Der Wind ließ meine Haare um meine stark hervortretenden Gesichtskonturen tanzen, wie so häufig stand ich oben am Rand der Klippe,vor mir ergab sich die ganze Pracht des Mittelmeers der vertraute Geruch des Wassers stieg mir in die Nase. Damals war ich gerne geschwommen. Damals war meine Lieblingsfarbe Grün,damals war ich einsdreiundfünfzig groß, damals hatte ich meine Zukunft geplant, damals war ich optimistisch, damals konnte ich normal schlafen, damals wäre ich niemals gesprungen, niemals. Damals war alles anders, damals war ich anders.
Ich hatte so oft schon daran gedacht zu springen, doch immer wieder kam mir der Moment unangebracht. Niemand wusste das ich damals dabei war meinen Galgen zu schnüren.
Die Brücke damals schien nahezu perfekt,tief genug um zu ertrinken, die Strömung stark genug um meine Leiche ins offene Meer zu spülen. Damals saß ich also am Geländer dieser Brücke, der schwarze Lack des Geländers klebte auf meinen Handflächen.Doch als ich springen wollte, durchfuhr mich eine wohlige Wärme. Ich überdachte meinen Versuch und Hirn schaltete auf Optimist. Mir kam eine zweite Chance damals so verlockend vor, dass sie mir das Leben rettete. Damlas wurde mir bewusst, dass mein Leben einem altem, kaputten Wrack glich. Durch den Moment der Vollendung würde mein Schiff sinken, doch ich selbst konnte es verhindern, ich nahm mir vor, die vielen Schäden im Wrack zu beheben und es neu auf See fahren zu lassen. Und ein Jahr später, stand ich hier, an dieser Klippe, das Meer betrachtend und meine Theorie über die 42 am durchgehen. Ich hatte die Theorie vor zwei Wochen aufgestellt und bisher keine Beweise gefunden, dass sie nicht den Realismus entsprach.
In meiner rechten Hand lag die kleine schwarze Kladde, in die ich tagebuchähnliche Einträge schrieb, es war halbvoll. Ich hatte vor einem halben Jahr beschlossen es zu führen um meiner Phsyche zu helfen,damals war ich optimistisch gewesen,dass es half,nach 2Monaten schrieb ich nurnoch aus Gewohnheit hinein und trug nur wenig bis garnichts täglich ein. Ich beschloss eine Art Biographie daraus entstehen zu lassen. Mein Leben war nicht interessanter als das der Menschen um mich herum, aber vielleicht machte genau diese Normalität die Menschen neugierig.
Ich setze mich noch ins morgentaunasse Gras und blickte auf das kühle, noch leicht dunkle Blau des Himmels und das schimmernde blau des Meeres.In der Ferne konnte man kleine orange Bojen erkennen, die gemäß ihres Sinnes auf dem Wasser schwammen, auf einer saßen drei Möwen,welche entspannt in der frühen Morgensonne lagen und ihr Gefieder trocknen ließen. Eine der dreien richtete sich elegant auf und breitete langsam ihre Flügel auseinander, bevor sie sich vom Wind in die Lüfte gleiten ließ. Ich verstand nicht wieso so viele Menschen sich wünschten fliegen zu können. Ich schlug mein Tagebuch auf einer leeren Seite auf und schrieb in ordentlicher Schrift Your wings won't teach you how to fly. Natürlich wusste keiner in welchem Zusammenhang ich diese Notiz schrieb, doch ich wollte diesen Satz niedergeschrieben haben.
Eine etwas kühlere Briese ließ eine leicht prickelnde Gänsehaut auf meinen Armen entstehen und ich winkelte meine Beine an und zog sie an meinen Oberkörper. Meinen Kopf legte ich dabei auf meine Knie und schloss meine Augen. Die Dunkelheit umgab mich und ich atmete langsam die frische Seeluft ein. Ich hob meinen Kopf, zog meine Kopfhörer aus meiner Hosentasche und schaltete das Rauschen der WhiteNoise ein. Meine Gedanken fingen an sich zu ordnen und ich legte meinen Kopf wieder zurück auf meine Knie.Nach einigen Stunden, stellte ich fest, dass der Himmel sich verdunkelt hatte und ein Gewitter aufgezogen war. Ich entfernte die Kopfhörer wieder von meinen Ohren und steckte sie zurück in meine Hosentasche, aus der anderen holte ich die schwarze Kladdeund schreib einige Sätze nieder. Ich hörte erst auf zu schreiben, als das Papier vollkommen durchweicht war. Die Worte geschrieben mit schwarzer Tinte, verliefen ineinander und ließen tränenartige Spuren auf dem Papier. Ich wischte über die weinenden Worte und schmierte sie über die komplette Seite,bevor ich das Büchlein schloss und mich vollkommen ins nasse Gras legte und der Regen auf mich niedertraf.Der Regen wurde mit jeder Minute stärker,ich schloss meine Augen und selbst durch meine geschlossenen Augenlieder sah ich Dunkelheit, welche mich erfüllte,dann jedoch vom hellen Licht eines Blitzes kurzzeitig unterbrochen wurde. Kurze Zeit später ertönte ein dunkles Donnern und ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen.
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marbles
De TodoEin Mädchen, der Wunsch nach Freiheit, der Sehnsucht nach dem malen auf der Haut mit ihrer Hoffnung. Und ein Junge mit dem Namen eines Würfels.