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E L E A N O R || Bemüht nicht einfach loszuheulen, laufe ich auf und ab, warte darauf, dass Louis endlich kommt und mich hier abholt.

Es ist so klar gewesen, dass Virginia alles drehen muss und es am Ende so steht, als wäre sie die Prinzessin, die keiner Fliege was zuleide tun könnte.

Ein Auto hält nicht weit von mir an und der Fahrer steigt aus. Sofort erkenne ich die durcheinander liegenden Haare von Louis.

»Eleanor?«, vernehme ich seine Stimme und laufe einfach auf ihn zu, um dann meine Arme um ihn zu legen.

Er scheint überrascht über meine Handlung zu sein, doch scheint sich nicht an der Umarmung zu stören. Im Gegenteil; er legt seine Arme um mich.

»Was ist passiert?«, fragt er mich und ich löse mich leicht, um ihn ansehen zu können.

»Dank Virginia ist die komplette Familie gegen mich! Sie meinen alle, ich wäre nicht mehr die Eleanor von damals, ich hätte mich total zum Negativen verändert und insbesondere finden sie, das es unter aller Sau ist, dass ich Virginia den Schwarm ausgespannt habe - sprich du - und ich sowieso alles versuche, um Virginias Leben zu erschweren. Dabei versucht sie mir ständig eine reinzuwürgen!«

»Pscht«, meint Louis und streicht mir über den Rücken. »Das Familientreffen ist also ausgeartet, sodass alle wegen einer Lügengeschichte wütend auf dich sind?«

Ich nicke langsam: »Am meisten kränkt es mich, dass mir mein Vater kein Glauben schenkt.« 

»Wie wäre es, wenn ich dich mit zu mir nehme? Dann bleibst du auch über die Nacht und morgen können wir gemeinsam zu dir nach Hause, wenn dein Vater da ist, dann kann ich ihm erklären, dass Virginia mich sowieso abserviert hat und nur Zeit mit mir verbrachte, wenn ich ihr Klamotten gekauft hatte. Es wird schon alles wieder gut, auch wenn ich nicht verstehe weshalb dir dein Vater nicht glaubt«, meint er mit einem leichten, dennoch zuversichtlichen Lächeln auf den Lippen. »Lass uns erstmal nach Hause.«

»Okay«, sage ich leise und lasse mich von ihm zum Auto führen. Anschließend öffnet er mir die Tür, sodass ich einsteigen kann, und schließt sie wieder, sobald ich auf dem Beifahrersitz sitze. Er läuft lässig um das Auto herum und steigt dann selbst ein, um dann den Wagen geschickt auf die Straße zu lenken. 

»Was sollen wir Zuhause machen?«, fragt mich Louis, um die Stille zu durchbrechen, und schaut für den Bruchteil einer Sekunde zu mir, ehe er seinen Blick wieder auf die Straße richtet. »Es ist noch gerade mal halb acht.«

»Sehen wir dann, wenn wir bei dir sind, okay?«, antworte ich ihm und er nickt. Schließlich merke ich, dass mein Handy vibriert und nehme es zur Hand, um dann zu sehen, dass mir Virginia geschrieben hat. 

[19:29] slut: du weißt, dass ich immer gewinne und du es bereuen wirst. 

[19:29] slut: du kannst die wahrheit schlichtweg nicht ab, eleanor. 

[19:29] slut: du bist armselig 

[19:29] slut: du bist echt 'ne schande für die familie. es ist so schön der engel von allen zu sein, während du das eifersüchtige monster bist

[19:29] slut: mitleiderregend, aber von mir bekommst du keins

[19:32] eleanor: das kommt ausgerechnet von der schlampe, die meint, dass sie sich ein iphone 6 erschlafen will. das ist armselig, dumm und einfach nur traurig. vielleicht hast du die familie auf deiner seite, aber ich habe louis und das reicht mir. bevor du denkst, dass ich mir nur etwas vormache, dann muss ich dich enttäuschen. ich mache mir rein gar nichts vor. solange louis mir glauben schenkt, ist bei mir alles in bester ordnung. er weiß, dass ich die bessere von dir und mir bin. du kannst zwar viele typen haben, aber louis wirst du nicht mehr haben können

[19:38] slut: was soll ich denn mit so einem dämlichen vogel?^^ weil du ja jetzt so gut mit ihm bist, will ich nichts mehr mit ihm zu tun haben. er hat dich nämlich berührt und mag dich, du hast ihn infiziert, ugh. deine bakterien auf so einen schönen jungen, armer louis. vermutlich verbringt er nur zeit mit dir, weil er dich bemitleidet xD 

»Louis?«, sage ich leise, nachdem ich mein Bildschirm gesperrt habe und sehe ihn an. Sein Blick wandert kurz zu mir. 

