Sechs

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Nicht überarbeitet

Ich starrte lange auf die Seite, und auf das, was schwarz auf weiss am unteren Briefrand stand. Unweigerlich und unwiderruflich stand es da, zwei Wörter, mein Untergang. 'The one'...

Jake nahm mir den Brief aus der Hand und als ich mich zu ihm drehte sah er mich besorgt und fragend an. Er fing an zu lesen, doch ich nahm ihm den Brief aus der Hand und schüttelte den Kopf.

"Lies das nicht, Jake." Es klang kalt und ganz ohne Gefühle. Ich fühlte nichts, ich errinerte mich nur. Ich nahm den Brief, den Bildschirm und den Umschlag und ging aus dem Haus. Ich musste durchatmen und einen klaren Kopf kriegen. Ich fühlte mich völlig benebelt, und setzte mich auf einen Stein. Meine Ellenbogen stützte ich auf meine Knie ab, und ich lies meinen Kopf hängen. Ich wusste nicht, wie lange ich dort saß, doch es war höchstens eine Stunde vergangen.

Ich musste es doch jemandem sagen! Aber wenn ich es tun würde, hätte es keine Vorteile für alle Beteiligten. Ich hatte keine Ahnung, was ich machen sollte. Es war stumme Verrzweiflung, ich wollte nicht darüber reden. Nein, ich durfte nicht darüber reden. Langsam stand ich auf, immernoch die Sachen in der Hand und schlurfte zum Marktplatz. Es waren nicht mehr ganz so viele Menschen, doch für diese Uhrzeit schon recht viele. Ich musst mich irgendwie ablenken, und ging zur Wiese, in die wir die Kreuze gehämmert hatten. Bald würde mein Kreuz hier stehen, neben den anderen, unzähligen Kreuzen.

Ich sah, wie dieses Mädchen, welches auch gewählt wurde über den Marktplatz lief. Ich beobachtete sie, wie sie zwischen den Menschen durchhuschte. Plötzlich zog sie einem Mann das Portemonnaie aus seiner Hosentasche und lief in meine Richtung. Sie erblickte mich und ich winkte sie her. Sie zögerte, und wollte in die andere Richtung abdrehen, doch ich rief ihr etwas zu.

"Keine Angst, mach ich selbst hin und wieder!" Sie sah mich überrascht an, und kam auf mich zu. Sie dachte wohl, ich würde sie bei einem Wächter verpetzen. Wortlos setzte sie sich neben mich, und fing an, Graß rauszurupfen. Einige Zeit sagte keiner etwas, ich hatte mich hingelegt, darauf bedacht die Holzkreuze auf der hellgrünen Wiese nicht anzustoßen, und blickte in die Sonne.

"Mein... mein Bruder war in 'Game three'... Seitdem sind ich und mein kleiner Bruder alleine. Ich weiss nicht, was passiert, wenn ich nicht durchhalte." Langsam setzte ich mich auf, und sah sie an. Sie hatte keine Tränen in den Augen, doch ich merkte, wie sie zitterte.

Ich wusste, dass die ersten drei Spiele die schlimmsten waren. Da war 'The Game' noch nicht so organisiert und die Menschen haben sich regelrecht abgeschlachtet ausserdem waren es zu viele, zu viele die starben. Es gab keine Gewinner, viel zu viele Qualen und zu viel, was man nicht sehen wollte. Das sagte man sich. Ich war noch viel zu Jung, um das überhaupt wahrzunehmen, aber selbst jetzt zittert jeder vor Angst, wenn 'The Game läuft'.

"Los komm." Ich rappelte mich auf und sie stellte sich neben mich.

"Wohin? Und warum?" Fragte sie mich und legte ihren Kopf schief.

"Zu deinem Bruder. Dein Bruder und meine Familie werden sich bestimmt gut verstehen, und können uns dann alle zusammen im Fernsehen anfeuern wenn wir nicht mehr da sind." Ich lächelte sie an und sie hatte jetzt doch kleine Tränen in ihren Augen.

"Danke." War das einzige was sie rausbrachte. Sie führte mich zum Rand des Marktplatzes und ging in eine kleine, dunkle Gasse. Sie hielt meine Hand und lies sie nicht los, ich war froh darüber auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte.

Wir biegten unzählige Male ab, und die Gegenden wurden immer dunkler, verschmutzter und die Menschen die man dort sah immer ärmer, verwahloster und wilder. Sie zog mich immer an den Hauswänden entlang, damit keiner uns sah. Doch einmal sah uns jemand, er lief uns hinterher und Jane wurde immer schneller.

Irgendwann sprinteten wir nur durch die Gassen, achteten nicht mehr auf die Umgebung und wollten von der Person weg. Ich sah nach hinten, und bereute es sofort. Man konnte durch die zerlumpte Kleidung, das bloße, dreckige Fleisch sehen, das mit Wunden übersät war. Das Gesicht konnte man nicht erkennen, die Haare fielen der Person in ihr Gesicht, fettig, schwarz und mit stinkendem Müll beladen waren sie. Ihr kriegte einen Würgereiz, und lief noch schneller. Sogar der Gang der Person war komisch gewesen. Irgendwie schleppend, obwohl sie fast genauso schnell war wie wir. Die eine Hand schleifte über den Boden und die andere war klein und verkrüppelt.

Ich hörte ein furchtbares Lachen, das immer näher kam. Leider hatte ich kaum Ausdauer und atmete schwer. Ich spürte etwas an meinem Rücken und sah wieder hinter mich. Ich schrie kurz quf, die Person befand sich direkt hinter mir. Obwohl das schon ein Grund zur Sorge sein sollte, lies mich das im Anbetracht der Umstände kalt. Denn ich kämpfte bereits mit dem nächsten Würgereiz, ich hatte das Gesicht der Person, der Frau gesehen. Sie hatte bleiche Hqut, die voller Kratzer war und teilweise sah man das rohe Fleisch. Flüchtig hatte ich gesehen, dass das Fleisch nicht normal rötlich war, sondern eine grüne Färbung angenommen hatte. Die Augen waren gelb und Die Pupille beunruhigend grün. Die wenigen, spitzen Zähne die aus dem Mund ragten waren faulig gewesen und irgendetwas war von den Zähnen getropft.

Ich krampfte mich zusammen, ich konnte nicht mehr! Doch Jane zog mich unerbittlich weiter, bis sie auf einmal über einen Zaun sprang und mich mitzog. Ich schaffte es nicht ganz rüber und hing an dem Zaun. Ich hing mit letzter Kraft an den Latten und konnte mich nicht hochziehen. Fast fiel ich herunter, doch plötzlich bohrte sich etwas spitzes in mein Fußgelenk und ich krieschte. Es schmerzte höllisch, meine Hände waren schwitzig und ich konnte mich nicht hochziehen.

"Jane! Jane!" Ich kreischte schon fast hysterisch und versuchte mich langsam hochzuziehen. Langsam schaffte ich es, doch etwas hielt mein Bein fest. Ich wollte es nicht riskieren noch einmal nach unten zu sehen und versuchte krampfhaft meine Kraft zu bündeln.

"JANE!" Meine Stimme brach ab, als...

The Gamer (on hold)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt