?", fragte sie und löffelte währenddessen in ihrem Yoguhrt rum.

,, Jup", sagte ich direkt.

,, Weißt du schon wer es sein wird ?", fragte sie erneut.

,, Einer aus unserem Chemie Kurs. Ich bin mir sicher, dass es John sein wird, der Asiate oder Alex. Beide sind mega gut in Chemie und haben absulte super Hirne."

Sie nickte zustimmend und löffelte weiter in ihrem Yoguhrt.

Ich hatte absolut keine Lust auf Nachhilfe. Aber es musste sein.

Mein Blick wanderte durch die Cafeteria und blieb bei dem dritten Tisch vor uns stehen. Es war wieder David, der mich beobachtete.

In dem Moment fiel mir direkt sein Zettel ein.

Ich nahm mein Rucksack und suchte nach seinem Zettel.

„ Was ist das?", fragte Kandy, als ich den Zettel in der Hand hielt.

„ Ein Zettel von einem leblosen Menschen", antwortete ich amüsiert und wedelte den Zettel vor ihrer Nase rum.

Einerseits war ich gespannt drauf, doch ein Gefühl sagte mir, dass es bestimmt eine Beleidigung von ihm sein würde.

Bis jetzt kannte ich auch nichts anderes von David.

Ich machte ihn auf und lass meiner Freundin vor, was drauf stand:

„ Zerstörte Menschen fühlen alles intensiver."

„ Was? Wer meint das?", kam es direkt von Kandy.

Zerstörte Menschen fühlen alles intensiver... er hat recht. Aus irgendeinem Grund schockierte es mich, dass David mit seiner Aussage genau ins Schwarze lag.

„ David", entgegnete ich.

 „ Dein Ernst? David?", fragte sie überrascht.

„ Ja, mein voller Ernst."


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