»Ja?«, antwortet er und lächelt leicht, konzentriert sich dann wieder auf die Straße. »Was ist los?«

»Virginia ist der Meinung, dass du nur Zeit mit mir verbringst, weil du mich bemitleidest. Sie versucht mir irgendetwas einzureden, was nicht stimmt. Kannst du ihr eventuell-«

»Nein, ich werde ihr nicht schreiben, Eleanor, da es sinnlos und unnötig ist. Wenn du darauf anspringst, dann hat sie das, was sie will. Verstehst du was ich meine?«, meint er nur und zieht dann fragend eine Augenbraue hoch. Ich nicke leicht. »Worüber habt ihr geschrieben?«

»Sie meint, ich wäre armselig und dass es schon mitleiderregend ist, aber ich meinte, dass sie zwar die Familie auf ihrer Seite hat, aber dass du mir Glauben schenkst und solange du mir glaubst, ist alles erstmal in Ordnung. Sie mag viele Typen haben können, aber dich wird sie nicht mehr haben können«, erzähle ich ihm und schäme mich danach etwas. »Was nicht heißt, dass man dich besitzen kannst, natürlich gehörst du dir selbst. Tut mir leid, wenn es bescheuert rüberkam.«

»Mir kommt es gerade so vor, als würde ich voll und ganz in einen Streit gezogen werden, mit dem ich eigentlich nichts zu tun habe«, schmunzelt er denn. »Aber ich weiß jetzt, wie Virginia tickt. Dank dir. Lass dir nichts einreden, Eleanor, sie ist einfach nur eifersüchtig und neidisch. Ich meine, sieh dich an, du bist klug, hübsch und hat einen Charakter, der Gold wert ist. Wer deine Freundschaft zu spüren bekommt, der hat bei dir wirklich gepunktet. Sie schmeißt sich sofort an jeden Manns Hals, wenn er nur ein bisschen mit Geldscheinen wedelt. Da liegt der Unterschied, Geld lässt dich kalt, während Virginia nur dafür zu leben scheint.«

»Danke«, flüstere ich leise und lasse mir seine Wörter durch den Kopf gehen. Nur langsam sickern sie zu meinem Gehirn durch. Aus seinem Mund hört sich das so logisch an, als wäre das hundertprozentig die Wahrheit.

Auf einmal fallen mir viele Kleinigkeiten auf, die mir zeigen, dass es die Wahrheit sein muss. Virginia hat im Gegensatz zu mir zwar eine Mutter, aber sie ist ständig arbeiten, um ihr ein Leben überhaupt bieten zu können. Mein Vater dagegen ist zum Teils sein eigener Chef und kann sich Zeit für mich nehmen, wann immer er möchte. Virginia hat keinen Vater, der ihr Liebe schenkt, aber ich schon. Im Gegensatz zu ihr darf ich Haustiere haben, aber ihre Mutter verbietet es ihr. 

Ich habe wahre Freunde, die mich so lieben, wie ich bin. Virginia nicht, sie muss sich verstellen, damit sie akzeptiert wird. Wegen ihren schlechten Noten bekommt sie schwer eine Ausbildung, ich dagegen fange bald an zu studieren und arbeite in einem Café, um mich selbst zu finanzieren, damit nicht alles an meinem Vater hängen bleibt. 

Ich habe so viele Sachen, die einem reichen, um glücklich zu sein, die Virginia nicht hat. Sie wünscht sich einfach nur ein sorgenfreies Leben. Meine Cousine ist im Glauben, dass bei mir alles rund läuft und mir niemand blöd kommt. 

»Du hast recht«, sage ich dann leise. »Ich habe Sachen, die sie nicht hat. Die Freiheiten, diese Liebe von zumindest einem Elternteil und Freunde, die mich so nehmen, wie ich bin.«

»Und deswegen genießt sie es, wenn alle mal gegen dich sind«, schlussfolgert Louis schließlich und fährt auf eine Auffahrt rauf. »Komm, wir sind da.«


Ich hoffe, ich habe dieses Kapitel nicht zu verwirrend oder so geschrieben, denn irgendwie kommt es mir so ... weird vor. :D Diesmal hat das Kapitel 1231 Wörter, seid stolz auf mich. (:  

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