An eine Person die freundlich zu mir war und ich bloß einmal traf

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Hallo,

Sie erinnern sich bestimmt nicht an mich.
Ich schon. Ich erinnere mich oft daran, wie ich damals auf sie traf.
Denn ich war so dankbar, das keines ihrer Worte die sie an mich richteten, in Vergessenheit geriet. So dankbar dafür, das sie hin-, und nicht weggesehen haben.

Es war letztes Jahr im Sommer. Nachdem ich die dritte Op hinter mir hatte, erlaubte ich mir mit Freunden das Freibad zu besuchen. Eigentlich war ich noch nicht fähig dazu, doch ich hatte es satt ans Bett gefesselt zu werden. und so tat ich einer der dümmsten Dinge, an die ich mich heute noch zurück erinnere. Ich ging mit falschen Leuten ins Freibad, ging ins Wasser um nicht den Spaßverderber zu spielen. Ich war nicht ich selber, sondern das, was man von mir verlangte. Ich sah Dinge, die ich nicht sehen wollte, und ignorierte meine brennenden Schmerzen.
Als ich dann nach einer Zeit, die mir rückblickend, wie eine Ewigkeit vorkommt, wieder zu mir kam, endlich bemerkte was hier geschah, stand ich endlich auf, um zu gehen.
Doch zu spät, wie sich herausstellte.
Ich flüchtete zu den Toiletten, und schloss mich in eine der Kabinen. Der Schmerz in meiner linken Magengegend pochte, und ich kniff die Augen zusammen, ballte meine Hände zu Fäusten, in aller Hoffnung der Schmerz würde nachgeben. Doch wie beschrieb John Green es so schön?
'Schmerz verlangt gespürt zu werden.'
Es schien so hoffnungslos. Da war keine rettende Hand, nicht einmal ein kalter Boden, nach einem endlosen Fall. Nicht ein kleines bisschen zog sich der Schmerz zurück. Er schien eingefroren in meiner Magengegend zu verharren. Da ich dachte ich sei allein, schloss ich die Tür wieder auf, um dann wankend aus der Kabine zu laufen. Und da waren Sie. Eine schüchterne, sich nähernde rettende Hand, die mich auf die Bänke navigierte.
Wie in Trance nahm ich war wie sie auf mich einredeten, mich stützten.
Ich weiß nicht wie es dazu kam, aber nach ein paar Schlücken Wasser, und kreisenden Bewegungen meinerseits auf den Bauch, ging es mir besser. Inzwichen hatte ich mich mehrfach bedankt, doch gesprochen, nicht.
Es war mir so peinlich.
Sie haben das große Op Pflaster an meinem Bauch bemerkt, und keine Fragen gestellt.
Dumm, kam ich mir vor. Strohdumm, so mit mir und meinem Körper zu spielen. Wären sie nicht da gewesen, wie lange hätte ich dort rumgelungert, und den Schmerz mich auffressen lassen?
Ich bin ihnen so dankbar.

Ich wünsche ihnen viel Glück und Gutes im Leben.
Ich

Dreißig BriefeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt